aus 2007) Eine Geschichte aus dem 13. Jhd.:
Eine Dame, deren Ehegemahl dem Kampf nicht geneigt, sonst aber voller edler Milde ist, der vor allem aber über den damals üblichen Sinn für Romantik verfügt, sendet den drei Rittern, die ihr in Minne dienen, ihr Hemd, um es im Turnier, das der Gatte veranstalten wird, als Waffenrock zu tragen: Ohne Panzer, nur mit Helm und Beinschienen, sollen sie dort erscheinen.
Der erst Ritter schreckt zurück. Ebenso der zweite. Der dritte aber, arm, nimmt das Hemd in der Nacht in seine Arme und küßt es leidenschaftlich. Im Turnier erscheint er tatsächlich mit dem Hemd als Waffenrock, ohne Panzer darunter. Es wird zerrissen und mit seinem Blut befleckt, denn er wird schwer verwundet.
Seine außergewöhnliche Tapferkeit aber fällt auf: Man schenkt ihm den Preis - und die Dame ihm ihr Herz.
Nun aber verlangt der Geliebte eine Gegenleistung. Er sendet ihr das blutige Hemd zurück, damit sie es so, wie es ist, über ihren Kleidern beim abendlichen Festmahl trage, das das Turnier beschließt. Sie nimmt das Hemd, umarmt es zärtlich und erscheint am Abend in dem blutigen Kleidungsstück. Die meisten rügen sie, der Gemahl ist verlegen - der Skandal ist perfekt!
Wer von den beiden Liebenden tat das Meiste für den anderen?
***