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Mittwoch, 18. April 2018

Ein reines PR-Spektakel (1)

Man müsse, sagt E. Michael Jones in diesem Statement einem Fernsehsender in den USA, den US-Angriff auf Syrien als reines PR-Spektakel des "tiefen Staates" (deep state) sehen. Also jenes Komplexes von jeweiligen Interessen, der aus Geheimdiensten, religiösen Gruppierungen, Rüstungsindustrie, Militär, Kapital und Oligarchie besteht. Der wie ein zweiter Staat dem ersten, der Regierung, gegenübersteht, im Gegensatz zu dieser aber keine andere politisch-demokratische Legitimation hat als seine Eigeninteressen.

Und vor dem nicht nur schon viele US-Präsidenten gewarnt hatten (Truman mit seiner berühmten Rede, Kennedy hatte ähnliche Ziele) oder dem sie zum Opfer fielen (nicht nur wie vermutlich Kennedy, sondern ganz deutlich Jimmy Carter, der ein Drittel des CIA auflöste, woraufhin zufällig die Geisel-Befreiungsaktion im Iran mißlang, die Carter prompt sein Amt kostete) oder zumindest in die Knie gingen (wie auch Donald Trump.) Und mittlerweile haben wir es ja in vielen Staaten der Welt mit solchen Machtverbänden zu tun, die ihre eigene Politik verfolgen.

Dieser deep state hat vitales Interesse, US-Truppen in Syrien stationiert zu halten. Das hat mit Israel zu tun, mit Arabien, mit Öl und Gas respektive mit Pipelines, die wiederum Rußland (als Lieferant für Europa) schwächen sollen (denn die Boykotts gegenüber Moskau haben dazu geführt, daß Rußland von Öl- und Gaslieferungen abhängig ist wie noch nie), mit der geostrategischen Bedeutung des Nahen Ostens als Ölquelle für China, und es hat nicht zuletzt mit englischen Interessen zu tun. Deren Einfluß auf die USA, deren geostrategische Pläne bei uns ganz gewiß unterschätzt werden.

Und nur diesem Zweck diente die false flag Aktion (A tut etwas, das er dann so aussehen läßt, als hätte es B gemacht) mit dem angeblich von Syrien durchgeführten Giftgasangriff in Duma, wo nichts dafür spricht, daß tatsächlich Assad der Übeltäter war, aber viel dafür, daß es (vielleicht sogar mit US-Unterstützung) die "Folgen eines Giftgasangriffs" inszeniert waren. Welcher als Grund für einen US-Militärschlag (mit britischer und französischer Unterstützung) vorgeschoben wurde. Aber man schien sich auffällig zu beeilen, und eine Untersuchung gar nicht abzuwarten.  

Nachtrag vom 18. April 2018: Denn es gibt noch nicht einmal Beweise, daß überhaupt ein Giftgasangriff (egal von wem) in Duma stattgefunden hat. Im Gegenteil: Eine US-Station bringt einen Augenzeugenbericht von Reportern vor Ort. Und die berichten glatt, daß keiner von den Bewohnern von Ghouta etwas von einem Giftangriff bemerkt habe. Das einzige, was die Bewohner bemerkt haben war ... eine Inszenierung durch die Rebellen! Die damit genau das bewirken wollten, was passierte: Daß die USA eingreift. Außerdem haben die Reporter festgestellt, daß die Einwohner von Ghouta sämtlich froh darüber sind, vom Rebellenregime durch Assad befreit worden zu sein.





Vorerst also haben wir nur Beweise dafür, warum sich die USA so beeilen mußten einen Anlaß zu nutzen, um auf halbstark machen zu können. Das einzige Drama, das sich in der Stadt Duma abgespielt hat, ist also, daß sich jede Menge Staatsführungen (diesmal leider auch die Österreichs; auch dort hat die Vernunft ja nur sehr dünne Luft) lächerlich gemacht haben.

Um den aktuellen Angriff auf Syrien zu begreifen muß man aber ohnehin, so Jones, die Aussagen Putins von vor einem Monat heranziehen. Der in Moskau öffentlich davon gesprochen hatte, daß Rußland über eine neue Raketentechnologie verfüge, die es in die Lage versetze, jeden Punkt der USA zu treffen. Das ist neu. Also wurde vom aufgeschreckten Kongress in Washington sofort eine Anhörung anberaumt, in der die Generäle befragt wurden, ob das zutreffe. Die mußten auch prompt zugeben, daß es stimme. Sie versuchten aber den Kongress zu beruhigen. Indem sie auf ihre U-Boote hinwiesen, die in einem Zweitschlag die russischen Städte auslöschen könnten.

In Wahrheit enthält eine "Samson-Strategie" natürlich nur wenig Trost. Wo nur ein totales Einreißen der Welt, gewissermaßen, als "Abwehr" möglich ist. (Samson zerstörte den Palast, in dem er selbst war, vernichtete also sich und alles was dastand, um die Feinde zu vernichten.)

In Wahrheit stellt Rußland die USA vor eine völlig neue Situation. Und der wird das allmählich bewußt. Wir erleben dabei einen der aus der Geschichte der Kriegsführung bekannten nächsten technologischen Umbruch in der Kampf- und Waffentechnik.*

Mit einem Mal sind oder werden in absehbarer Zeit gigantische Rüstungseinrichtungen der USA wertlos und für die amerikanische Geostrategie nutzlos. Das betrifft Strukturen wie die einer Luftwaffe, die als selbständige Waffengattung (viel zu ineffektiv, viel zu teuer, viel zu anfällig) weltweit bald ausgedient hat, darunter ist aber vor allem die Flotte zu verstehen. Dazu haben wir ja schon vor Zeiten aus US-Militärdossiers zitiert. Denn daß Flotten keine militärisch-strategische Zukunft haben, ist Militärexperten schon lange klar. Weil moderne Kleinwaffen (von einem Mann bedienbare, billig und überall zu erstehende Raketen etwa), die nicht mehr kontrollierbar sind, jedes Schiff, ja jedes Objekt von jedem angreifbar machen.

In diesem Zusammenhang ist auch Chinas Strategie von großem Interesse, die aufs feste Land setzt, und sich von globalen Seewegen unabhängig macht - ein Paradigmenwechsel von immenser Bedeutung. Und wie sagt schon Sun Tzu? Kriege werden immer - immer! - nur zu Land gewonnen. Syrien hat es bewiesen. Da nützt auch das kindische Gejammere von Trump im vorigen Jahr nichts, wo er beklagte, daß den USA für ihre Bombenabwürfe in Syrien, die doch die IS besiegt hätten - ach, haben sie? - nicht gedankt worden sei.

Was aber nun tun? Um vorerst einmal Gesichtsverlust zu vermeiden, schlug der deep state und ein sich zum Muskelspiel bemüßigt fühlender Donald Trump mit einem inszenierten Spektakel zurück. Bei dem die USA aber jede direkte Konfrontation mit Rußland sorgsam vermied. Man verständigte Rußland über Ort und Zeit der Angriffe in Syrien, vermied russisch reklamierten Luftraum, und ermöglichte so die Evakuierung der Ziele. Russia Today spricht im Zitat eines russischen Generalstabsoffiziers nun sogar von "teilweise lange schon leerstehenden Gebäuden", die durch Satellitenaufnahmen bewiesen "vernichtet" worden sind. 

Von "Chemiewaffenproduktionsstätten" natürlich keine Spur. Die Amerikaner haben ja bekanntermaßen nicht das erste Mal Probleme, solche Stätten zu finden. Sie sollten sich deshalb vielleicht besser auf etwas anderes konzentrieren. Und daß von einhundertdrei abgefeuerten Raketen einundsiebzig abgefangen worden sind, so die Russen, macht sich in einem Siegesbericht auch nicht gerade gut. Wieder andere Quellen erzählen, daß mehr als die Hälfte der Raketen überhaupt in der Wüste gelandet sei. Doch kommt es darauf an?

Immerhin gab es kaum menschliche Opfer. Und die US-Flotte vor der Küste zog ganz schnell ab, nachdem man ein paar Tomahawk-Raketen abgefeuert hatte. (Wo der Rest an Angriffswaffen seinen Ausgangspunkt hatte, ist derzeit in den Medien nicht nachlesbar. Manche schreiben allerdings von griechischen Inseln, Kreta und Zypern, zumindest die britischen und französischen Flugzeuge sind vermutlich von dort gestartet.)

Man wollte es nicht darauf ankommen lassen, daß Rußland beweisen könnte, daß es tatsächlich in der Lage ist, die US-Schiffe auszuschalten. Diese Frage wollten die USA gar nicht geklärt wissen, wer weiß was dann an PR rausgekommen wäre. Jetzt kann Trump sogar öffentlich behaupten, man habe die Russen ausgetrickst, ätsch, die Amis haben doch die besseren Raketen. Lockheed wird ein Stein vom Gewinnboard gefallen sein.


Morgen Teil 2) Aber wen kümmert angesichts Photos leidender Kinder
 noch eine klare Völkerrechtsverletzung?
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