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Samstag, 16. April 2011

Haß auf den verhinderten Aufstieg

Merkmal einer vorrevolutionären Gesellschaft ist der Haß der Mittelschicht auf die (ehemals) obersten Schichten. Diese wiederum haben längst aufgehört zu regieren, und liebäugeln mit egalitaristischen, "humanitaristischen" Ideen, lösen sich von innen heraus - aus der Moral heraus - auf. Einer Moral, die die Mittelschichten ertüchtigt zu meinen, sie könnten das, was die Oberen könnten, allemal. Die obersten Schichte habe moralisch abgewirtschaftet, versage, und habe deshalb kein Recht zu bestimmen, sie zu beseitigen, ihre Stelle einzunehmen sei sogar Pflicht im Interesse der Rettung der Gesellschaft. Dies wird bestärkt durch Imitation derer Lebensweise, die solcherart entzaubert wird.

Interessant ist ein Hinweis von Brinton, daß nämlich die mittlere Schichte solange zufrieden ist, solange sie eine Chance sieht, aufzusteigen, in erwähnte Führungselite aufgenommen zu werden. In dem Moment, wo diese von sich aus zerfällt, wirkt der Haß der Mittelschichte wie der Zorn auf ihre ehemaligen Vorbilder, den eigenen Aufstieg vereitelt zu haben.

Vorrevolutionäre Gesellschaften zeigen immer diese Tendenz der Elite: die sich nicht selten sogar als die führende intellektuelle Schichte späterer Revolutionen zeigt! Revolutionäre Ideen stammen (Rußland ist hier markantestes Beispiel) also häufig von den später Gestürzten selber.

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