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Dienstag, 10. April 2018

Dimensionen der Erde

Solche Dinge sind natürlich immer beeindruckend, und der Artikel auf Wattsupwiththat, der sich mit geologischen Perspektiven Grönland betreffend auseinandersetzt, bedient diese Seite auch ausführlich. So wird einem wieder einmal klar, mit welch atemberaubenden Dimensionen wir es bei unserer Erde zu tun haben. Man nehme nur den Vergleich, daß das gesamte Grönlandeis mit seinen 2,7 Millionen Kubikkilometern Eis in etwa dem Volumen des gesamten Golfs von Mexiko entspricht. 

Natürlich läßt sich mit solchen Vergleichen auch leicht bluffen. Und das nützen manche. Etwa indem sie den Volumensverlust durch das jährlich abschmelzende Eis auf Grönland mit einem Würfel illustrieren, der das Volumen eines Würfels mit der Grundfläche von Manhattan hat. Dazu noch die Zahl: 280 Gigatonnen. Jährlich. Das klingt phantastisch viel.

Bis man die Gesamtdimension erinnert. 2,8 Millionen Kubikkilometer Eis liegt auf der Nordinsel. Seit 1900 wird ein Volumenverlust des Eises festgestellt beziehungsweise angenommen, der sich seit dem Jahr 2000 tatsächlich etwas beschleunigt. Ob freilich tatsächlich oder nur durch andere Meßmethoden, was hier vor allem heißt: statistischen Rechnungen und Annahmen, ist nicht definitiv klärbar. Warum? Weil der Gesamtverlust an Grönlandeis seit 1900 in den besten Schätzungen ungefähr 0,45 Prozent - Null komma fünfundvierzig Prozent - der Eismasse beträgt, die Grönland mit einer Dicke von bis zu drei Kilometern bedeckt. Seit 1900! Der "beschleunigte Verlust" der Jahre 2000 bis 2017 ist mit 0,15 Prozent völlig irrelevant und bewegt sich innerhalb statistischer Unsicherheiten.

Wie man hier auf das Horrorbild völlig abschmelzender Grönlandgletscher kommt muß einem einmal jemand erklären. Denn Messungen aus den Bohrungen im Eis haben ergeben, daß sich daran auch wenig ändern wird. Zudem hat die Schmelze des Eises viel mit den gigantischen Drücken zu tun, die diese Eismasse aufbaut. Sie schmilzt also von unten. Weil sich das Eis im Zentrum Grönlands naturgemäß nicht bewegen kann, ist die Basis des Eises dort auch "kalt". Etwas wärmer ist sie nur dort, wo durch den Druck das Eis seitlich ausweicht, also zum Rand hin weggedrückt wird. Nur dort kommt es zu Abschmelzprozessen. Die schönen Bilder von abbrechenden Eismassen als "Beleg" verwendet sind in der Regel aber bewußte Täuschung, denn dieses "Kalben" hat mit klimabedingten Eisverlusten nichts zu tun. Es handelt sich dabei nur um die jedes Jahr mit Beginn des Frühjahres und Sommers hin zu beobachtenden Prozesse, die sich jedes Jahr wieder umkehren, wenn im Winter die Gletschermasse Grönlands weitgehend wieder wächst. 

Was also das Grönlandeis mit Klima (als "Ursache") zu tun haben soll, ist nicht wirklich erkennbar. Die Veränderungen im Eis haben aber viel mit Geothermie und Niederschlägen zu tun. Denn "von oben" baut sich das Eis aus den Niederschlägen heraus sogar stetig auf. Wie das Zentrum und der Osten Grönlands zeigen. Da geht es oft kräftig zur Sache, wie letzten September, wo sich alleine binnen zweier Tage die Eismasse um acht Milliarden Kubikmeter vergrößerte, ein Rekord, seit das durch Messungen beobachtet wird. Und das Schicksal der Bomberstaffel, die 1944 auf Grönland notlanden mußte und deren Flugzeuge vor wenigen Jahren in einer Tiefe von 260 Metern unter der Oberfläche gefunden wurden - so viel Eis hat sich seither von oben dazugesellt - ist ja bekannt.

Bohrungen haben zudem ergeben, daß zur Sohle hin die Temperaturen des Eises aus erwähnten Gründen zunehmen. Aber noch lange nicht in einem Bereich liegen (oder sich dorthin bewegten), wo man von einem Abschmelzen der Gletscherbasis sprechen könnte. Ebenfalls aus den Bohrungen weiß man sogar mit ziemlicher Gewißheit, daß das Volumen des Eisschilds auf Grönland vor zehntausend Jahren um ein Drittel GERINGER war als heute.

Das Geschehen an den Rändern hingegen hat vermutlich (nichts Genaues aber weiß niemand nicht) sehr viel mit den Ozeanzyklen zu tun, deren einige man ja irgendwie kennt. Dieser Verdacht kommt auch Forschern, die das sogenannte "Wärmeloch" im Osten der USA untersucht haben. Was kaum jemand aus der Medienlandschaft heraus noch beachtet haben durfte ist nämlich, daß sich dort seit den 1960er Jahren eine Abkühlung abspielt. Über die Gründe kann man nur rätseln, mehrere Faktoren könnten daran schuld sein. So eine langfristig beobachtete Verlagerung des sogenannten Jetstromes in der Atmosphäre, ein völlig normaler Vorgang im Rahmen des ständigen Wechselspiels der Klimaten, und nicht zuletzt die veränderte Landnutzung. Und es hat aller Wahrscheinlichkeit nach auch mit dem Atlantik und seinen Zyklen zu tun. 

Genau so wie wohl das Temperaturverhalten des leicht wärmer gewordenen Kalifornien, also der Westen der USA, wo sich auffällige Parallelen zu Thermikzyklen im Pazifik zeigen. Man kann auch Temperaturen und Niederschläge nicht trennen, wie es aber leider häufig geschieht. Beide interagieren derartig intensiv, und über jeden lokalen Rahmen hinaus mit den nächsten lokalen Klimaräumen, und diese mit den nächsten, und diese zurück etc. etc., daß das eine nie ohne das andere zu sehen ist. Das Klima der Welt ist ein reines Abstraktum. Seine Realität ist eine gigantische Fülle von in sich bestehenden und sich ändernden Kleinräumen, wo unzählbare Faktoren - mikroskopisch, klein, groß, gigantisch, ja sogar kosmisch - nicht linear wechselwirken.

Und im Ganzen kann man nur über diese Schöpfung staunen. Jetzt hat etwa das Alfred Wegner-Institut das Verhalten des Pazifik hinsichtlich der Fähigkeit, CO2 zu speichern, untersucht. Mit interessanten Ergebnissen. Unter bestimmten Bedingungen bleibt nämlich in Tiefen von drei- bis viertausend Metern Kohlendioxyd über lange Perioden wie unter Verschluß gespeichert. Dann wieder verändern sich die Meeresströme, und plötzlich vermischen sich diese Schichten, und die Nahrung aller lebendigen Wesen, denn das ist CO2, und kommt nach oben. Solch eine Veränderung, weil Schichtendurchmischung erleben wir seit geraumer Zeit.







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