aus 2010) Gilbert K. Chesterton sagt einmal, daß wir uns nicht bemühen sollen, gute Christen zu sein, indem wir das Heidentum ablehnen! Meist führt nämlich der Versuch, ein guter Christ zu sein, der alles Heidentum in sich verleugnet, zu tiefer Unmenschlichkeit. Das Christentum hat das Heidentum deshalb überall aufgegriffen, und es nicht nur integriert, sondern es in seinen wahren Sinn übergeführt.
Das Heidentum nämlich führt in seiner Konsequenz zur Vollendung aller innerweltlichen, natürlichen Vollkommenheit, auf der Grundlage der innerweltlichen Vernunft. Vor allem lehrt es etwas, das essentiell im Leben ist, um es selbst zu vollenden: Demut. In der nur auf uns und unsere Kräfte verwiesenen Gegenwehr gegen die Unbill des Lebens und der Welt. Es lehrt, nicht auf sich selbst und seine Leistungen stolz zu sein, in schlichtem klarem Alltagsverstand. Denn der Demütige ist genau das nicht: stolz auf sich.
Es führt somit direkt vor die Türe des Christentums. Das die rein natürlich-innerweltlichen Tugenden ins der Welt nach Paradoxe überhöht.
Weil wir nun glauben, was dem Verstand nicht mehr beweisbar ist. Weil wir hoffen, wo es nichts mehr zu hoffen gibt, weil die Welt endet - nach menschlichem Ermessen. Und weil wir genau dort lieben, wo es nicht verdient wird, dort verzeihen, wo etwas unverzeihlich ist.
Wir sind genau dort schlechte Christen, wo wir zuvor schlechte Heiden waren. Weil wir das Weltliche gar nicht mehr übersteigen - sondern ausklammern, und damit uns selbst über uns überhöhen.
Also sollten wir versuchen, die heidnischen Ideale von Rationalität und Einfachheit und Vollkommenheit wieder in Kraft setzen, weil es genau endete, wo wir hinwollen: Beim Beginn des Christentums.
Ahnte Chesterton aber, daß Zeiten kommen würden, wo es für seinen Ratschlag gar keinen Bedarf mehr geben könnte, weil ... es keine Heiden mehr gibt?
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