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Freitag, 13. April 2018

Der italienische Stil (2)

 Teil 2) Mussolini-Italien bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges



Der Zusammenbruch Italiens unter Mussolini begann, als es ernsthaft versuchte, ein Großreich zusammenzuschustern. Sich also der italienische Stil, in dem die Welt im Spiel aufging, ja sich begründete, angesichts der unzweifelhaften innenpolitischen Erfolge selbst ernst zunehmen begann, also die Distanz zu sich selbst verlor.

Genau da sahen die prinzipiell humorlosen Briten ihre Positionen gefährdet, und reagierten entsprechend. Gleichzeitig brach 1936 Hitler Österreich aus der Nähe zu Mussolinis Italien - mit dessen Duldung - heraus.

Begünstigt durch die immer weiter voranschreitende Annäherung Italiens an Deutschland, das erst jetzt - eigentlich durch seine sich abzeichnende militärische Kraft, während die innenpolitische Zustimmung zum Faschismus in Italien abnahm - beginnt, den Ton anzugeben. Dennoch war Europa noch eher in Sympathie gestimmt, denn die Angst vor dem Kommunismus ging mächtig um. Anfang November 1936 verkündet Mussolini sogar die "Achse Berlin-Rom".

Österreich war damit verloren. Aber auch für Mussolini-Italien brach das Ende an, auch wenn es vorerst noch eine eigene außenpolitische Linie verfolgte. Aber die Humorlosigkeit Hitlers - als absolute Unfähigkeit zum Spiel - riß das verspielte Italien ins Verderben. Mussolini will Macht real machen, und da bricht notwendig seine militärische Potenz zusammen.  Ja, in Abessinien (Äthiopien) verstößt er endgültig gegen jede Humanität, die sein ästhetischer Stil erst verhieß. Ab da bricht auch die Zustimmung im Volk ein, und er macht sich die Briten zum Todfeind, denen er den Weg nach Indien absperren will.

Und genau da reißt er auch das erst jetzt kongeniale Hitler-Deutschland in entscheidende Kalamitäten: Die notwendige deutsche Intervention erst in Jugoslawien, dann in Griechenland (was sich noch als besonders folgenreich erweisen sollte) und dann in Nordafrika (Libyen ist ab 1911 italienisch, aber zwischen den Engländern am Suez-Kanal in Ägypten und den anlandenden Amerikanern in Algerien eingekeilt) ist einer der definitiven Sargnägel an Hitlers Bestrebungen. (Denn von Plänen kann man nicht wirklich sprechen.)

Es mag Träume gegeben haben, aber nie Pläne. Das verzögert den Rußlandfeldzug 1941 entscheidend. Nämlich um genau die paar Wochen, die für die Eroberung Moskaus angesichts des einbrechenden Winters und der viel zu dünnen Versorgungsmöglichkeit (die deutschen Armeen hatten nicht einmal Winterkleidung, die der eigentlichen deutschen Taktik der Beweglichkeit hohnsprechende völlig unzureichende Mobilisierung ist ohnehin nicht mehr erwähnenswert) gefehlt haben.

Mussolinis Verwechselung von Spiel und der Realität der Moderne kostet schließlich aber auch Deutschland enorme Kräfte, das Dritte Reich überdehnt sich endgültig. Und sie entscheidet die Invasion in der Normandie, die genau von jenen britischen Armeen getragen wird (die amerikanischen Landeabschnitte sind ja teils furchtbar verblutet), die erst in Dünkirchen entkommen lassen wurden, dann aber - immer unter demselben Befehlshaber, Bernard of Montgomery - in Nordafrika über Rommels vereinte Deutsche und Italiener im Mai 1943 gesiegt hatten.

Aber auch umgekehrt: Man muß Mussolini zugute halten, daß er mit gewisser Vernunft gerechnet hatte. Denn nicht nur Italien war 1939 nicht zu einem nächsten Krieg bereit, sondern auch Deutschland. Das wußten alle Militärfachleute. Auch in Deutschland, weshalb Hitler die Generäle der Wehrmacht absetzte und selbst die Fäden in die Hand nahm.

Aber Hitler stellte Mussolini nach und nach einfach vor vollendete Tatsachen. Die gewaltigen Erfolge der deutschen Armeen in Polen 1939 und in Frankreich 1940 überrumpelten auch den Italiener. So entschließt Mussolini sich zum Angriff auf das britische Ägypten, der fatal verläuft, und sogar für den Angriff auf Griechenland.

Naja, immerhin, er hielt den Pakt, wenn er auch erst hinterherhinkte. Aber er verlor alles. Weil Italiens bereits in Abessinien angeschlagene Militärkraft - im Stahlpakt devot verkauft und in ein gemeinsames Schicksal verhangen - nichts mehr vermochte. Italien war nicht mehr kriegsfähig, und wurde so zum Gehilfen Deutschlands, das schließlich in Stalingrad endgültig verblutete. Es konnte damit der Invasion der Amerikaner in Sizilien 1943 nichts mehr entgegensetzen. Aber es hat damit Deutschlands Armeen, die ständig Feuerwehr spielte, endgültig überlastet.

1943 wird Mussolini in Italien vom König abgesetzt und inhaftiert. Dann von der SS befreit, und "regiert" von deutschen Gnaden noch einige Monate ein Restitalien am Gardasee. 1944 wurde er von Partisanen ermordet.

















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