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Sonntag, 29. April 2018

Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Christenheit (3)

Teil 3)


Als die Mohawks als nächstes dem Jesuitenpater Speere ins Fleisch stoßen, betet der laut: Jesus, habe Erbarmen mit uns! Und die Huronen, die mit ihm gemartert werden, wiederholen seine Worte. Um diesen Priestergiganten endlich zum Schweigen zu bringen, schneiden ihm deshalb die Peiniger die Unterlippe weg. Dann nehmen sie einen Speerschaft und stoßen ihm diesen in den Rachen. Aber immer noch gibt Brébeuf keinen Schmerzenslaut von sich. 

Also holen sie nun seinen jungen Mitbruder, Pater Gabriel Lalement. Auch er ist nackt. Sie schnallen rund um seine Hüfte einen Gürtel aus Birkenrinde. Wir werden zu einem Spektakel für die Welt gemacht, für die Engel und die Menschen, ruft Lalement aus. Er wird an einen Marterpfahl direkt neben Brébeuf gebunden, ehe die Mohawks seinen Gürtel anzünden. 

Mittlerweile haben die Indianer rund um Brébeufs Nacken ein Halsband aus rotglühenden Tomahawk-Klingen gelegt, vorne drei, hinten drei. Das hat den Sinn, daß er jedesmal, wenn er seinen Oberkörper um den Schmerz zu lindern nach vorn oder nach hinten beugt, von der anderen Seite umso mehr verbrannt wird. Wieder stößt er aus: Jesus, hab Erbarmen mit uns! 

Die Indianer toben vor Haß und Wut, weil sie den Pater nicht brechen können. Zunächst schnallen sie auch ihm einen Hüftgürtel aus Rinde um und stecken diesen in Flammen. Und nun treten Huronen, die vom Glauben aus Angst vor den Martern abgefallen sind, an ihn heran, und gießen ihm in einer Nachäffung der Taufe kochendes Wasser über den Kopf und verspotten ihn: Wir taufen Dich, damit Du im Himmel glücklich bist! Du weißt ja, ohne gute Taufe kann niemand gerettet werden! Du hast doch immer vom Wert des Leidens erzählt, Du solltest also glücklich sein, daß wir Dich leiden lassen. 

Immer noch gibt Brébeuf keinen Klagelaut von sich. Nun werden ihm aus seinen Beinen Streifen von Fleisch geschnitten. Das die Indianer dann vor seinen Augen essen in der Hoffnung, endlich den außergewöhnlichen Mut des Priesters zu brechen. Der aber betet laut für seine Peiniger. Die Indianer toben immer mehr vor Wut. Sie schneiden ihm die Nase ab, dann seine Oberlippe, und schließlich seine Zunge. Sie stecken ihm eine brennende Fackel in den Mund und reißen ihm die Augen aus den Höhlen. Dann schleifen sie ihn zu einem Podest und schneiden ihm die Füße ab. Daraufhin skalpieren sie ihn. Schließlich öffnen sie seinen Brustkorb, reißen ihm das Herz heraus und essen es. In der Hoffnung, den außergewöhnlichen Mut des Priesters in Besitz zu nehmen, trinken sie sein Blut, bis sie dem Leichnam mit einem Tomahawk das Gesicht spalten. 

Pater Lalement wird noch die ganze Nacht weitergefoltert, langsam und sorgfältig, um ihn nicht vorzeitig zu töten. Also bringen sie ihn stets nur an den Rand des Todes, um ihn dann wieder ins Leben zurückzuholen. Im Morgengrauen schneiden sie ihm die Zunge heraus, reißen ihm die Augen heraus, stecken ihm glühende Kohlen in die leeren Augenhöhlen, und schneiden ihm dann die Hände und die Füße ab. Aber das Herz des jungen Priesters schlägt immer noch. Also schneiden sie auch ihm Fleisch vom Körper und essen es, skalpieren ihn, öffnen seinen Brustkorb und schneiden ihm das Herz heraus, essen es, trinken sein Blut. Auch er hat während der ganzen Tortur nicht einen Moment geklagt.

Dabei wäre Lalement gar nicht zur Mission vorgesehen gewesen. Seine Oberen zweifelten an seiner Konstitution. Er sei zu schwach für die Härte der Mission in Kanada, meinten sie. Vielleicht stimmt es, vielleicht war er physisch wirklich nicht der Stärkste. Trotzdem hielt er sechzehn Stunden der härtesten Martern durch.


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Am Ende der "Biberkriege" 1640 bis 1701, in denen die Irokesen ihr Stammesgebiet ausweiten und sich das Monopol als einzige Fellhändler (und als Mittler zwischen den Weststämmen und den Handelsniederlassungen an der Ostsee) aneignen wollten, werden die christianisierten Huronen (neben anderen mit den Franzosen verbündeten Stämmen) durch die vereinten Südstämme der Irokesen unter der Führung der Mohawk in einem Genozid vollständig ausgelöscht oder vertrieben sein. Sie konnten den Angriffen von Feinden, die in Gier und Haß keine Grenzen kennen und keine Grenzen kennen wollen, die in Dämonie versunken sind, nicht standhalten. Es war einer der grausamsten, blutigsten Kriege in der Geschichte Nordamerikas, der die gesamte Geographie der Indianer Nordamerikas dauerhaft veränderte. Die Huronen sind letztlich als Märtyrer gestorben. Wenige Jahre später verloren die Irokesen die niederländischen Händler, und die immer zahlreicher einsiedelnden Franzosen und Engländer übernahmen den Handel selbst. Letztlich war also alles umsonst gewesen.

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Den vollen Sinn und Wert des stellvertretenden, sühnenden Leidens, den Wert des Martyriums, können wir nur begreifen, wenn wir begreifen, daß die Getauften in der Kirche in einem geistigen "mystischen" Leib zusammengeschlossen sind. In diesem Zusammengehören kraft der Taufe als "Kirche" ist das, was dem Teil geschieht, dem Ganzen geschieht, und umgekehrt.

Es ist ein Organismus und insofern eine Antwort auf den Universalienstreit des späten Mittelalters, der die Möglichkeit, die Erlösung Christi zu begreifen, immer mehr ausgetrocknet hat, weil er die Stellvertretung nicht mehr begreifen ließ. In dem es nämlich darum ging, ob universale Begriffe, Abstrakta sozusagen, Gattungsbegriffe, übergreifende, zusammenfassende Begriffe eine objektive Wirklichkeit sind oder nur Gedankendinge. Denn wenn sie geistige, abstrakte, aber reale Wirklichkeiten sind, kann diese Stellvertretung gedacht werden. Letztendlich läßt sich also auch die Erlösung durch Jesus Christus nur dann begreifen, wenn wir begreifen, daß Christus "als Mensch" dieses "volle Menschsein an sich", an dem wir teilhaben, je mehr wir Christus ein- und angehören, ihm ähnlich sind, in das göttliche innertrinitarische Leben hineingeholt hat. Durch seine Fleischwerdung.

Die Märtyrer Kanadas, von deren einigen oben gehandelt wird und von denen es insgesamt hunderte, wenn nicht tausende gibt, haben also mit Gewißheit der Kirche insgesamt, aber auch dort, jenen Boden bereitet, aus dem sie sich in Kraft entfalten hatten können. Immerhin war Kanada zumindest in seinem französischen Westen - also dem Raum der katholischen Kirche - immer ein tief katholisches Land gewesen. Daß es heute mit umso größerer Vehemenz von den Dämonien der Gegenwart gebeutelt wird - Genderismus, political correctness, Verrücktheiten sonder Zahl sind dort auf eine Weise implementiert, die man nur noch als kollektiven Wahnsinn bezeichnen kann - kann man deshalb nur als ebenso wütenden Haß verstehen, wie ihn die Mohawk angesichts des unglaublich mutig ertragenen Martyriums der beiden Jesuitenpater Jean le Brébeuf und Gabriele Lalement erfaßt hat. Denn es ist tatsächlich das Blut der Märtyrer, das den Samen der Christenheit bedeutet.



*190418*