Das Defizit der Griechen betrug nämlich im Vorjahr wieder über 10 % des Bruttoinlandsprodukts (als der Summe aller auf bestimmte Art gezählten Wirtschaftsleistungen im Land, Anm.) Nun könnte man vorschnell sagen: Haben sie wieder zu wenig gespart, die Griechen, solche Schlawiner!? Vielleicht. Aber das BIP ist 2010 um 4,5 % zurückgegangen. Also stieg die Staatsschuld (bzw. das, was als solche noch ausgewiesen wird; kein Staat der Welt rechnet seine wirklichen, gesamten Verpflichtungen mit ein, wie Rentenversprechungen, "Sozialnetze", ausgelagerte "Unternehmen", die aber politische Instrumente sind, etc.) auf mittlerweile 142 % des BIP. So wird es begründet.
In Wahrheit hängt eines vom anderen ab: spart der Staat, bringt er weniger frisches Geld in Umlauf, ja entzieht er Geld dem Markt (Kreditrückzahlungen z. B. sind Geldmengenverringerungen, was nur verstanden wird, wenn man begreift, daß die Zeiten, wo Kredite durch Verleihung realer Geldvermögen vergeben werden, längst vorbei sind - schon lange vergibt man Kredite durch ZUKÜNFTIGE Geldvermögen, und nicht einmal das: durch -einnahmen, die nur die Rückzahlungen decken sollen, und nicht einmal das: die die Zinsen decken müssen, und nicht einmal das: ... etc. etc., das geht tatsächlich noch weiter), durch Sparen, fehlt es natürlich als Nachfrage.
Und damit sinkt die Wirtschaftsleistung. Und damit sinken die Steuereinnahmen. Und damit steigt das Staatsdefizit, selbst wenn gespart wird. Dazu muß Griechenland weitere Kredite aufnehmen, und wie man hört, liegt dafür der Zinssatz bereits bei 15 %! Wer soll das noch bezahlen? Eben, es rechnet ja keiner damit. Man wird "umschulden", so nennt man den Teilbankrott, den "Ausgleich", wie man das früher nannte, wo ein Teil der Schulden gestrichen wird, das Unternehmen aber weiter bestehen bleibt. Also weiß längst jeder Kreditgeber, daß er einen Teil seines Geldes verlieren wird, so gut man es durch "demonstrativen Optimismus" zu verheimlichen gedachte. (Für den ehem. Finanzminister Pröll war das ja der Grund, davon zu sprechen, daß Österreich durch seine Griechenlandhilfe "verdienen" würde! Hat er's wirklich geglaubt, hätte man ihn längst wegen Inkompetenz, hat er gelogen, wegen Betrugs absetzen müssen; wobei seine Lunge es längst wußte, die hat die weitere Produktion heißer Luft verweigert.)
Hier zeigt sich der Januskopf der EU und ihrer Gelder, mit denen beigetretene Staaten unbewußt, vielleicht aber auch bewußt, als Markterweiterung mißbraucht wurden, denen man nur ausreichend Kredite zur Verfügung stellen muß, damit sie dann jene Kunden, jene Nachfrage bedeuten, die die Volkswirtschaft des Kreditgebers (der die Kredite unter Besicherung erwarteter Gewinne aus der Kreditvergabe vergibt) "belebt". Genau mit jenen "Hilfsgeldern" aber wurden die jeweiligen Volkswirtschaften aus dem letzten Gleichgewicht gebracht, die jeweiligen Regierungen dazu regelrecht animiert, weiterhin "Politik" mit fremdem Geld zu machen, Ungarn ist ein gutes Beispiel.
Solches Schicksal blüht jedem der europäischen Staaten, der seine Prosperität im Grunde staatlichen Interventionen und staatlicher "Einkommensvermehrung" verdankt, und das sind so gut wie alle. Aber nicht nur das: nimmt der Staat seine Ausgaben zurück, um nun die Bürger aufzurufen, doch wieder selbst die Dinge in die Hand zu nehmen, stellt sich rasch heraus, daß die aufgebaute realen Strukturen gar nicht selbsterhaltungsfähig sind! Also brechen als nächstes Dinge wie soziale Einrichtungen weg, Krankenhäuser gehen pleite, und ein ganzes Wirtschaftssegment, das sich auf die große Menge der "Zuviel-Verdiener" eingestellt hat - zu viel, weil durch staatliche Umverteilung aus dem Sattel gehoben - bricht zusammen. Das sind Branchen wie Unterhaltungselektronik, KFZ-Verkauf, Freizeitindustrie, Schein-Luxus (also nicht: echter Luxus, der war nach wie vor unerschwinglich), etc. Gleichermaßen brechen Bequemlichkeitsstrukturen weg, was vor allem das Transportwesen betrifft.
Ein Rückbau auf regionale, sagen wir: organismische Strukturen, also Strukturen, die aus Elementen bestehen, die aus sich heraus auf sich eingespielt sind, ist kaum aus dem bestehenden System heraus möglich. Das erfährt nun Griechenland. Das wird Irland, das wird Portugal, Spanien etc. etc. erfahren. Denn auchdie EU-Gelder sind nicht unbegrenzt zur Verfügung. Und selbst wenn man das Spiel nun, mit dem "Rettungsschirm", noch einmal gestreckt, aber nicht nur das: begrenzt hat man auch echte Bereinigungen ermöglicht (die natürlich die Geberländer bares Geld kosten wird, stellen wir uns lieber darauf gleich ein!), auf Dauer konnten und können diese politisch durchwirkten Volkswirtschaften nicht funktionieren. Denen ihr einziger wirklicher Motor - persönliche Selbstverwirklichung, persönlicher Ehrgeiz, persönliche Schaffens- und Lebensfreude, Freude an der Weiterentwicklung (Innovation) - einfach abgestorben ist. Zugunsten einer Garantie der Versorgung mit Gütern. Als ob das schon Leben bedeuten würde.
Die westlichen Staaten stehen also vor einem Dilemma: steigen sie aus, nehmen sie sich zurück, brechen ihnen die Volkswirtschaften auf gewisse Zeit weg, verlieren sie die Handlungsfreiräume, auch wegen fehlender Steuereinnahmen, müssen sie den Traum aufgeben, direkte Gesellschaftspolitik durch direkte Eingriffe "machen" zu können. Bleiben sie im Spiel, steuern sie auf einen unausbleiblichen Totalcrash zu, den sie nur hinauszögern können, mit einer vagen Hoffnung auf ein Wunder, wie Ölfunde im Chiemsee, oder die einzigen Goldminen weltweit im Karwendelgebirge. Denn nur "Zusätzliches" könnte helfen.
Aber das wird nicht eintreten. Alle Rufe "Gold! Gold!" ("Internet! Internet!" usw.) haben sich bisher als Luftballons erwiesen. Mut zum Handeln gibt es freilich auch nicht. Also versucht man nur, die Maschine irgendwie am Laufen zu halten. Und man tut es, indem man die öffentlichen Ausgaben auf gleichem Niveau hält, ja sogar noch weiter in die realen Strukturen eingreift - wie in der "Öko-Strom-Erzeigung" in Deutschland, einem lupenreinen Frankenstein der Retorte, der direkt an der Steuergeldinfusion hängt, mit dem der Staat die entscheidenden Wirtschaftstreibstoffe immer einschneidender, immer unlösbarer von sich und der Zentralbewirtschaftung (Planwirtschaft) abhängig macht.
Dann gibt es zwar keinen Politiker mehr, der "verantwortlich" dafür ist - denn Wirtschaftscrashes werden heute behandelt wie aus dem Weltall eingeflogene Epidemien - aber es werden sich aus Chaos neue Strukturen ausschmelzen müssen, ein ganz gewiß sehr schmerzvoller Prozeß für alle Bevölkerungen.
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