Der Begriff vom Eigentum ergibt erst Sinn, wenn man ihn in seinem Wesen als Verfügungsgewalt von Dingen begreift, die in eine Persönlichkeit integriert, gebunden in Liebe und Verantwortung (als Pathos der "Sorge für") sind. Hier liegt der Sinn und die Bedeutung eines Schutzes von Eigentum, hierin liegt der Sinn des 7. Gebots. Und hierin liegt der Sinn, wenn es heißt, daß der, der alles um des Himmelsreichs hingegeben habe, erst recht alles auch an Gütern dazu bekommen werde.
Persönlichkeit ist eben als Integration der Welt - das Außen, die Welt der Gestalten, die Kultur also, wird in seinen Beziehungen zu dem "meinem" - zu verstehen. Und weil Persönlichkeit kein allen gleich bemessenes Gut ist, sondern eben individuell, im Dialog mit der Wirklichkeit zu sehen, ist auch soziale Differenzierung eine natürliche Erscheinung - kein "Übel". Es muß Reiche, es muß weniger Reiche, und es wird Arme geben. Und es wird Elende geben. Weil der Mensch zur Schwäche neigt.
Das läßt den Unsinn einer "statistischen Armutsbehebung" erkennen. Gewiß gibt es den Fall, daß ein Mensch "zu wenig" zur Verwirklichung des ihm Möglichen hat. Aber es gibt noch mehr, schon gar heute, den Fall, daß er "zu viel" hat. Daß sein Lebensumfeld einem Persönlichkeitsvermögen entspricht, das er gar nicht besitzt.
Der Staat hat nicht die Aufgabe, die Armut - die ja immer nur als ein rein technisch gesehenes "Zuwenig an Dingen" (ich verwende nicht einmal den Begriff: Güter) gedacht wird - seiner Bürger direkt zu vermeiden oder zu beheben. Weil eben Armut immer eine Angelegenheit der Persönlichkeit ist, ist sie immer auch ein persönlicher Aufruf - an den Vermögenden, zu helfen, an den Armen, sie zu überwinden, und sei es durch das Ertragen. Er hat lediglich das ihm Mögliche beizutragen, daß die Menschen sich in Freiheit entfalten, zur Freiheit der Tugend - als Haltung (nicht einfach: Einzelhandlung) zum Richtigen, Guten, Vernunftgemäßen - entwickeln können.
Schon gar nicht kann deshalb "Armutsbekämpfung" zu einer Staatsangelegenheit werden, die per Umverteilung zu beheben wäre. Elend wäre das Ergebnis! Deshalb muß jede Hilfe darauf abzielen, daß die Betroffenen zur Kraft und zum Mut kommen, ihre eigenen Lebenskräfte in die Welt hinein zu entfalten. Hilfe von außen kann dem Behinderten (in mehrfacher Hinsicht verstanden) freilich das ihm nicht mehr Mögliche, aber Zustehende ersetzen, in der Barmherzigkeit. Aber sie kann und darf (!) den Menschen ihre Lebensmühe nicht abnehmen.
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