Teil 2)
Aber
 wünschte der das je wirklich? Warum hat Josef Ratzinger dann später nicht so manchen Theologen und 
Bischof und Kardinal (wie dem deutschen Kardinal Kasper) in die 
Schranken gewiesen? War es gar so, daß sich Benedict bei der 
Familiensynode vor zwei Jahren tatsächlich insoweit eingemischt hatte - 
in einem Gespräch mit den Kardinälen Schönborn und Kasper - um jene, die
 eine unkatholische Position, wie sie in Amoris Laetitia dann explizit 
wurde, und die ein klarer Bruch mit der Lehrtradition der Kirche 
darstellte, zumindest direkt begünstigte (und die Reaktionen weltweit 
haben das ja bewiesen) zum Einlenken zu bewegen? Getragen und lanciert 
von einem emeritierten Papst, den diese traditionalistischen Kreise 
immer als Hort der Rechtgläubigkeit sahen, dem sie also vertrauten. Ja, 
den sie alle liebten, und als den besten Papst nach dem Konzil und 
Träger so vieler Hoffnungen sahen.
So haben alle übersehen, daß sie 
betrogen worden waren. Haben übersehen, daß ihr Vertrauen in einen Papst
 (Emeritus), die perfekte Voraussetzung für eine simple Falle war, in 
der sie sukzessive in einen Umbau der Kirche involviert wurden, wie er 
von vielen als der "wahre Geist des Zweiten Vatikanums" angesehen wird. Und 
der eine Absicht in den Konzilsdokumenten erkennen ließ, in der die Wahrheit
 des Katholischen nach und nach auf den Kopf gestellt werden würde.
Diese
 Hoffnung, so White, hat sich nie erfüllt. Und sie war nie berechtigt. 
Sie war ein Wunschtraum.* In Wahrheit muß man die Lage viel ernster und 
nüchterner sehen, als viele es nun werden wahrhaben wollen.  
Wie konnte 
man denn Benedict XVI. glauben, möchte der VdZ hier ergänzend anmerken, daß er zurückgetreten sei, weil er zu 
wenig Kraft (etc.) habe? Wo doch jeder sieht, daß er ... noch immer 
lebt, noch immer geistig frisch und klar im Kopf ist? Riecht denn 
niemand den Braten, riecht denn niemand, daß da etwas stinkt? Sehen wir denn, was wir sehen?
Haben
 wir nicht, so White, den Fehler gemacht, einfach der Presse zu glauben,
 die Ratzinger zum Hort des wahren Glaubens, zum Vertreter wahrer 
Tradition hochschrieb? Haben wir nicht ein Bild von ihm gehabt, das nie 
dem "wahren Ratzinger" entsprach? So fest haben wir daran geglaubt, daß 
wir uns nicht einmal etwas gedacht haben, als ausgerechnet dieser Papst 
... zurücktrat. Den Stuhl Petri im Stich ließ. Den Platz räumte für 
jemanden, der der ultimative Schritt zum Progressismus war, Bergoglio. 
Nachfolger eines Papstes, der beim Konzil als einer der progressivsten 
Theologen galt und theologischer Berater einer der progressivsten 
Kardinäle (Kardinal Frings aus Köln) beim Konzil war. Einem direkten 
Widersacher von Kardinal Ottaviani, dem damaligen Präfekten der 
Glaubenskongregation. Frings, der bereits blind war und die eigentliche 
Arbeit seinem Sekretär namens Josef Ratzinger überließ, war mit verantwortlich dafür, daß am Konzil das eigentlich leiten 
sollende, die Inhalte vorbereitete Schema nach kurzer Zeit verworfen wurde. Sodaß 
der Platz frei wurde für jene völlig neuen Ansätze, wie sie sich dann in
 den letztendlichen Konzilsdokumenten zeigten, zumindest als "auch 
mögliche weil nicht mehr ausgeschlossene Deutungen" in deren bekannten 
unklaren, undezisiven Formulierungsstil vorbereiteten. 
Haben
 wir die Worte von Henry de Lubac vergessen, der sich 1985 öffentlich 
daran erinnerte, daß es Josef Ratzinger war, der all die Neuerungen des Zweiten Vatikanums zur Vollendung führte. Lubac sprach sogar wörtlich davon, 
daß es Ratzinger war, der die alte Kirche "killte". 
Jener Ratzinger, der
 späterhin seine progressive theologische Linie bis in sein Amt als 
Präfekt der Glaubenskongregation weiterzog, der den Syllabus Pius IX. 
(als Auflistung aller modernen Häresien) ablehnte, der nach wie vor dazu
 riet, die Bastionen der Kirche einzureißen, um sie den modernen Zeiten 
anzupassen. Nie hat er von seiner oft formulierten These gelassen, daß 
es vor allem darum ginge, das Konzil umzusetzen, nur darin läge die 
Wurzel aller Probleme. 
Selbst
 als man ihn dann den "Rottweiler" der Kirche nannte, als Präfekt der 
Glaubenskongregation, hat Ratzinger aber nie wirklich etwas getan, um 
den Modernismus, der sich nach dem Zweiten Vatikanum und speziell dann unter 
dem Pontifikat von Johannes Paul II. explosionsartig ausgebreitet hatte,
 effektiv zurückzudrängen, man denke nur an die halbherzige 
Vorgangsweise gegen Hans Küng. Was hat Rom aber gemacht, um all die 
häretische Verkündigung in all den Bistümern und Pfarren zu bekämpfen? 
Wo sind sie, die Suspendierungen, die notwendig gewesen wären, um 
dagegen vorzugehen? Könnte es nicht sein, schreibt White weiter, daß ein
 Grund für unsere Wahrnehmungsschwäche ist, daß wir allesamt längst mit 
in diese Auflösung des wahren Glaubens hineingezogen worden sind, sodaß 
wir selber gar nicht mehr wissen, wie weit diese Kirche seit dem Zweiten
Vatikanum bereits von der Tradition, von ihrer eigentlichen Gestalt 
entfernt ist.
Wie
 konnte es geschehen, daß sich niemand etwas dabei gedacht hat, daß der 
noch 1963 bekennende Progressist Ratzinger 2005 zum Bollwerk der wahren 
traditionellen Lehre der Kirche erklärt wurde? Hat sich denn niemand 
etwas dabei gedacht (außer Verschwörungstheorien zu erfinden), daß 2012 
ausgerechnet der Großmeister des Liberalismus in der Kirche, Kardinal 
Martini, in einem bekannt gewordenen Gespräch Ratzinger dazu aufforderte, 
zurückzutreten, um den Weg zu einer Kurienreform frei zu machen.
Morgen Teil 3)
*Man müßte, so der VdZ, noch viel schärfer sein und weiter gehen. Denn
 stattdessen glauben gerade die Traditionalisten (nennen wir sie halt 
so und meinen damit die Vertreter der unveränderten und unveränderlichen 
Kirche und ihrer Wahrheit von Anbeginn an) daß sie ihren treuen Kampf 
schon geführt hätten, wenn sie da und dort eine "Alte Messe" etablieren,
 oder in Internetblogs oder auf Twitter polemisieren und kritisieren.
*210318* 
 
