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Donnerstag, 19. April 2018

Ein reines PR-Spektakel (2)


Teil 2) Aber wen kümmert angesichts Photos leidender Kinder
 noch eine klare Völkerrechtsverletzung?
+ Das Video




Ein Abwarten des UN-Untersuchungsberichts ist da angesichts der Photos von leidenden Kindern Zeitverschwendung, weil die "offensichtliche" Not sofortiges Handeln gebietet. Die Weltöffentlichkeit mußte nämlich glauben, daß die Welt am Rande eines Abgrunds steht, der durch energisches US-Handeln abgewendet wurde. Das klingt also fast nach "Zipfelspielen unter Pubertierenden", wie es in "Rossini" einmal heißt.

An eine "humanitäre Mission" glaubt aber sowieso niemand wirklich. Nur PR-Fachleute glauben, daß sie den Menschen ALLES einreden können. Glaubten sie etwas anderes, wäre das geschäftsschädigend. Wenn es den Amerikanern aber wirklich um die Kinder in Syrien gehen würde - warum unterstützt man dann im eigenen Land Planned Parenthood mit Millionen Abtreibungen, und da wäre nicht einmal Krieg das Risiko?

Also wurden die Angriffe auf Syrien ein sattes PR-Theater ohne jeden militärischen Wert. Warum hätte Rußland da eingreifen sollen? Wieder einmal aber hat sich Donald Trump durch seine Unbeherrschtheit, zu der die desaströsen social media wie Twitter einladen, selber dem Druck des Machismo-Bluffers ausgesetzt, und seine nach dem Angriff erfolgten Äußerungen erhärten, was Jones hier sagt: Trump wollte beweisen, was die USA weiterhin alles besser als die Russen können, und sprach nun auch von wunderbaren neuen Waffen, die Amerika hätte ...

Das ist doch einen klaren Völkerrechtsbruch, wie es dieser Angriff war, allemal wert, oder?

Somit hatte der Angriff neben der im Affekt selbst erzwungenen post hoc-Bestätigung des Präsidenten nur den Effekt einer Protz-Pose. Militärisch wie politisch hat sich hingegen nicht nur nichts verändert, sondern zum Gegenteil. Die USA anerkennen mit dieser Aktion, die eine Koordination mit Rußland notwendig machte, sogar ausdrücklich den Status quo von vor einem Jahr, sagt E. Michael Jones. Und dieser Status ist, daß die USA in Syrien verloren haben.








*Man denke nur an das Ende der Ritter im späten Mittelalter, die den neuen Waffen und Kampftechniken gegenüber wehrlos waren. Erstmals in der neueren europäischen Geschichte haben das übrigens die Habsburger in der Schlacht von Morgarten 1315 gegen die Schweizer katastrophisch erfahren. Seit diesem unfairen, ehrlosen, nach heutiger Terminologie: asymmetrischen Krieg, an dessen Ende zweihundert (die Schweizer Legende spricht von zweitausend, aber dafür gibt es keinerlei historische oder gar archäologische Belege, und das ist in Kenntnis damaliger Kriegsführung auch sehr unwahrscheinlich; ein "gros folk" wie österreichische Chroniken aus 1335 berichten, sind auch für damalige Verhältnisse zweihundert Ritter, weil zweihundert Edelleute, also quasi eine ganze Führungsschichte des damaligen Landes Österreich) schwer ausgerüstete, früher unbesiegbare Ritter erschlagen (nein, von feiger, flexibel geführter Lanze und unehrenhafter, fernwirkender Armbrust ermordet) am Felde lagen, haben die Eidgenossenschaften nicht mehr zum Kaiserreich gehört, aber das ist ein anderes Kapitel. 

Berichte, die von zweitausend (oder gar neuntausend) berittenen Edelleuten (vielfach aus dem Rheinland) erzählen, sind eher unglaubwürdig. Für die damalige Zeit waren fünftausend oder sechstausend Ritter bereits eine Weltschlacht, wie etwa in Crezy 1346, wo am Ende belegt eintausendfünfhundertzweiundvierzig Ritter in ihrem Blut lagen.  Oder gar an 1415 und die Schlacht bei Azincourt, wieder zwischen denselben Ländern, die die Zukunft Europas endgültig entschied, weil die Engländer Langbögen, (nicht-adelige) Infanterie, Kanonen und damit effektive Distanzwaffen hatten. Zahlen sind wenig wichtig, weil man früher wenig Wert auf "Fakten" legte, sondern die Wirklichkeit an sich sah und erzählte. Also auch Zahlen nur als Ausdruck von Wirkmächtigkeiten verstand. Und ist so eine eigentlich ... soll man sagen: liebens-, zumindest achtenswerte ... Haltung nicht noch in der heutigen PR, oder wie erst in Donald Trump zu beobachten?

Eine nächste Wende haben dann Napoleons "Soldatenhorden" gebracht, der eine nächste Steigerung selber sehr schmerzhaft in Spanien - dem ersten Guerillakrieg der Neuzeit - erfuhr. Da erst tauchen ganze Völker, da erst tauchen Hunderttausende und Millionen auf. 1866 in Königgrätz waren schon insgesamt vierhunderttausend Soldaten beteiligt, auf beiden Seiten zusammen, mit klarem Übergewicht Österreichs, denen gut 22.000 Sachsen beistanden. Aber auch hier entschied zumindest zum Teil eine neue Technik eine historisch weitreichende Situation: Das Zündnadelgewehr der Preußen. Das zwar weniger weit und auf Distanz weit weniger genau traf, aber dem Schützen erlaubte, liegend nachzuladen. Während die viel zielgenaueren Vorderlader der Österreicher nur stehend oder knieend geladen werden konnten, der Schütze aber exponierter blieb. Was furchtbar höhere Verluste brachte.

Schlachtentscheidend war schließlich nicht aber das Zündnadelgewehr der Preußen, wie die Legende sagt. Der Oberbefehlshaber der Österreicher, General Benedek, kannte dessen Wirkung, und hatte ihr durch Geländewahl - Wald, Hügel - klug entgegengewirkt. Schlachtentscheidend war der Eigenwille der ungarischen Truppen unter Graf Festetics im Nordteil, die in der Euphorie eines zur späten Mittagszeit scheinbar schon gewissen Sieges eigenwillig und gegen alle Befehle Benedeks einen verlustreichen, wenn auch nicht ganz erfolglosen Angriff starteten, so aber die Westflanke aufrissen. 

In welche Lücke, die (wie üblich, will man schon fast sagen, zumindest nach Waterloo) verspätet eintreffende zweite Armee der Preußen stieß. Die den rechten Flügel isolierte und sogar die Gefahr der Umgehung und Einschließung der gesamten österreichischen Armeen bedeutete. Die sich somit zurückziehen mußten, so daß bis zum späten Nachmittag alles in diesem fatalen Bruderkrieg klar war, weil die Wege für die Preußen bis Wien offen waren. Bis kurz davor sie den österreichischen Truppen auch nachsetzten. Kaiser Franz Josef war da längst schon zu allem "Frieden" bereit. Aus Preußen wurde somit das kleindeutsche Deutschland, das zwanzig Millionen (österreichische) Deutsche gegen den Willen der meisten deutschen Könige und Fürsten ausschloß.

Seit Napoleon ist Krieg endgültig ein Volksschrecken weil angebliches Volksanliegen, und seither - nicht seit dem Dreißigjährigen Krieg, dessen landzerstörerische Wirkung hatte andere Gründe - ist Krieg tendenziell asymmetrisch, und heute überhaupt. 

Ja, Österreichs Verteidigungsdoktrine nach 1945, speziell aber nach 1975 stellte angesichts der hoffnungslosen Unterlegenheit gegen potentielle Großmacht-Aggressoren direkt auf einen asymmetrischen Krieg ab. Sogar die Bewaffnung der gemeinen Soldaten mit dem beachtlich leistungsfähigen StG77 (auch der VdZ wurde daran ausgebildet), einem kurzläufigen Schnellschuß- und Präzisionsgewehr, das die amerikanischen Restbestände von langläufigen, auf große Distanz zwar präziseren, aber in der lokalen Realität kaum nützlichen Infanteriewaffen endlich ablöste, und mehrfach modifiziert noch heute in Gebrauch ist, samt der (gedachten) Ausbildung der Soldaten zielte auf eine Art "Partisanenkampf" ab. 

Dazu kamen die selbst entwickelten geländegängigen Transportwagen, samt den zwar immer schon überalterten (sogar vor fünfzig Jahren schon gebraucht gekauften), aber für den Zweck sehr tauglichen, extrem niedrigfliegenden Saab-Kampfbombern, die in den Gebirgslandschaften Österreichs jedem hochmodernen Überschalljäger überlegen blieben. Denn in großen Feldschlachten war mit Sicherheit kein Blumentopf zu gewinnen. In der offenen, ebenen Landschaft (die es nur an wenigen Stellen Österreichs gibt) blieb nur Sabotage an den Bewegungslinien eines potentiellen Feindes. 

Den man sowieso nur im Osten und im Süden - im Kommunismus also - annahm, auch wenn man das nie offiziell zugab. Und deshalb im Sinne der Neutralitätsbekenntnisse auch ab und zu ein Manöver in Tirol absolvierte, gar in Innsbruck einen Fliegerhorst unterhielt. Bei einer Überflugdauer Deutschland-Italien von zwei Minuten durch NATO-Flugzeuge gewiß ein lächerliches Lippenbekenntnis. 

Zumindest die Donau entlang hatte die Verteidigung aber immerhin etwas von "Samson-Taktik", wie ein hoher (und wohltuend tief-konservativer) Stabsoffizier dem VdZ vor dreißig Jahren in einem langen abendlichen Kamingespräch überzeugend auseinanderlegte. Der Feind - Rußland, bestenfalls noch Jugoslawien - mußte am unzweifelhaft in allerhöchstens drei Tagen gelingenden Durchmarsch (Österreich war an sich ja kein lohnenswertes Ziel) an die deutsche Staatsgrenze so große materielle Verluste erleiden, so lange aufgehalten werden, bis sich die NATO-Armeen in Bayern zu einem Verteidigungsgürtel umgruppiert hatten. 

Spannend, unvergeßlich, wie der Oberst vom Stab damals die jeweils halbstundenlang anhaltende Verzögerungswirkung eines mit ganz simplen Mitteln auf einer Landstraße durch Kettentreffer bewegungsunfähig geschossenen Panzers schilderte. Asymmetrische Kriegsführung. Und das unter unberechenbarem Beschuß, denn man hatte in diesem Nordteil Österreichs über tausend kanonenbewehrte "Igelstellungen" im Wald, in der Landschaft gut getarnt, errichtet. Jeder simple Heustadel, jeder Hügel konnte sich als Panzerabwehrstellung entpuppen. Diese Drohung allein hieß eine andere, verzögerte Vorgangsweise mit ständigem Absichern. Und Landstraßen von Ost nach West gibt es in Österreich nicht viele. (Angeblich aber waren die Lagepläne größtenteils längst an die Sowjets verraten worden, wie man Zeitungsnotizen von damals entnehmen konnte, die aber nur kurz zu lesen standen. 

Ob man es glaubt oder nicht, Wien war im Kalten Krieg (und ist noch heute) eine Hochburg der Ost-West-Spionage, mit mindestens siebentausend aktiven (Emil Bobi in "Die Schattenstadt"), heute freilich global agierenden Spionen. Und folgt man den Schilderungen von Markus Wolf, dem ehemaligen Geheimdienstchef der DDR, gab es nur wenige Kilometer von Wien, in Sopron, eine regelrechte "Schleuse" beider Systeme. In Sopron-Ödenburg mit seinen heute fünfundsechzigtausend Einwohnern wohnten damals hunderte (sic!) Ostagenten. Sie genießen heute ebendort ihre Pension. Sie bewohnten mit ihren Familien wie eine eigene, geschlossene Gesellschaft einen ganzen Plattenbau-Stadtteil, der für sie errichtet worden war. 

Der VdZ wohnt ja in dieser Stadt, die bis zur Wende nur mit besonderer Zugangsberechtigung betreten werden konnte. Und die aufgrund ihrer geographisch exponierten Lage - bis auf einen Korridor von wenigen Kilometern in den Osten "umschlossen von Österreich" - auch in Ungarn eine Art Appendix bildete und deren Wirtschaftsleben nur mit hohen Kosten aufrecht erhalten werden konnte. Was nach 1989 zu einem furchtbaren Absturz mit fünfundzwanzig Prozent Arbeitslosigkeit führte. Man meint aber manchmal noch heute - in Kaufhäusern, auf der Straße, in Cafés, die "typischen" Gesichter jener Ost-Spionage-Charakteristik zu erkennen. 

Nur der österreichische Alpenkernraum wäre militärisch wirklich länger zu halten, soll vor allem heißen: zu verunsichern gewesen. Und dort gab es ja bekanntlich von den US-Geheimdiensten bald nach 1945 eingerichtete geheime, nicht einmal der Regierung in Wien bekannte Waffendepots. Noch in den späten 1990er Jahren wurden solche entdeckt, denn die wissenden Verbindungsleute waren meist schon verblichen und hatten ihr Geheimnis ins Grab mitgenommen. Gladio läßt also sogar hier grüßen. Eine "Alpenfestung" haben aber bekanntlich schon die Alliierten 1945 gefürchtet.





*160418*