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Freitag, 16. November 2012

Vom Ich in der Welt (II)

Teil 2) Gibet es also ein Ich? Oder nicht?



Dem ICH aber überhaupt die Existenz abzusprechen (wie es jüngst z. B. Daniel Kehlmann in einem Interview tat) bedeutet, einem (metaphasischen bzw. anti-metaphysischen) Postulat zu folgen, das die Transzendenz prinzipiell ausschließt, und das Ich prinzipiell weltimmanent(istisch) setzt. Es bedeutet sogar, dem Geist den Geist abzusprechen.* Es bedeutet die Vorentscheidung, das Denken des Selbst absolut zu setzen, und weil das nicht (weltimmanent gedacht) möglich ist, dieses unser Denken nicht als "selbst-loses" Denken denkbar ist, den Grundtatbestand zu übersehen (oder willentlich zu entwerten), daß dem "cogitare" ein Ich bereits vorhergeht. Das nicht setzbar ist. Das uns gegeben, dem Denken vorgegeben ist. Das also bereits dieses "Selbstgefühl" dieses vorgängigen Ich als weltimmanent (z. B. evolutionär gedacht: als Epiphänomenologie aus rein leiblichen Regungen heraus) bestimmt. Eine Vorentscheidung! Kein Denkergebnis. Das die Bedingungen der Rezeption eines solchen "leiblichen" Ich selbst nicht weiter hinterfragt.

Die Interpretation von Descartes' "cogito ergo sum" übersieht meist genau das: daß die Feststellung, DASZ ich denke, bereits einem Ich nachgelagert ist, ein Ich voraussetzt, das sich in der Denkbewegung sprachlich erfährt, sich als Träger einer bzw. ALS Identität erfährt.

Denn die Bewegung des Ich zum Selbst - in der Erfahrung - IST bereits das Leben selbst. Dem Ich also Existenz abzusprechen, es in Gedanken rein welt-relativ bestehen zu lassen, mit der Geschichte also wieder vergehen zu lassen, heißt, das Leben selbst relativ zu setzen. Heißt, den transzendentalen Horizont in die Welt hineinzuverlegen, Leben als Evokation der Welt selbst zu sehen.  Wie es u. a. Heidegger versuchte, wie es Edith Stein sehr stringent aufweist. Mit der Auflösung eines (in Gott, dem Sein selbst) absoluten Ich (das natürlich vom Sein selbst abhängt) löst sich auch das Absolute selbst auf, Gott. Kehlmann hat darin also völlig recht, daß dieses Konzept im Buddhismus (bestimmter Prägung) existiert.

Das Leben geht aber der Welt voraus, es entstammt empirisch gesehen NICHT der Welt (als Welt der Gestalten), wird weltimmanent nur (unter bestimmten Bedingungen) in Trägerschaft weitergegeben: kein nur weltimmanenter Prozeß kann Leben "schaffen", er kann es nur "zeugen".) Diese zeigt, trägt es nur (in den Gestalten der Dinge, zugleich NUR als Gestalt, in seinen Akten als "Gehalt"), indem sie an diesem Leben teilhat: Kein Lebewesen kann sich selbst das Leben (und damit das Sein) geben. Und damit entstammt das absolute Ich gleichfalls NICHT dem fleischlichen Ich.


Teil 3) Als Replik gefaßte Fußnote - *




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