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Donnerstag, 22. November 2012

Du sollst ihn auch nicht kriegen!

aus 2007) Eine Episode aus "Dichtung und Wahrheit" - Goethe in Straßburg:

Als er sich verabschiedete, tat, wie Emilie ihm geheißen hatte, alles ahnend, trat Emilie noch einmal an ihn heran: "Damit es wirklich das letztemal sei, daß wir uns sprechen, so nehmen Sie was ich Ihnen sonst versagen würde." Sie fiel ihm um den Hals und küßte ihn aufs zärtlichste. Er umfaßte sie und drückte sie an ihn.

In diesem Augenblick flog die Seitentür auf, und Lucinde, die Schwester, stand "in leichtem aber anständigem Nachtkleide" vor ihnen. "Du sollst nicht allein von ihm Abschied nehmen!" Die ihr immer - und so auch vermeint hier - die Männer ausgespannt habe ... "... aber Du sollst in auch nicht haben!" Sie faßte Goethe mit diesen Worten 'ganz eigentlich am Kopf, indem sie ihm mit beiden Händen in die Locken fuhr,' drückte sein Gesicht an das ihre, und küßte ihn zu wiederholten malen auf den Mund.

"Nun," rief sie sodenn aus, "fürchte meine Verwünschung: Unglück über Unglück für immer und immer auf diejenige,die zum ersten male nach mir diese Lippen käßt! Wage es nun wieder mit ihm anzubinden; ich weiß, der Himmel erhört mich diesmal. Und Sie, mein Herr, eilen Sie nun, eilen Sie, was Sie können!"

Goethe weiter: "Ich flog die Treppen hinunter mit dem festen Vorsatze, das Haus nie wieder zu betreten."

Die nächste war die Pfarrerstochter Friederike aus Sesenheim.


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