Teil 3)
Der
angebliche theologische Gegensatz zwischen dem liberalistischen
Katholizismus und dem traditionellen (wahren) Katholizismus, als dessen
Vertreter Ratzinger immer erklärt wurde, war in Wahrheit immer nur eine
von Medien erfundene Geschichte. Ohne aktive Mitwirkung hätte sich eine
ultraliberale Theologie, wie sie Kardinal Kasper vertrat (zu dem sich
Jorge Bergoglio sofort bekannte, nachdem er zum Papst gewählt wurde),
niemals zu der Stellung entwickeln können, die sie heute hat, schreibt
Hilary White weiter. Schon 1993 hatte Kasper jene häretischen Vorschläge
zur Kommunion Wiederverheirateter Geschiedener öffentlich gemacht, die
sich dann in Amoris Laetitia unter Franziskus endgültig ausgedrückt
haben und die die traditionelle Lehre der Kirche wie ein erster
Sprengsatz, der aber in seiner Folge das ganze Gebäude erschüttert,
förmlich auflösen. Damals hatte es der Präfekt der Glaubenskongregation -
Ratzinger - noch verhindert. Aber der wußte seither ohne jeden Zweifel,
womit er es zu tun hatte. Und damit auch: Womit er es bei Bergoglio zu
tun hatte.
Hat
aber Josef Ratzinger als Papst auch nur irgendetwas gemacht, um
Kardinal Kasper aus seinen hohen und höchsten Positionen zu entfernen?
Etwas dagegen gemacht, daß sich dieser Häretiker "katholischer Theologe"
nennen durfte? Hat Ratzinger als Papst - wie manche gar meinen - seine
Abdankung schon deshalb zu einem Zeitpunkt stattfinden lassen, zu dem
der bereits alte Kardinal Kasper noch berechtigt war, im nächsten
Konklave mitzumischen, das dann den bekennenden Kasperianer Jose
Bergoglio zum Pontifex Maximus machte? Und was ist mit dieser unendlich
langen Liste von Bischöfen und Theologen, die klar Häretiker sind oder
in abstoßende Skandale verwickelt waren und sind? Was mit all jenen, die
ganz offen ihren Haß auf den Katholizismus austoben, und dabei in hohen
und höchsten Positionen ungestört verharren dürfen?
Der
VdZ erlaubt sich an dieser Stelle den Hinweis aus den von ihm 1993
übersetzten und im deutschsprachigen Raum in mehreren Veröffentlichungen
bekanntgemachten Artikel von James Hitchcock "Conservative bischops - liberal results" (auf seiner Webseite unter "Übersetzungen"),
der bereits damals, 1993, genau diese Fragen aufwirft. Um zugleich
seiner auf Erfahrung beruhenden Resignation Ausdruck zu verleihen, daß
auch das sogenannte konservative, traditionalistische Lager in der
Kirche absolut lernunfähig und wahrnehmungsfern ist.*
Wir sind, schreibt White schließlich, der Erzählung des Zweiten Vatikanums auf den Leim gegangen. Die da verhieß, daß man durchaus weiterhin konservativ ("treu katholisch" also) sein könne, auch wenn sich neben einem ein liberaler Katholizismus breitmachte, der gar keiner mehr war. Genau damit aber hat man dieser Zersetzung Tür und Tor geöffnet und diese Täuschung, diesen Betrug, der dieser Liberalismus von Anfang an war, zugelassen, ja sogar gefördert weil gedeckt. Wir haben so getan, als sei die Kirche ein großer bunter Regenschirm, unter dem alle Platz hätten. Und wir haben uns damit einverstanden erklärt, einen Mann wie Josef Ratzinger als "Bollwerk des wahren Glaubens" zu akzeptieren, dessen Taten aber ganz anders sprechen.
Hilary White schließt mit der nüchternen Erkenntnis, daß dieses Bergoglio-Pontifikat damit alles andere als ein Schock oder ein Zufall ist. Es ist lediglich der vorläufige Höhepunkt einer fünfzig Jahre dauernden Entwicklung, die seit dem Zweite Vatikanum eingeleitet und über die ganze Reihe der Päpste - inclusive Ratzinger aka Benedict XVI. - vorbereitet und umgesetzt wurde.** Und dies sollte uns endlich die letzten schönfärberischen Brillen herunterreißen, mit denen das Zweite Vatikanum als "Frühling der Kirche" erschien. Eine Entwicklung, die aber vor allem zu großen Teilen das direkte Werk von Josef Ratzinger em. Papst Benedict XVI. war. Sein von den Medien geschaffenes, konservatives oder gar traditionalistisches Image war nur Teil eines gewaltigen Betruges an den Katholiken.
Nachtrag: Ein aktuelles Interview mit Hilary White (ihre Blog-Webseite ist über dieses Link erreichbar) bringt OnePeterFive in Form eines (leider in sehr nuscheligem Kanada-Amerikanisch gesprochenen) Podcasts.
*Bereits 1993, als der VdZ als Bediensteter der Kirche tätig war, hatte er erkannt, daß eine ungeheure Diskrepanz zwischen Behauptung (als "Konservativ") und Tat gerade auf konservativer Seite bestand. Dies gilt auch zum "Fall Bischof Krenn", der lediglich ein "Fall Medientheater" war. Es war nicht nur Betrug an den Katholiken, sondern es war eine Falle, in die leider fast alle hinein tappten, wenn auch mit gutem Grund und nicht unverschuldet. Dies zu sehen und zu kritisieren hat ihn 1995 seine Stellung gekostet, schwer geschädigt und gerade für "Konservative" zur persona non grata gemacht.
Er ist der Auffassung, daß sich an dieser Bereitschaft, sich täuschen zu lassen - aus Kreuzesscheu!? - bis heute nichts geändert hat. Deshalb hat sich auch an der Situation der Tradition nichts geändert, außer daß die "Kirchenretter" ("-kritiker") durch Jüngere ersetzt wurden und sich die Medien geändert haben (1993 gab es Internet und social media noch nicht.) Die aber genau dieselben Fehler machen. So daß sich am Gesamtbild nichts geändert hat, außer daß die desaströse, reale Entwicklung in der Kirche ungehindert voranschreitet und -schritt. Ach ja, die Wortführer und die Gurus haben sich auch geändert, sind häufig durch jüngere ersetzt worden. Während andere gealtert sind, ohne daß man merkte, daß sich etwas weiterentwickelt hätte. So daß sie alle genau dasselbe erzählen, kritisieren und tun wie in den 1980ern und 1990ern. Die Wirklichkeitsignoranz - die sich am deutlichsten in der fehlenden Relevanz der Erinnerung zeigt - hat sich eben nicht verändert. Den meisten Menschen genügt eben ihr Selbsttheater.
Er ist der Auffassung, daß sich an dieser Bereitschaft, sich täuschen zu lassen - aus Kreuzesscheu!? - bis heute nichts geändert hat. Deshalb hat sich auch an der Situation der Tradition nichts geändert, außer daß die "Kirchenretter" ("-kritiker") durch Jüngere ersetzt wurden und sich die Medien geändert haben (1993 gab es Internet und social media noch nicht.) Die aber genau dieselben Fehler machen. So daß sich am Gesamtbild nichts geändert hat, außer daß die desaströse, reale Entwicklung in der Kirche ungehindert voranschreitet und -schritt. Ach ja, die Wortführer und die Gurus haben sich auch geändert, sind häufig durch jüngere ersetzt worden. Während andere gealtert sind, ohne daß man merkte, daß sich etwas weiterentwickelt hätte. So daß sie alle genau dasselbe erzählen, kritisieren und tun wie in den 1980ern und 1990ern. Die Wirklichkeitsignoranz - die sich am deutlichsten in der fehlenden Relevanz der Erinnerung zeigt - hat sich eben nicht verändert. Den meisten Menschen genügt eben ihr Selbsttheater.
**Übrigens ist der VdZ nicht dieser Meinung. Er ist vielmehr zur Auffassung gekommen, daß diese Entwicklung - auch die zum Zweiten Vatikanum, zu der alles das schnurstracks hinführt! - spätestens vor fünfhundert Jahren (jawohl, auch das Konzil von Trient, das "Tridentinum" ist da zu nennen, das den Subjektivismus und Protestantismus in der Kirche gewissermaßen institutionalisiert hat), in seinen eigentlichen Wurzeln aber sogar vor tausend Jahren definitiv eingeleitet wurde.
*210318*