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Mittwoch, 4. April 2018

Alle Begegnung braucht Adaptionszeit

Auf einen Artikel von Klaus T. Gärtner weist der VdZ gerne hin. Er schlägt in dieselbe Kerbe wie an dieser Stelle lange schon angerissen wurde. Und wendet sich gegen die primitive Schwarz-Weiß-Malerei der Ökologiebewegten, die pausenlos mit Meldungen daherkommen, was nun alles wieder giftig und gefährlich sei. Und die Welt in Gifte und Nicht-Gifte einteilen, in Wahrheit aber, so Gärtner, einfach keine Ahnung haben. Also macht man es sich einfach. Da gibt es dann eine gute Welt hier, und eine böse Welt dort.

Aber kann es das überhaupt geben? Kann es etwas geben, das Gott geschaffen hat, das NICHT gut ist? Nein.* Und es stimmt, was Paracelsus einmal sagte: Alles (!) ist Gift (oder nichts ist Gift). Es kommt nur auf die Dosis an. Mehr noch, müßte man ergänzen: Es kommt darauf an, daß alles in eine vernünftige Ordnung gestellt wird. Gefährlich kann kurzfristig nur werden, wenn die Anforderung zur Anpassung zu rasch und zu groß ist. Die Dinge brauchen meistens einfach nur Zeit, um sich aufeinander bzw. auf Veränderungen einzustellen.

Gärtner zeigt als Beispiel jüngster Forschungsergebnisse (der Leser mag die Details nachlesen), was damit gemeint ist. In der Wüste von Atacama (Chile) haben sich nämlich Forscher damit auseinandergesetzt, wie es das geben kann, daß die dortigen Indios Wasser trinken, das nach herkömmlicher Meinung so schwer arsenverseucht ist, daß es jeden Elephanten umhauen würde. Wie kann es das geben, daß diese Menschen dieses Wasser seit je und je trinken, und nicht daran sterben? Kann man sich an Arsen gewöhnen, und plötzlich wird es nicht mehr toxisch?

Genau so ist es. Die Forscher fanden im Körper der Indios Anpassungsmechanismen, die uns bislang unbekannt waren, die aber jeder Mensch hat. Es kommt zu einer Konstellation von Enzymen und zellularen Vorgängen, die Arsen problemlos verarbeiten können. Warum das ein Vorgang sein soll, der "Evolution" bestätigt, ist dem VdZ zwar schleierhaft (und auch Gärtner sieht das nicht), denn Anpassungsprozesse sind sogar das Wesen des Menschen, ja der gesamten Schöpfung - sie ist eben ein ungeheures Mosaik der Zueinanderpassung - aber das kann man ja überlesen. Manchmal wird eben aus Schlechtem auch Gutes.

Natürlich, müßte man ergänzen, hat die Anpassungsfähigkeit eine gewisse Bandbreite. Die sich aus dem Wesen der Dinge, der Lebewesen ergibt, die in Begegnungen stehen. Aber speziell beim Menschen, diesem Wesen halb Engel - halb Tier, begabt mit Geist und Vernunftfähigkeit, ist diese Bandbreite im Sinne des Sein-Wollens aller Dinge (als vornehmstem Daseinsgrund) enorm.** Auch hierin zeigt sich die essentielle Bedeutung der Verwurzelung in einen Raum, in eine lokale Gesellschaft für den Menschen. Adaptieren kann sich nur, was überhaupt einmal etwas ist, und "ist" ist dynamisch, heißt damit "sein wollen".

Dieses ganze Ökogeschrei ist zu allergrößten Teilen, wenn nicht an sich, das widerliche Greinen von Kindern, die sich gegen das Erwachsenwerden wehren, und ihre habituelle Unsittlichkeit über einen falschen Objekt-Begriff rationalisieren wollen.




*Deshalb ist auch die Frage der "Umweltzerstörung" schlichtweg grotesk. Man kann gewisse Bereiche außerhalb einer bestimmten menschlich gewollten Ordnung stellen, ja, aber was daran schlecht sein soll ist nicht nachvollziehbar. Es läuft nur nicht innerhalb des menschlichen Gestaltungsauftrages, der die Welt nach und nach restlos ordnen sollte.

**Was bei solcher Aussage immer notwendig ergänzt werden muß ist, daß das Menschsein auch und vor allem ein Dasein ALS Kulturwesen ist. Denn sonst ist solche Aussage sofort mißbraucht dazu, daß sein Dasein quasi beliebig bestimmbar wäre. Also auch mit jeder Kulturverfremdung kompatibel ist. Genau das ist es eben nicht. Der Mensch braucht - weil er dazu bestimmt ist - eine BESTIMMTE Kultur. Auf die zu, in die hinein, aus der heraus er Mensch wird und wurde. Insofern gehört es zum Menschsein, SEINE Kultur (die im Dialog mit der konkreten Lokalität entstand und entsteht) zu bewahren und sogar zu verteidigen.






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