aus 2007) Die heutige Theaterszene des deutschsprachigen Raumes hat zu einem großen Teil ein Problem mit den Künstlern, weil mit der Kunst. Sie ist okkupiert von Politik, Moralismus und Geltungssucht. Ein Spielplatz für Charakterprobleme, denen man insofern auf den Leim geht, als sie deren Ziele erreicht: daß Psychopathologie und Persönlichkeitsschwäche mit künstlerisch-schöpferischen Seelenfacetten verwechselt wird. Man spielt mit dem Unsagbaren, Archtepylosen und damit gar nicht von Außen (außer im Werk - und genau das wird durch Nebelbrillen verwischt) bestimmbaren, das dem Künstlertum anhaftet.
So kommt es, daß es wohl kaum auf einem Gebiet der sogenannten Künste so wenige Künstler - aber dafür so viele Charakterdeformierte - zu geben scheint wie am Theater. Teilweise ist das Theater sogar zu einer Anstalt der Vernichtung künstlerischer Persönlichkeiten geworden ("Schauspielmethoden").
Die Parallelen mit Bereichen, die ähnliche Entwicklungen in den letzen Jahrzehnten genommen haben, sind überzufällig - wo immer Verbeamtung eben einsetzte: Kirche, Verwaltung, Politik ... Diese Gebiete wurden okkupiert.
"... verschließt Eure Herzen sorgfältiger als Eure Türen! -
Es kommen die Zeiten des Betruges,
es ist ihm Freiheit gegeben!
Die Schwachen werden regieren mit List,
und der Tapfere wird in die Netze fallen,
mit denen die Feigheit die Pfade verweht!"
(Goethe; Götz von Berlichingen, "letzter Akt, letzte Szene" ...)
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