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Freitag, 30. November 2012

Intuitive Synthese aus Vernunft

Die Wahrheit ist "intuitiv-diskursiv". Sie ist eine beweisbare, d. h. diskursive Intuition. Um diskursiv zu sein, daß die Intuition nicht blind, dumpf begrenzt sein, sondern muß sich in die Unendlichkeit erstrecken - sozusagen eine sprechende, vernünftige Intuition sein. Um intuitiv zu sein, darf die Diskursion nicht ins Unendliche gehen, darf nicht nur möglich, sondern muß wirklich aktuell sein.

Die diskursive Intuition muß die synthetisierte, unendliche Reihe ihrer Begründungen enthalten; sie muß ihre ganze unendliche Reihe von Begründungen zu einer endlichen Größe, zur Einheit synthetisieren. Sie ist eine bis zur Unendlichkeit differenzierte Intuition, eine bis zur Einheit integrierte Diskursion. Wenn also die Wahrheit ist, so ist sie reale Vernünftigkeit und vernünftige Realität; sie ist endliche Unendlichkeit und unendliche Endlichkeit, oder (mathematisch) aktuelle Unendlichkeit, ein als totale Einheit, als einheitliches, in sich geschlossenes Subjekt gedachtes Unendliches. 

Aber als in sich vollendet enthält die Wahrheit die ganze Fülle der unendlichen Reihe ihrer Begründungen, die Tiefe ihrer Perspektive. Sie ist eine Sonne, welche sich selbst und das ganze Weltall mit ihren Strahlen erleuchtet. Ihr Abgrund ist ein Abgrund der Macht, nicht der Nichtigkeit.


P. Florenski, in "Die Säule und Grundfeste der Wahrheit"



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