Treibgut - Wo am breiten Strome die Ufer stehen, sind Schwarzerlensamen aufgegangen, und schäumen als saftige Büsche die Ränder der großen Lethe, die alles ins Dunkele Meer trägt; ihre weichen Äste, die noch nicht ahnen lassen, welcher später als kahler Stamm reife Blätter hoch in der Sonne wiegen wird, tauchen in die Wasser, wie Kinderhände. Dann und wann greifen sie, denen alles noch ernstes Spiel ist, nach Treibgut. Oder es bleibt hängen, lädt zum Tanze, haucht im Kusse Lebwohl
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Samstag, 17. November 2012
Neulich, (1) bei der Olympiade
Der Niederländer Sven Kramer startet den 10.000 Meter Lauf im Eisschnelllauf als klarer Favorit: seit fast vier Jahren hat er jedes Rennen auf dieser Distanz gewonnen.
Und er befindet sich in der Form seines Lebens.
Und auch diesmal läuft es hervorragend – er ist auf dem Weg zu neuem Olympiarekord.
In der 17 Runde hört er seinen Trainer Gerard Kemkers „Geh auf die Innenbahn!“ rufen.
Tief konzentriert, reagiert Kramer reflexartig, wechselt die Bahn, denkt nun kurz nach, schiebt aber seine Gedanken beiseite, weil er mutmaßt, er habe sich im Mitzählen geirrt.
Der Trainer merkt sofort, was er getan hat, aber es ist zu spät ...
Sven Kramer fährt in einer tollen Zeit die 10.000 m zu Ende, es ist eines der besten Rennen seines Lebens.
Aber warum jubeln die holländischen Fans nicht? Trotz des 100. Olympiagolds für die Niederlande? Und warum hat seine Freundin, die von der Tribüne aus mitzittern und mitjubeln wollte, die Hände vors Gesicht geschlagen?
Der Trainer hat einen Fehler gemacht.
Er hat seinen Schützling auf die Bahn des mitlaufenden Russen geschickt - nicht auf die Außenbahn.
Kramer wird disqualifiziert.
Gold gewinnt nunmehr ausgerechnet der Südkoreaner Lee Seung-Hoon, auch er noch mit olympischem Rekord, der bislang als Kurzstreckenspezialist gegolten, bislang noch nicht wirklich viel erreicht, erstmals und für Olympia auf diese Distanz umgesattelt hatte. Er gewinnt, vor dem Russen, und einem weiteren Holländer. Für Seun-Hoon endete Olympia freilich damit wie ein Märchen, denn schon zuvor hatte er im Einzellauf über 5000 m Silber gewonnen.
"Es war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich auf meinen Trainer gehört habe", meinte Kramer nach dem Rennen. Eine bemerkenswerte Aussage.
«Es ist meine Schuld. Ich bin verantwortlich. Ich habe Rundenzeiten notiert und als ich wieder hoch schaute, hatte ich einen Blackout und habe das falsche Kommando gegeben", räumte der Coach nach dem bei Olympia bislang einmaligen Fall kleinlaut ein.
Es gab schon im Herbst Gerüchte, daß Kramer die Absicht hatte, seinen Trainer nach Olympia zu wechseln. Die Medaille wäre viele Millionen (an Werbewert) wert gewesen, denn Kramer - der freilich längst mit seinem Sport Millionär geworden ist - hätte nun die "ewige" Eislauflegende Ard Schenk übertroffen, was in Holland sehr bedeutsam ist, wo diese Sportart ja Kultstatus genießt.
Ein satter, bunter Filmplot? Sie haben recht ... lassen Sie mich nachdenken ... (Teil 2)
(Photos: FAZ )