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Mittwoch, 18. April 2018

Über den Einzelfall der bösen Tat (3)

Teil 3)




Die Konzentrationslager waren zum Zeitpunkt ihrer ersten Errichtungen gleichermaßen prinzipiell nicht gedacht, um Menschen massenhaft zu vernichten. Bis heute ist nicht geklärt, wie das rein technisch hätte ablaufen sollen. (Auch hier also: Es konnte schon deshalb nur über "Einzelfall-Lösung" ablaufen.) Die Idee von Anhaltelagern, wo Regimegegner konzentriert waren, gab es im übrigen auf der ganzen Welt, nicht zuletzt in den USA. Wo es unter anderem zweihunderttausend Japaner betraf. Ihre Ursprungsidee war eigentlich ganz anders. Sie sollten nur Kräfte, die dem Neuaufbau hinderlich waren, aus der Gesellschaft fernhalten. Das war die Idee jedes der zahlreichen Faschismen, die in Europa damals auftraten.

Sie sind nur zu Vernichtungslagern GEWORDEN. Über aller sich später entwickelnden (!) Vernichtungsidee, die es natürlich gab. Aber die Konzentrationslager sind vor allem zu dem geworden, als was man sie heute kennt, weil sie ein Raum waren - daran hatte eigentlich niemand wirklich gedacht, das trat aber dann logischerweise auf - in dem sich jeder Einzelfall an willkürlicher Täterschaft entwickeln konnte, ja fast mußte, und sich tatsächlich entwickelte. 

1945, nach der sogenannten "Befreiung", waren etliche KZ-Kommandeure Berichten der Alliierten nach völlig "reinen Gewissens". Sie führten die Befreier sogar im Lager herum, als wäre es das Normalste auf der Welt. Und verstanden überhaupt nicht, warum sie nun "Täter" sein sollten. Aus ideologischer Verblendung? Nein. Weil sie "nichts Böses getan" hatten. Das waren alles ... Einzeltäter. Nirgendwo wurde Vergewaltigung etwa so schwer geahndet, wie innerhalb der SS. Sadisten wurden in der Regel verachtet, wenn nicht bestraft.

Denn auch (ja gerade in der SS) gab es einen Ehrencodex - so sehr man über diesen diskutieren muß, denn er war ganz klar evolutionistisch (sic!) und damit atheistisch! - der subjektiv motivierte Gewalt, Sadismus etc. ächtete. Von Biergesprächen, in denen man mit Gewalttaten prahlte, muß man insofern ganz anders sprechen, als sich der Gewaltraum (in dem das passierte) fast unmerklich realisierte, aber ideologisch nur irgendwie rechtfertigbar, nicht Bedingung oder Ursache war. Einzelne Aussagen herbeizuholen, um das doch zu belegen, ist einfach falsch und treffen nicht die Realität.

Oder wie glaubt der Leser, warum nach dem 8. Mai 1945 der weit überwiegende Teil der Deutschen nicht im Traum daran dachte, daß er "einer verbrecherischen Nation" angehört haben sollte? Was an seinem Verhalten - Einzelfall! - war falsch gewesen? Man war im Krieg gewesen. Das erklärte alles. Auch die Mutter des VdZ hatte sich diesem gegenüber in Gesprächen so verteidigt, als dieser selbst in seiner Jugend von der Propaganda angekränkelt war. Gott hab sie selig, der VdZ bereut alles das heute, er hatte es damals nicht verstanden. Dabei war sie tief katholisch! So katholisch, daß sie die Veränderungen des 2. Vatikanums nicht mehr nachvollziehen, begreifen konnte und sich für die Demenz entschied, da war nichts mehr mit Vernunft in Übereinstimmung zu bringen.

Explizit gemacht war sogar die gesamte Herkunftsfamilie des VdZ - väterlicher- wie mütterlicherseits - stark anti-nationalsozialistisch weil erzkatholisch. Das war unvereinbar. Dennoch haben alle (!) als (dekorierte) Soldaten mutig an der Front gedient, und viele sind auch gefallen. Andere wurden nach 1945 in Schlesien von Polen ermordet. Die wirklichen Bewegungen liegen also auf ganz anderer Ebene als auf der einer Ideologie. Der VdZ behauptet sogar, daß die zutiefst ideologisch denkenden Menschen die ... feigesten waren. Ein Mann kämpft nur als Krieger gut, auch Kampf und Krieg lebt von der Poesie, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Aber ein Krieger ist nie ein Ideologe. Er ist vielmehr hoch-wirklicher Mensch.

Genau so muß man vom sogenannten "Antisemitismus des Dritten Reiches" mit Vorbehalt sprechen. Denn dahinter stand und steht eine ganz andere Auffassung, wir haben sie an dieser Stelle bereits darzustellen versucht. Der sogenannte deutsche Antisemitismus war ZUERST kein ethnischer Vorbehalt. Und ganz Europa war in diesem exakten Sinn antisemitisch. Weil es die Macht und Machinationen der Juden, als Drahtzieher des Finanzsystems, das alle schöpferische Kraft vernichtete, erkannte. Prinzipiell verankert in ihrer Ablehnung der Seins-Ordnung. 

Denn sie hatten "als Juden" Gott selbst ans Kreuz geschlagen. Ein ontologisches Problem. Und erst daraus in Folge ein gesellschaftliches und politisches. Als verteidigender Haß einer Minderheit auf die Seins-Ordnung, ja auf jede vorgefundene Ordnung. Als echtes - ontologisch verankertes - Schuldproblem, das sich, weil es ontologisch ist und war in jedem individuellen Leben niederschlägt. Als existentieller Haß auf die Ordnung einer Gesellschaft. Als revolutionärer, alle Ordnung überwinden wollender, Ordnung zerstören wollender weil - aus Schuldproblematik getrieben - müssender Geist. 

Jede Schuld aber versucht, ihre Unschuld aus dem Beweis der Allgemeinheit, der Richtigkeit, damit der empirisch belegbaren ontologischen Berechtigung ihres Verhaltens zu beweisen.


Morgen Teil 4)







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