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Sonntag, 1. April 2018

Warum Hierarchie die Vernunft begründet (3)

Teil 3)





Daraus werden die vielen Ersatzhandlungen verstehbar, die wir heute beobachten. Man nehme nur die Vorliebe der Jugend für Phantasy-Filme, die in den letzten zehn, zwanzig oder dreißig Jahren so deutlich wurde. Sie geht Hand in Hand mit der Auflösung (die einer Entleerung entspricht, die die Verlagerung auf bewußtes Handeln mühsam und erfolglos zu ersetzen versucht, damit aber nur weltimmanente Elemente hat, wie auch sonst) des Kultes (und das hat die Liturgiereform nach 1970 direkt bewirkt, wobei sie nur vollendet hat, was seit hunderten von Jahren vorbereitet worden war). Daraus wird auch so vieles aus dem Phänomen Internet verstehbar, bis hin zur Ausbreitung von fast flohsackartig auftretenden Welterklärungstheorien und -thesen. Bis hin zu den düsteren Bildern, die die verschiedensten Szenarien der "Weltrettungsnotwendigkeit" (Waldsterben, Ölknappheit, Gesundheitswahn, Klimarettung ...) begründen.

Sie alle dienen (wenn auch auf unterschiedliche Weise) der Begründung jenes Ortes, den ein fehlender zentraler Kult, wie er die das Abendland begründende katholische Liturgie war, mangels formierender Tektonik nicht mehr zu begründen mag. Damit zerfällt aber auch das, was als Basis der Vernünftigkeit gesehen werden kann und muß. Und damit zerfällt die Vernunft überhaupt.

Nicht zufällig ist Vernunft am stärksten noch dort anzutreffen, wo Menschen an die Wirklichkeit angepreßt bleiben, das heißt: wenn schon nicht in Religiosität (die bei entleertem Kult nicht mehr hilft, was unfaßbar tragisch ist), dann doch durch ihre Lebensrealität. Wo sie also existentiell abhängig sind, und damit den Grund der Welt als unerzwungen gebend, ja als personal erfahren. Vor allem wird ihre Sittlichkeit noch als transzendentaler Akt formiert, wenn auch bereits viel Information, vor allem aber die Transzendentalität fehlt und die Vernunft sich in der Welt abschließt.

Der Spruch "Religion ist Privatsache" und "Jedem seine Religion" wird von diesen deshalb als durchaus vernünftig angesehen - klar, weiter reicht eben ihre Erfahrung des Wirklichen nicht, denn das Wirkliche eint sich erst im Wahren zur alles umfassenden Vernunft, wenn auch bei weitem nicht zum Allwissen, aber zur Fähigkeit, Widersprüche im noch-nicht-Gewußten zu erkennen, wenn es ihnen als Wissen präsentiert wird.

Deshalb vermag jeder Laie mit völliger Sicherheit zu erkennen, ob etwas, das ihm als "wissenschaftliche Tatsache" präsentiert wird, in seinen Grundzügen als wahr oder falsch zu erkennen, wenn er es auch nicht sprachlich zu begründen vermag. Umgekehrt vermag man Menschen in ihrem Vernunftgrund und damit in ihrer Sittlichkeit zu beurteilen, die klar Unvernünftiges als "Wissen" ansprechen.

Die Frage nach der Irrationalität der Gegenwart ist also nicht eine Frage mathematisch präzisen "Wissens" und "Denkens" - gerade Unvernünftige versuchen ja ihren fehlenden Vernunftansatz durch umso präziseres "Denken", durch exakte Methodik etc. quasi zur Vernunft zu taufen - sondern eine des Kultes als der Grundlegung der Vernunft selbst. Als Grundlegung in der Tektonik des Menschen, die ihm dann "ge-/informierte" Sinne herausbildet, durch die er auch die Welt in allen Ebenen erkennt. Dessen Wahrheit sich insofern beweist, als es der Welterfahrung auf allen Ebenen einmal entspricht, also nicht widerspricht, zum anderen aber diese erhellt.****

Weil aber diese (noch einmal, wenn es aus dem bereits Gesagten zu wenig deutlich wird: Von der Wahrheit ungeschuldete, also nur gnadenhaft dem Bittenden geschenkte, nicht erleistbare*****) Teilhabe an der Arche-tektonik des Wahren, die Überführung deren Grundlagen der Welt überhaupt also in die Tektonik des Einzelnen (was sich in der konkreten Gestalt äußert) eine Frage der Hierarchie ist, also der personellen Zueinanderordnung der Menschen (um nicht zu sagen: der Menschheit) ist, die im religiösen Kult nur die alle einende Spitze des Zueinander aller Weltgestalten (beginnend mit der Erfahrung von Vater und Mutter) darstellt, ist der Zerfall von gesellschaftlichen Hierarchien (die nur deren Verwischung bedeutet, s. o.) auch eine Entgründung der Welt-Erkenntnis-Fähigkeit, zerstört damit die Vernunftfähigkeit der Menschen.




****Weshalb sich wahrer Kult auch in der Darstellung des wahren Gottes - der Wahrheit - entscheidet. Und das kann nur Gott selbst sein! Zwar behauptet das jeder Kult, aber es beweist sich tatsächlich und direkt in der direkten Welterfahrung. Das katholische Christentum hat seine Überlegenheit daraus, und nur daraus bezogen! Es hat die Welt "vernünftig" gemacht, braucht also keine Fideismen, nur zu "glaubende" Irrationalitäten und schöne kosmologische Weltbilder, weil es in der Vernunft selbst gründet (und das meint: katholisch). Alle übrigen Religionen sind deshalb an irgendwelchen Punkten irrational und bleiben weltimmanent, immer zumindest durch die die Realität der Gottesbegegnung herbeiführen sollende Methodik der "Anteilhabe an Gott".

*****Das einzig Erleistbare an der Wahrheit ist das immer neue redliche (sittliche) Bemühen um jene Grundlagen, die die Wahrheit aufnehmen können. Das heißt auch das Bemühen um Logizität innerhalb menschlichen Denkens, wobei Logik selbst eine Aussage über die Bezüge innerhalb der göttlichen Vernunft sind.



*130318*