Teil 2) Gibet es also ein Ich? Oder nicht?
Dem ICH aber überhaupt die Existenz abzusprechen (wie es jüngst z. B. Daniel Kehlmann in einem Interview
tat) bedeutet, einem (metaphasischen bzw. anti-metaphysischen) Postulat
zu folgen, das die Transzendenz prinzipiell ausschließt, und das Ich
prinzipiell weltimmanent(istisch) setzt. Es bedeutet sogar, dem Geist
den Geist abzusprechen.* Es bedeutet die Vorentscheidung, das Denken des
Selbst absolut zu setzen, und weil das nicht (weltimmanent gedacht)
möglich ist, dieses unser Denken nicht als "selbst-loses" Denken denkbar
ist, den Grundtatbestand zu übersehen (oder willentlich zu entwerten),
daß dem "cogitare" ein Ich bereits vorhergeht. Das nicht setzbar ist.
Das uns gegeben, dem Denken vorgegeben ist. Das also bereits dieses
"Selbstgefühl" dieses vorgängigen Ich als weltimmanent (z. B.
evolutionär gedacht: als Epiphänomenologie aus rein leiblichen Regungen
heraus) bestimmt. Eine Vorentscheidung! Kein Denkergebnis. Das die
Bedingungen der Rezeption eines solchen "leiblichen" Ich selbst nicht
weiter hinterfragt.
Die
Interpretation von Descartes' "cogito ergo sum" übersieht meist genau
das: daß die Feststellung, DASZ ich denke, bereits einem Ich
nachgelagert ist, ein Ich voraussetzt, das sich in der Denkbewegung
sprachlich erfährt, sich als Träger einer bzw. ALS Identität erfährt.
Denn
die Bewegung des Ich zum Selbst - in der Erfahrung - IST bereits das
Leben selbst. Dem Ich also Existenz abzusprechen, es in Gedanken rein
welt-relativ bestehen zu lassen, mit der Geschichte also wieder vergehen
zu lassen, heißt, das Leben selbst relativ zu setzen. Heißt, den
transzendentalen Horizont in die Welt hineinzuverlegen, Leben als
Evokation der Welt selbst zu sehen. Wie es u. a. Heidegger versuchte,
wie es Edith Stein sehr stringent aufweist. Mit der Auflösung eines (in
Gott, dem Sein selbst) absoluten Ich (das natürlich vom Sein selbst
abhängt) löst sich auch das Absolute selbst auf, Gott. Kehlmann hat darin also völlig recht, daß dieses Konzept im Buddhismus (bestimmter Prägung) existiert.
Das
Leben geht aber der Welt voraus, es entstammt empirisch gesehen NICHT
der Welt (als Welt der Gestalten), wird weltimmanent nur (unter
bestimmten Bedingungen) in Trägerschaft weitergegeben: kein nur
weltimmanenter Prozeß kann Leben "schaffen", er kann es nur "zeugen".)
Diese zeigt, trägt es nur (in den Gestalten der Dinge, zugleich NUR als
Gestalt, in seinen Akten als "Gehalt"), indem sie an diesem Leben
teilhat: Kein Lebewesen kann sich selbst das Leben (und damit das Sein)
geben. Und damit entstammt das absolute Ich gleichfalls NICHT dem
fleischlichen Ich.
Teil 3) Als Replik gefaßte Fußnote - *
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