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Donnerstag, 5. April 2018

Es greift viel zu kurz

Ein Essay - Ein Versuch




Es ist schon drei Jahre gut her, daß der VdZ von dem amerikanischen Architekten Duncan C. Stroik ein Rezensionsexemplar seines damals frisch erschienenen Buches "The Church Building as a Sacred Place" erhielt. Das er erst freudig auspackte, um es nach einem ersten Überblick enttäuscht auf den Stapel "Bald mal zu lesen" legte (schon aus Höflichkeit, das Porto mußte ein Vermögen gekostet haben), wo es immer weiter nach unten wanderte, bis der VdZ es vor kurzem in sein Regal stellte, weil es der Mühe nicht wert schien. Dabei gilt Stroik unter den amerikanischen Kirchenkonservativen als Star. 

Der VdZ mußte an diesen Stroik denken, als er auf OnePeterFive dieser Tage einen Artikel von Peter Kwasniewki zu lesen bekam. Von dem er ein oder zwei Bücher hat, in denen er sich mit der Erneuerung des Heiligen auseinandersetze. Wie Stroik. Wie so viele. Und Kwasniewskis Artikel ist eine einzige Resignation über den Totalzusammenbruch, den die Kirche erlebt und der in ihrem Kult so deutlich wird. Und er sieht deshalb ebenfalls das Heil in der Alten Liturgie. Aber er bemerkt auch, daß da irgendetwas zu kurz greift. Er hat bemerkt, daß sich da einfach nichts bewegt, und zwar seit Jahrzehnten. Die Anklagen sind unverändert geblieben, die Kritikpunkte, es gab sogar Hoffnungspunkte wie "Summorum Pontificum", aber in der Realität scheint sich nichts zu verändern. Die Gemeinschaft der Traditionalisten hat es gleich schwer wie immer, der Niedergang der Kirche ist nur ein paar Jahrzehnte weitergegangen ... es hat sich nichts verändert.

Nun ist der VdZ kein Mann, der einfach mal resigniert. Kurzfristig, meinetwegen, aber bald rührt sich der alte Wille zur Gestaltung wieder. Denn wenn etwas nicht funktioniert, dann muß man eben andere Wege suchen und überlegen, ob die Denkansätze stimmen, mit denen man vorging.

Seit fünfundzwanzig, ja bald dreißig Jahren beobachtet nun der VdZ die Kirche, und ebenso lang verfolgt er die Erneuerungsbemühungen. Von allen Seiten übrigens. Er kennt sowohl die Geistgeküßten der Charismatik, von denen er sich ob der lächerlichen Durchschaubarkeit der Selbsttäuschung bald abwandte, als auch die Traditionalisten, denen er sich an und für sich dann zugehörig sah.

Fünfundzwanzig Jahre und mehr hat er deren Wege mitbeschritten, hat sich um die Alte Liturgie bemüht, hat die Genese dieser Szene intensiv verfolgt. Er war in Kontakt mit vielen, die als Proponenten galten und gelten, denn in einem Punkt haben sie alle Recht (übrigens auch die Charismaten, die lustigerweise dasselbe Anliegen haben): Es geht um die Liturgie.

Aber mehr und mehr hat der VdZ etwas begriffen: Daß sämtliche Ansätze viel zu kurz greifen. Bisher ist man davon ausgegangen, daß ein Rückgriff um fünfzig oder hundert Jahre ausreichen würde, um den katholischen Kult wieder zum Leuchten zu bringen. Aber der VdZ hat kaum je einmal eine Liturgie leuchten gesehen. Vielmehr hatte er das seltsame Empfinden, daß der Subjektivismus, der die Kirche so deformiert hat, auch in der sogenannten Traditionalisten-Szene um wenig oder nichts geringer war.

Sie taten dasselbe, was Stroik als "Weg der Erneuerung" sieht: Sie meinten und meinen, mit etwas formaler Behübschung sei alles geschehen. Gewiß, das ist ungerecht und pauschaliert im Einzelfall unangemessen. Aber wenn Stroik glaubt, man könne "das Heilige" wiederbeleben, indem man den Baustil der Renaissance imitiert, tut er nichts anderes als die vielen Gläubigen, die meinen, mit viel Latein und subjektiv frommen Haltungen sei alles getan. Sie alle greifen zu kurz. Viel zu kurz.

Es geht nämlich zwar wirklich um die Liturgie, aber es geht primär um den Kult. Und dieser ist zuerst einmal eine Frage des Gesamtraumes. Das erste Mal ist ihm das aber erst vor zwei Jahren aufgegangen, und zwar so richtig aufgegangen. Als er bei Exerzitien in einem alten tschechischen Zisterzienserkloster (Vyssi Brod) eine Liturgie erlebte, in der ihm erstmals der Himmel aufgeleuchtet hatte. Wer das nicht erlebt hat, dachte er, der weiß überhaupt nicht, worum es im Katholischen Glauben geht, worum es in der Kirche geht! 

Ab da ging es Schlag um Schlag. Denn er hatte sehr bald erkannt, daß diese Erkenntnis nicht aus der Liturgie kam. Sie kam vielmehr aus dem Gesamtraum, in dem sich diese abgespielt hatte. Und in diese Richtung begann er mehr und mehr zu studieren. Die Erkenntnisse fielen wie von selbst, eine nach der anderen. Bis ihm immer deutlicher klar wurde: Es lag an der Gesamtkonzeption dessen, was Kirche überhaupt ist. 

Der Fehler liegt also nicht im 2. Vatikanum, fünfzig Jahre zurück. Er liegt nicht an der sogenannten "Liturgiereform". (Was hat all das Herumdiskutieren da schon gebracht, außer neue Sektenbildungen, wie Pius X?) Das waren alles nur Etappen ein und derselben Fehlentwicklung. Der Fehler liegt deshalb auch nicht fünfhundert Jahre zurück. Da gab es nur den deutlichsten Ruck - in die falsche Richtung. Der Fehler liegt vielmehr tausend, ja zwölfhundert Jahre zurück. Und man erkennte ihn also am deutlichsten, wenn man sich eine Vergleichsprobe ansähe, die die Kirche so weitertrug, wie sie damals mehr oder weniger weltweit und einheitliich war. Und die gibt es. Die gibt es - mehr oder weniger - in den Teilen, die man Orthodoxe Kirchen nennt.


Wird fortgesetzt)  

Ex oriente lux - 
Es geht um die Gesamtheit, es geht um die Anthropologie - 
Kirche ist etwas anderes als eine institutionalisierte Religionsanstalt - 
Was Klaus Gamber längst sah - 
Entweder die westlich-römische Kirche erkennt es, oder sie wird definitiv verschwinden - 
Wo alle Linien zusammenlaufen, selbst die der Ökumene - 
Wo ein katastrophaler Papst jene Trümmerlandschaft bewirkt, die erst eine Neuorientierung möglich macht, weil niemand mehr etwas in der Hand hat - 
Man halte nach diesem Papst noch das Unfehlbarkeitsprinzip, ohne in Aporien zu geraten - 
Nur ein anderer Kirchenbegriff schützt vor Sedisvakantismus, 
der Kirche auf jeden Fall auflöst -
Rückbesinnung auf das, was Kirche ist, ohne nouvelle theology
Ohne Begriffsauflösung. Ohne Irrationalismus.






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