Auch die Ordnung des Alphabets ist keineswegs die einer zufälligen Aufzählung der Laute. Es zeigt eine Hierarchie, die vom Entstehungsgrund des Sprechens ausgeht, die sich weiter und weiter differenziert hat. Das Alphabet ist also die Begleitlinie kulturellen Entwickelns, vom Grund, bis zum Höhepunkt, dem Ende, der Vollendung in der Ausfaltung.
Die Kabbala spekuliert deshalb über das Alpha, das A, als Indifferenzpunkt allen Sprechens, der in der Überschreitung aus dem Schweigen erstmals Stimme in der Gestaltung, im verflechtenden Zusammenfluß aus Ursprung und Intention, hörbar macht. Das A markiert also den stimmlosen Spracheinsatz. Verschwindet aber dann wieder in die Unhörbarkeit in der weiteren Entwicklung des Sprechens, schreibt Tom Waibel in "Wortgeprassel".
Die Entwicklung des Zeichens begann sehr wahrscheinlich mit dem Piktogramm für Ochse, Rind, der Lebensgrundlage - als Zeichnung des Kopfes.
Anders heute meist gemeint, entstammt so auch die Buchmalerei nicht einem nebulosen Schmuckbedürfnis, sondern zeigt noch den Ursprungsbezug des Schreibens überhaupt - im Geheimnis des Tons, in dem, worauf sich Sprache bezieht, woraus sie sich nährt, was sie darzustellen versucht. Als präcognitives Vorwissen als Sinn (=logos), der in der Sprache als Geste mitgeht. Worauf sich selbst der Reim als Sinnkoinzidenz, die aus der lautlichen Herkunft aus den Sinngehalten stammt, bezieht. Sprache wird somit nicht "gemacht", sondern entstammt dem Hören und Darstellen des gehörten Sinns. Darauf aufbauend kann man sogar so weit gehen, die Sprache als Gestalt als aus dem Bild - und damit der Schrift - herstammend zu sehen.
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