Die Freunde der Italianitá sind gewiß zu kurz gekommen, in letzter Zeit. Nach dem Abgang "unseres" Silvio Berlusconi blieb der Vorhang die meiste Zeit zu, und düster-ernste Technicitá eines Monti übernahm das Ruder. Der mit Erfolg den Leuten erklärt hat, daß es eine politiklose Politik gäbe. Ja genau, die, die die EU macht. Da geht es doch nur um sachliche Notwendigkeiten,wie wir alle wissen. Oder: wissen sollten. Und wenn etwas schiefgeht - ja bitte, sind doch auch nur Menschen, und: hätten Sie's - ja, Sie! - besser gekonnt?
Hätte der Verfasser dieser Zeilen sich nicht eine Blogpause verordnet, wäre freilich dieser Eindruck, daß mit Berlusconi die Italianitá untergegangen wäre, etwas weniger dramatisch ausgefallen. Vielmehr ist sie fröhlich weiter gewuchert. Nicht nur im Falle Monti.
Denn da gab es doch diesen Schiffscapitano, Mauricio Schettino, Der mit lässig-lockerer linker Hand seiner Schönen zeigt, mit welcher Potenza und grandezza er ein riesiges Passagierschiff durch die Klippen zu steuern vermag, während er sie mit der Rechten um die Hüfte faßt und leidenschaftlich küßt. So leidenschaftlich, daß ein Zittern durch das Schiff lief, das gar nicht mehr aufhören wollte, bis allen der Boden unter den Füßen schwankte. Und der Kapitän annehmen mußte, daß nun der jüngste Tag angebrochen war. Weshalb er an Land eilte, um seine arme alte Mamma zu trösten, die krank im Bettchen lag. Ja, klar, sich auch ein wenig fürchtete, wer würde das nicht, angesichts des Jüngsten Tages?
Im Stich gelassen? Das Schiff? Also bitte ... was hätte er denn tun können, jetzt, wo das Schiff schon mal auf Grund gelaufen war? Na, Vorschläge!? Was hätte es außerdem den hunderten Passagieren denn gebracht, ans nahe Land zu fliehen, das waren doch Touristen, aus fernen Ländern, die hatten ja gar keine Mama in der Nähe. Also was meckern die von "Schiff im Stich gelassen" und so.
Zu dieser Italianitá gehört aber freilich auch, daß Schettino 2016 rehabilitiert und reintegriert ist. Und wenn schon nicht auf einem wirklichen Schiff, dann als Held einer Fernsehserie. Maurizio Crozza parodiert das auf seine Weise im italienischen Fernsehen, A gab dem Verfasser dieser Zeilen den Tip. Denn die Italiener wissen natürlich um ihre Schwäche. Die Schettino zum Modellfall des Italien dieser Tage macht, wo die Mittelmäßigkeit, das "so wie Du und ich", eleganter Ausweg aus jeder Verantwortung ist. Na, sind wir denn besser, anders? Steuern Sie mal ein Schiff, dann reden Sie.
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