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Dienstag, 6. November 2012

Der Tod des Schauspiels

aus 2007) Ich zweifle manchmal, ob es noch gutes Schauspiel geben wird. Denn das Ausmaß an Kriterienverlust ist erschreckend. Nicht, daß ich fürchtete, daß es nicht immer Ziel bliebe. Aber ich sehe mit Schrecken, daß es im Schauspiel fast ausnahmslos nur noch um Erfüllung von Erwartungshaltungen geht, die sich aus höchst verschiedenen erstarrten Lebensmustern speisen. Allen voran: aus einer lächerlichen Psychologie, die ihre philosophisch (und damit: gedanklich) unhaltbaren Erklärungsmuster selbst den Therapierten einschafft.

Damit aber verbildet man auch den Nachwuchs, dem man die kaum noch hörbaren, aber wahren inneren Kriterien - die Kriterien der Kunst eben, Lebendigkeit, Vollkommenheit, Gewolltheit, Ganzheit ... - niedertritt.

Zudem finden sich zunehmend Begriffe wie "Ästhetik" als Maßstab. Als wäre Ästhetik ein rein formales Spiel.

Da tut es schon richtig gut, wenn man anerkannte Regisseure wie Peter Zadek hört bzw. liest. Auf einmal glaubt man wieder an das, was man doch weiß, glaubt an den Verstand. Und zwar schon nur, weil er in so vielen Teilen ganz normale Vernunft zu haben scheint, weil er die Wahrheit und die Freiheit gesucht zu haben scheint.

Die Wahrheit suchen ... ich habe im Schauspiel fast noch nie einen Kollegen das sagen gehört.



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