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Mittwoch, 7. November 2012

Blick von außen

Als Mann, der sich lieber direkt um Recherche bemüht, als Texte und Meinungen einfach zu übernehmen, präsentiert sich der scheidende Österreich-Korrespondenz der FAZ in Wien, Reinhard Olt, in der Presse. Insbesondere dem Mainstream der 68er-Generation hat er sich durch originäre Urteilssuche entgegengestellt.

Entsprechend seine Einschätzung von Politikern, auch aus Ungarn oder Slowenien, die er von Wien aus mitbeobachtet hat. Schüssel, so Olt, sei in seinen Augen ein ausgezeichneter Politiker gewesen, der sich durch rasche Auffassungsfähigkeit und die Gabe, auch in der Diskussion unter 20 Meinungen die Dinge prägnant zusammenzufassen, kennzeichnete. Er sei für die Verfehlungen, die unter seiner Regierung passiert (und aufgedeckt) wurden, nur bedingt zur Verantwortung zu ziehen, die Ministerverantwortung sei in Österreich ausgeprägter gesetztlich verankert, als in Deutschland.

Victor Orban kenne er zu wenig persönlich, aber er habe den Eindruck, daß die ungarische Justiz sehr wohl in der Lage sei, Machtmißbrauch zu ahnden. Aber er beklage, daß die österreichischen Medien zu sehr auf bestimmte Stichwortgeber hörten, deren Ansichten dann das Bild über Ungarn prägten. Das Land sei eben in zwei Lager gespalten, die einander abgrundtief haßten - die Konservativen, und die Linken. Hier scheine es keinen gemeinsamen Weg zu geben.

Generell befürchtet Olt einen weiteren Qualitätsverlust des Journalismus. Zunehmend würde auf die Trennung von Nachricht und Meinung nicht mehr achtgegeben, beide verschwömme längst. Dazu komme die hohe Abhängigkeit von PR-Abteilungen von Unternehmen und Gruppierungen. Und das, obwohl der direkte Zugang zur Politik für Journalisten in Österreich sehr einfach sei, anders als in Deutschland. Er habe nie ein Problem gehabt, mit Politikern aller Couleurs auch prompte Gesprächstermine zu erhalten. Außerdem seien die Kapitalstrukturen hinter den Medien immer mehr zu merken - durch Einflußnahme.

Seinen vormaligen Optimismus freilich, was die Zukunft des Zeitungs-Journalismus anbeangt, hat er nach eigener Aussage etwas verloren. Und zwar aus der Beobachtung der Rezeptionsgewohnheiten in der Umgebung: online-Publikationen würden immer häufiger das gedruckte Wort verdrängen. Ob es in 10 oder 20 Jahren noch Printmedien gebe, wage er nun nicht mehr zu beurteilen, er hoffe es nur.



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