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Samstag, 28. April 2018

Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Christenheit (2)

Teil 2) Einfügen in die Lebenswelt


Dabei stellte Jean de Brébeuf fest, daß die Sprache der Huronen viele Begriffe nicht kannte, die aber für ein Verständnis des Glaubens unumgänglich waren. Die Franziskaner zuvor hatten dies dadurch "gelöst", also sie die fehlenden Begriffe durch englische oder lateinische Wörter einführen wollten, was natürlich ohne jeden Erfolg blieb. Brébeuf verfaßte hingegen nicht nur in jahrelanger Arbeit eine Grammatik des Huronischen, sondern versuchte, das in diesen notwendigen Begriffen erfaßte in Huronisch zu umschreiben.

So kannten die Huronen die Begriffe Vater oder Mutter oder Bruder etc. nicht. Obwohl ihre Sprache in vielerlei Hinsicht durchaus komplex und vollständig war (Fälle, Geschlecht etc.) kannten sie diese Beziehungen nur, wenn sie in Verbindung mit einem Possessivpronomen vorkamen, also: Mein, Dein, etc. So konnten sie aber schon mit dem Kreuzzeichen "Im Namen des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes" nichts anfangen! Brébeuf dachte lange nach, und suchte schließlich bei den Ordensoberen in Frankreich um die Genehmigung der Formel "Im Namen unseres Vaters und seines Sohnes und ihres Heiligen Geistes" an. Was theologisch subtil und wahr ist, und ihm auch gewährt wurde.

Die Jesuiten in der Mission waren intellektuelle Giganten, hoch gebildet und kultiviert. Doch sie nahmen auf sich, sich in primitivste Gesellschaften zu integrieren, und die Wahrheit des Glaubens vollgültig und wahr in die einfachen Verhältnisse zu transformieren. Brébeuf erhält bald unter den Huronen den Spitznamen "Der Mann, der alles trägt". Sie akzeptieren und mögen ihn, aber dennoch muß er ständig damit rechnen, daß sie ihn umbringen. 

Das Martyrium

Mitte der 1640er Jahre bricht der "Biberkrieg" aus. Die südlichen Irokesenstämme dringen in die Bibergründe der großen Seen im Norden ein, und machen den Huronen eine ihrer Lebensgrundlagen streitig. Am 16. März 1649 haben Pater Brébeuf und sein junger Mitbruder Lalement gerade die Messe fertig gelesen, als die Irokesen auch das Huronendorf überfallen, in dem die Jesuiten leben. Und deren Bewohner großteils bereits christianisiert sind. Alle werden gefangen genommen. Die meisten Huronenchristen werden auf der Stelle abgeschlachtet, ihre Schädel mit Tomahawks gespalten, ihre Kehlen durchgeschnitten. Alte, Kranke, Kinder, Frauen werden in Langhäuser getrieben und diese angezündet, sie verbrennen bei lebendigem Leib. 

Brébeuf und Lalement werden wie die noch verbliebenen Huronenchristen gefesselt und in das Nachbardorf St. Ignatius (alles in Ontario, an der Ostseite des Lake Huron/Huronsees) getrieben, das die Irokesen bereits zuvor geplündert und niedergemacht hatten.

Es gibt Berichte von den nun folgenden Ereignissen durch später entflohene Huronen, die es bis zur Jesuitenmission schafften. Der Jesuit Christophe Regnault ging daraufhin an den Ort des Todes der beiden Mitbrüder zurück, und fand deren Überreste und die Spuren der Ereignisse so, wie es berichtet worden war. Sein Bericht geht wie so viele andere Berichte sofort nach Frankreich.

Die Jesuitenpater werden zwar als das besondere Objekt der Folter angesehen, gemartert werden aber alle gefangenen Huronenchristen. Die mit dem rituellen "Gassenlauf" beginnt. Einem Spießrutenlauf, wo die Opfer von den eine Gasse bildenden Indianern (in der Mehrheit Mohawks, aber auch andere Stämme aus der "Allianz der sechs") mit allem geschlagen werden, was denen in die Hände kommt. Bleiben sie stehen, werden sie totgeschlagen. Zusammen mit den Huronenchristen, reißt man den Patres die Kleider vom Leibe und schickt sie in die Gasse. Mit Müh und Not überstehen die Jesuiten diesen ersten Durchgang

Währenddessen haben andere Mohawks und Algonkins und Seneca bereits Wälle aus Feuerholz und Ästen rund um die Marterpfähle aufgerichtet und entzündet. Zunächst aber werden die Jesuiten mit den Huronenchristen gemeinsam in eine kleine Hütte gesperrt, die einmal als Kapelle hergerichtet hätte werden sollen. Die Christen trösten einander, die Priester erteilen allen nacheinander die Absolution. Schließlich holt man Brébeuf und die Huronen zur Marter.

Im nun beginnenden nächsten Durchgang (die Irokesen sind berühmt dafür, daß sie Marteropfer nur soweit quälen, als sich diese wieder erholen, so daß die Qualen über Tage gestreckt werden können) werden den Gefangenen die Finger gebrochen. Dann werden alle Fingernägel herausgezogen, und alte Frauen und Kinder kommen und nagen an den Enden der Finger. Dann wird Brébeuf allen voran an den Marterpfahl gestellt und daran gefesselt. Als der Pater an seinem Pfahl herantritt, küßt er ihn.

Zunächst legen die Indianer Glutnester um seine Füße, und fahren ihm mit brennenden Fackeln am Körper langsam hinauf und hinunter.  Besonders langsam sind sie zwischen seinen Beinen, in den Achselhöhlen, und um den Hals. Das Fleisch des Heiligen beginnt bereits Blasen zu bilden. Aber er gibt keinen Laut von sich. Das beeindruckt sichtlich die Peiniger. Deshalb beginnen sie, ihm mit ihren Messern tiefe Fleischwunden zuzufügen. 

Während aller dieser Torturen wendet sich Brébeuf immer wieder an seine Mitbrüder, die mit ihm gemartert werden, und tröstet sie: Meine Söhne, sagt er, meine lieben Brüder, laßt uns in unserer Bedrängnis die Augen zum Himmel heben! Laßt uns nicht vergessen, daß Gott Zeuge unserer Leiden ist, und schon bald wird er unsere alles übertreffende Belohnung sein. Laßt uns im Glauben sterben, laßt uns auf ihn und auf die Erfüllung seiner Verheißungen hoffen. Ich habe um euch mehr Sorge als um mich. Bleibt fest, am Ende unserer Leiden erwartet uns die Fülle der Gnade, und die Glückseligkeit wird ewig währen. 


Morgen Teil 3)



*190418*