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Sonntag, 25. November 2012

Am Weg zur Solidarität

Edith Stein schreibt an einer Stelle, daß der Einzelne sich erst einmal als Glied einer kleinen Kette - Familie, Sippe, Ort, Land - erfahren muß. Und zwar in aller Unterschiedlichkeit, in allem Eigensein. Nur so kann sich Solidarität bilden, im Erfahren des Gemeinsamen, das die sogar individuelle Besonderheit dennoch umgreift. 

Wird die Eigenart eingeebnet, verwischt, fehlt die Erfahrung des "anderen". Und damit fehlt die Möglichkeit, die Bereicherung durch das andere zu erfahren. Das Erfahren der Einheit des gesamten Menschengeschlechts ist somit die Frucht eines allmählichen, sich langsam erweiternden Aufbaus des Einzelnen, der mehr und mehr in der Unterscheidung die Strukturen des Gemeinsamen erfaßt. 

Übergreifende, übernationale Identität kann sich also nur aus dem klaren Erfassen und Bewahren der Eigenart ergeben. In der das Eigensein des Anderen gerade als Anderssein erfaßt, aber als Spielart des Menschseins gesehen wird, an dem auch ich teilhabe. Ohne engere Heimat gibt es keine Welt als Heimat. Der Weg kann aber nicht umgekehrt verlaufen - über ein "Weltbewußtsein" zur engeren Heimat. Wer die Heimat nicht achtet, kann auch die Welt nicht achten. Wer in seiner Heimat kein Glied eines Ganzen ist, kann es auch nicht der Welt sein.


*251112*