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Dienstag, 20. November 2012

Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild

Pawel Taranczewski
Die Berufung zu malen und diese Berufung anzuerkennen, heißt daher, das Entstehen von Bildern, die den Maler übertreffen, zuzulassen, schreibt Pawel Taranczewski in "Schuld- und Glaubensbekenntnis eines Malers. Der einmal dachte, es sei Gott gefälliger, seine Berufung zur Malerei aufzugeben, um ihm durch soziale Taten (etc.) zu dienen. Er hat dies später revidert.

Das Verfertigen von Bildern, so der polnische Maler und Priester, ist ein Vorgang, der von der Körperlichkeit des Malers wie der Materialien nicht zu trennen ist. Insbesonders Farbe ist etwas, das dem Maler gar nicht selbst obliegt, sondern dem Dargestellten selbst gehört, aus seinem transzendenten Glanz hervorgeht, und mit dem Entstehungsprozeß selbst zu tun hat. 

Malerei kann also nicht durch andere Medien "abgelöst" oder "verbessert" werden. Sie kann nur untergehen, aufgegeben oder vergessen werden. Sie ist ein Weg der Erkenntnis als Selbsterkenntnis des Künstlers im Selbstvollzug als Mensch, der eben nur ihr vorbehalten bleibt.

Bei der Arbeit mit den modernen Medien fehlt dem Künstler dieses Wesentliche - der direkte Kontakt mit seinem Produkt. Sie sind eben nur Medien, Vermittler, während der Pinsel nur Werkzeug ist. Sie geben die Technik vor. Während gerade die Anwendung (des Pinsels, der Farbmischungen etc.) der entscheidende Prozeß der körperlichen Auseinandersetzung und Hervorbringung mit dem Bild in seiner Materialität - Leinwand, Firnis, Farbe, Bindemittel etc. - ist. Ein Bild ist von dieser Materialität nicht zu trennen, seine Motive sind keine Aussage im Sinne eines Zwecks, jedes Bild ist deshalb ein unwiederholbares Einzelstück, und es zu reproduzieren produziert auch ein anderes Werk. Auch wenn das Motiv für den Künstler das entscheidende Kriterium der Materialisierung ist. Aber es ist frei gewählt.

Die Malerei [...] haftet am Motiv (woher dieses auch kommen mag und was es auch sei mag), sie bleibt immer unlöslich mit dem Motiv gebunden. 

Das Bild an sich löst gar nichts und ist keine Antwort. Das Bild überfällt den Maler, als sei es ein Geschenk, denn der Maler steht nicht vor dem Bild, als sei es ein Problem, das er zu lösen habe. Der Gestalt annehmende Inhalt der Bildfläche schafft ein Intimsphäre, die auf keine andere Weise erreicht werden kann, auch nicht mit Hilfe von anderen Medien. Das Bild steht unmittelbar mit dem Körper des Malers in Verbindung; es verbindet sich mit seiner Seele, und der Maler partizipiert seinerseits an der malerischen Substanz, die das Bild ausstrahlt.

Abgeschlossenheit des Werkes, aber vor allem seine Zweckfreiheit sind unverzichtbare Wesensbestimmungen der Kunst. Deshalb muß auch der Künstler aus dem Zweckspiel der Welt herausgenommen sein, sich daraus befreien. Das ist sein grundlegender Werdeprozeß.

Beim unmittelbaren Schaffen eines Bilder und einer Bildfläche muß der Maler uneigennützig vorgehen, denn Eigennutz und Pragmatismus sind eine Erbsünde, die den Brunnen vergiftet. Eigennutz erzwingt Anerkennung und vom Künstler kalkulierbare Reaktionen. Er fordert nicht zur Teilnahme auf, sondern führt zur Überlistung, zum Wunsch, sich den Menschen anzubiedern und sie mit einem Bild zu täuschen, das nichts hervorruft - und der Getäuschte ist weder beeeindruckt, noch weiß er Begeisterung aufzubringen. 

Durch ein Bild, das uneigennützig entsteht, wird der Maler auf künstlerischem Wege zur Erkenntnis der Wahrheit gebracht und lernt sich selbst kennen. Eigennutz führt im besten Fall zur Irreführung, zu einem falschen Selbstbild des Malers. Hier - und nicht durch den ikonographischen Inhalt des Bildes - verbindet sich Malerei mit der Ethik.





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