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Sonntag, 1. April 2018

Grablegungen unhaltbarer Legenden (2)

 Teil 2)




Aber wünschte der das je wirklich? Warum hat Josef Ratzinger dann später nicht so manchen Theologen und Bischof und Kardinal (wie dem deutschen Kardinal Kasper) in die Schranken gewiesen? War es gar so, daß sich Benedict bei der Familiensynode vor zwei Jahren tatsächlich insoweit eingemischt hatte - in einem Gespräch mit den Kardinälen Schönborn und Kasper - um jene, die eine unkatholische Position, wie sie in Amoris Laetitia dann explizit wurde, und die ein klarer Bruch mit der Lehrtradition der Kirche darstellte, zumindest direkt begünstigte (und die Reaktionen weltweit haben das ja bewiesen) zum Einlenken zu bewegen? Getragen und lanciert von einem emeritierten Papst, den diese traditionalistischen Kreise immer als Hort der Rechtgläubigkeit sahen, dem sie also vertrauten. Ja, den sie alle liebten, und als den besten Papst nach dem Konzil und Träger so vieler Hoffnungen sahen.

So haben alle übersehen, daß sie betrogen worden waren. Haben übersehen, daß ihr Vertrauen in einen Papst (Emeritus), die perfekte Voraussetzung für eine simple Falle war, in der sie sukzessive in einen Umbau der Kirche involviert wurden, wie er von vielen als der "wahre Geist des Zweiten Vatikanums" angesehen wird. Und der eine Absicht in den Konzilsdokumenten erkennen ließ, in der die Wahrheit des Katholischen nach und nach auf den Kopf gestellt werden würde.

Diese Hoffnung, so White, hat sich nie erfüllt. Und sie war nie berechtigt. Sie war ein Wunschtraum.* In Wahrheit muß man die Lage viel ernster und nüchterner sehen, als viele es nun werden wahrhaben wollen.  

Wie konnte man denn Benedict XVI. glauben, möchte der VdZ hier ergänzend anmerken, daß er zurückgetreten sei, weil er zu wenig Kraft (etc.) habe? Wo doch jeder sieht, daß er ... noch immer lebt, noch immer geistig frisch und klar im Kopf ist? Riecht denn niemand den Braten, riecht denn niemand, daß da etwas stinkt? Sehen wir denn, was wir sehen?

Haben wir nicht, so White, den Fehler gemacht, einfach der Presse zu glauben, die Ratzinger zum Hort des wahren Glaubens, zum Vertreter wahrer Tradition hochschrieb? Haben wir nicht ein Bild von ihm gehabt, das nie dem "wahren Ratzinger" entsprach? So fest haben wir daran geglaubt, daß wir uns nicht einmal etwas gedacht haben, als ausgerechnet dieser Papst ... zurücktrat. Den Stuhl Petri im Stich ließ. Den Platz räumte für jemanden, der der ultimative Schritt zum Progressismus war, Bergoglio. 

Nachfolger eines Papstes, der beim Konzil als einer der progressivsten Theologen galt und theologischer Berater einer der progressivsten Kardinäle (Kardinal Frings aus Köln) beim Konzil war. Einem direkten Widersacher von Kardinal Ottaviani, dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation. Frings, der bereits blind war und die eigentliche Arbeit seinem Sekretär namens Josef Ratzinger überließ, war mit verantwortlich dafür, daß am Konzil das eigentlich leiten sollende, die Inhalte vorbereitete Schema nach kurzer Zeit verworfen wurde. Sodaß der Platz frei wurde für jene völlig neuen Ansätze, wie sie sich dann in den letztendlichen Konzilsdokumenten zeigten, zumindest als "auch mögliche weil nicht mehr ausgeschlossene Deutungen" in deren bekannten unklaren, undezisiven Formulierungsstil vorbereiteten. 

Haben wir die Worte von Henry de Lubac vergessen, der sich 1985 öffentlich daran erinnerte, daß es Josef Ratzinger war, der all die Neuerungen des Zweiten Vatikanums zur Vollendung führte. Lubac sprach sogar wörtlich davon, daß es Ratzinger war, der die alte Kirche "killte"

Jener Ratzinger, der späterhin seine progressive theologische Linie bis in sein Amt als Präfekt der Glaubenskongregation weiterzog, der den Syllabus Pius IX. (als Auflistung aller modernen Häresien) ablehnte, der nach wie vor dazu riet, die Bastionen der Kirche einzureißen, um sie den modernen Zeiten anzupassen. Nie hat er von seiner oft formulierten These gelassen, daß es vor allem darum ginge, das Konzil umzusetzen, nur darin läge die Wurzel aller Probleme. 

Selbst als man ihn dann den "Rottweiler" der Kirche nannte, als Präfekt der Glaubenskongregation, hat Ratzinger aber nie wirklich etwas getan, um den Modernismus, der sich nach dem Zweiten Vatikanum und speziell dann unter dem Pontifikat von Johannes Paul II. explosionsartig ausgebreitet hatte, effektiv zurückzudrängen, man denke nur an die halbherzige Vorgangsweise gegen Hans Küng. Was hat Rom aber gemacht, um all die häretische Verkündigung in all den Bistümern und Pfarren zu bekämpfen? Wo sind sie, die Suspendierungen, die notwendig gewesen wären, um dagegen vorzugehen? Könnte es nicht sein, schreibt White weiter, daß ein Grund für unsere Wahrnehmungsschwäche ist, daß wir allesamt längst mit in diese Auflösung des wahren Glaubens hineingezogen worden sind, sodaß wir selber gar nicht mehr wissen, wie weit diese Kirche seit dem Zweiten Vatikanum bereits von der Tradition, von ihrer eigentlichen Gestalt entfernt ist.

Wie konnte es geschehen, daß sich niemand etwas dabei gedacht hat, daß der noch 1963 bekennende Progressist Ratzinger 2005 zum Bollwerk der wahren traditionellen Lehre der Kirche erklärt wurde? Hat sich denn niemand etwas dabei gedacht (außer Verschwörungstheorien zu erfinden), daß 2012 ausgerechnet der Großmeister des Liberalismus in der Kirche, Kardinal Martini, in einem bekannt gewordenen Gespräch Ratzinger dazu aufforderte, zurückzutreten, um den Weg zu einer Kurienreform frei zu machen.


Morgen Teil 3)



*Man müßte, so der VdZ, noch viel schärfer sein und weiter gehen. Denn stattdessen glauben gerade die Traditionalisten (nennen wir sie halt so und meinen damit die Vertreter der unveränderten und unveränderlichen Kirche und ihrer Wahrheit von Anbeginn an) daß sie ihren treuen Kampf schon geführt hätten, wenn sie da und dort eine "Alte Messe" etablieren, oder in Internetblogs oder auf Twitter polemisieren und kritisieren.






*210318*