Teil 2) Exkurs: Die Hintergründe der Spaltung der Kirche waren politisch
Es war Rom, noch mehr der politische (!) Westen, die diese Spaltung
ursprünglich initiierten beziehungsweise zuließen. Wir haben schon davon
gesprochen, daß man davon ausgehen kann und muß, daß historisch gesehen
die Inanspruchnahme des Titels als römischer Kaiser durch Karl dem Großen
(mit der Krönung im Jahre 800) diese Spaltung willkürlich betrieben hat,
um den Raub der Kaiserwürde beziehungsweise deren Transponierung in den Westen zu
legitimieren. Wie sonst hätte der Kaiser in Konstantinopel für
"illegitim" erklärt werden können - außer über den Nachweis einer
Häresie?
Die Anschuldigungen, Byzanz sei häretisch,
sind (aus damaliger Sicht) ganz offensichtlich nicht haltbar und bewußt
falsche Auslegung. Sie haben sogar eine Wurzel in fehlerhafter
Übersetzung byzantinischer Dokumente bezüglich der Rolle der
Bilderverehrung, die von Karl sogar direkt als Vorwurf der
Götzenverehrung verschärft wurden. Es ist wichtig sich bewußt zu machen, daß es (so formuliert es sogar das 2. Vatikanum) in vielerlei kulturellen Kreisen auch zu durchaus unterschiedlichen Ausformungen (immer ein und derselben zentralen, aber immer noch katholischen Wahrheit) kommt, auch im Kult, auch in den Frömmigkeitsformen.
Man muß also doch die Kirche "katholischer" sehen, denn als "römisch" oder "orthodox". Sie umfaßt beide. Jeder Mensch, jedes Volk hat eben doch einen gewissen anderen, eigenen Zugang. Katholisch heißt eben nicht Uniformität, sie heißt nur Einheit in der Wahrheit. So, wie ein Brillant bei unterschiedlichem Ort je andere Facetten aufblitzen läßt - aus ein- und derselben Sonne.
So gab es auch damals zahlreiche Unterschiede in den Frömmigkeitsformen, aber auch in den Gewichtungen der theologischen Betrachtungsweise. Die einander nicht widersprachen, aber andere Aspekte sahen und betonten. Sie haben sich erst mit der Zeit immer deutlicher herausgearbeitet. Wer sie aber genauer ansieht, sieht auch heute noch die prinzipiellen Gemeinsamkeiten in den Grundlagen der beiden Teilkirchen.
Das Problem entsteht dann, wenn man diese Unterschiede nicht als Aspekte ein- und derselben Kirche und Wahrheit sehen will. Und genau so verhielt es sich damals. Wobei wir uns hier auf einen Aspekt beschränken, der sich im Glaubensbekenntnis ausdrückt - eben dem filioque, einem bis heute nominell größten Hindernis einer Aussöhnung der römischen mit den großen orthodoxen Kirchen.
Man muß also doch die Kirche "katholischer" sehen, denn als "römisch" oder "orthodox". Sie umfaßt beide. Jeder Mensch, jedes Volk hat eben doch einen gewissen anderen, eigenen Zugang. Katholisch heißt eben nicht Uniformität, sie heißt nur Einheit in der Wahrheit. So, wie ein Brillant bei unterschiedlichem Ort je andere Facetten aufblitzen läßt - aus ein- und derselben Sonne.
So gab es auch damals zahlreiche Unterschiede in den Frömmigkeitsformen, aber auch in den Gewichtungen der theologischen Betrachtungsweise. Die einander nicht widersprachen, aber andere Aspekte sahen und betonten. Sie haben sich erst mit der Zeit immer deutlicher herausgearbeitet. Wer sie aber genauer ansieht, sieht auch heute noch die prinzipiellen Gemeinsamkeiten in den Grundlagen der beiden Teilkirchen.
Das Problem entsteht dann, wenn man diese Unterschiede nicht als Aspekte ein- und derselben Kirche und Wahrheit sehen will. Und genau so verhielt es sich damals. Wobei wir uns hier auf einen Aspekt beschränken, der sich im Glaubensbekenntnis ausdrückt - eben dem filioque, einem bis heute nominell größten Hindernis einer Aussöhnung der römischen mit den großen orthodoxen Kirchen.
Und die damalige Zeit WOLLTE diesen ausschließenden Grund, wollte die Abweichung sehen. Dafür ist ein weiteres Indiz, daß eben dieser Karl höchstselbst (809) diesen bis heute klarsten Grund der Spaltung, das filioque, demgemäß der Geist vom Vater UND VOM SOHN (=filioque)
ausgeht, in der Theologie theoretisch untermauern und verbreiten hat
lassen. Es war also zuerst nur eine "fränkische" Lehre, die sich auf die
Gleichwertigkeit des Sohnes mit dem Vater bezog und zwar allgemein
bekannt war, aber im Grunde als Gegenwehr gegen den Arianismus (der die
Göttlichkeit Jesu überhaupt ablehnte) verstanden werden muß. Der damalige Papst lehnte aber eine lehramtliche Festschreibung
ab, und bekräftigte die am Konzil festgelegte Formulierung. Vorerst war das filioque als Thema wieder vom Tisch.
Es
ist auffällig, daß es wieder ein römischer Kaiser war, der einen neuen
Versuch unternahm - Heinrich II. - und 1013 den Papst tatsächlich dazu bewegen
konnte, dieses filioque dem Glaubensbekenntnis
lehramtlich beizufügen. Die Motive sind gewiß ähnlich zu sehen, weil sie
den Kaiser selbst als Träger einer "Quasi-Göttlichkeit" stärkten, also
seinen Aussagen höheres Gewicht verliehen. Aus einer unterschiedlichen
Gewichtung, weil je anderer (dabei aber die andere nicht direkt
ablehnender, nur nicht explizit festschreiben wollender) Sichtweise
(denn im Festschreiben wird eine neue Wirklichkeit, zumindest eine eigene Lebensrealilität geschaffen) wurde mehr und
mehr ein nicht mehr vereinbarer Unterschied. Obwohl das filioque offiziell erst ab 1054 ins Spiel kam, als nämlich die Delegaten des Papstes (der eigentlich nur eine militärische Allianz gegen die Normannen im Süden Italiens vorschlagen wollte) den byzantinischen Patriarchen schwer beleidigten.
Und ab hier beginnt sich auch die Liturgie - und damit die Kunst! - immer rascher auseinanderzuentwickeln (obwohl sie im geistigen Kern bis heute praktisch deckungsgleich, in der Gestalt aber, nimmt man den NOM, sehr, ja fast müßte man sagen: grundlegend, wenn nicht diametral verschieden ist.)
Das ist kein Zufall, sondern hat eben doch geistesgeschichtliche Wirklichkeiten zum Hintergrund. Die in den absurden liturgischen Entfaltungen des 20. Jahrhunderts gipfelten, die spätestens ab 1970 in eine Quasi-Vergöttlichung selbst der Laien mündeten. Der VdZ ist der Auffassung, daß dies eine Folge des expliziten filioque ist. Ebenso wie die Kunst des Westens, die sich in einer immer rascheren Abfolge von Stilen im Punkt der heutigen Sinnlosigkeit und Ungebrauchtheit wiederfindet. Das filioque war sogar ein, wenn nicht der Grundstein für die Säkularisierung im Westen, dazu gewiß ein andermal mehr.
Das filioque der Franken beziehungsweise des von diesen beherrschten Westens betonte die Heilsökonomie, also die "Fleischlichkeitsdimension", während der Osten seit je die tiefere Grundsatzbetrachtung der Trinität in den Vordergrund stellte, in der man das filioque deshalb ablehnte, weil es den Irrtum zeugen könnte zu meinen, Jesus habe den Hl. Geist (der in Gott gleichberechtigte Person neben Vater und Sohn ist) "geschaffen". Das filioque gehört (so sieht es ja auch das Konzil von Nicäa) für die Orthodoxie kategorial nicht zum eigentlichen Aussagekern über die Dreifaltigkeit. Ontologisch ist nämlich der Vater Ursprung, Sohn und Hl. Geist sind wie sein rechter und linker Arm. Somit war die Welt zuallererst Symbol, Verweis auf das Dahinterstehende, das Ewige, das im Vater beschlossen liegt und Jesus selbst als Urbild dient. Im Gegensatz dazu wurde im Westen die Gleichheit betont, sodaß sich das Jenseitige, das Ewige in Jesus mehr zum Absoluten verfleischlicht: Die Welt selbst wird in gewisser Weise damit zum Ort der Ewigkeit. Eben: Filioque ...
Im filioque passierte nämlich noch mehr: Es wurde die Abhängigkeit, die Bezogenheit der weltlichen Herrschaft, die sich als (innerweltliche) Analogie zu Jesus dem Sohn sah, auf den Vater gelockert. Und der Vater war, als Träger der Ideen, als Sitz der Vorsehung, ident mit dem Papst, mit dem Klerus sohin. Das filioque setzte also die Herrschaft nicht unter die Kirche, sondern neben sie, ja in weltlichen Dingen über sie. Es öffnete der Säkularisierung der westlichen Gesellschaften ihr definitives Startsignal. In abgestufter Form hat es sich aber auch auf die römische Kirche selbst und ähnlich ausgewirkt.
Es kann als direkter Weg zum verkündeten Dogma der Unfehlbarkeit 1871 angesehen werden, auch wenn es die letzthinnige Unfehlbarkeit des Papstes nicht begründet hat - diese wurde seit je geglaubt. Aber es schuf ihr eine neue weltlich bedeutsame Dimension an. Und interessanterweise war das wohl auch die Intention dahinter, denn es kam aus einer Situation der Bedrohung durch die Politik. Es ist eine Entsprechung der fast tausend Jahre zuvor getroffenen Quasi-Vergöttlichung des Wortes des Königs, wie es sich in seiner reinsten Form im Absolutismus eines Ludwig XIV. wiederfinden sollte.
Das ist kein Zufall, sondern hat eben doch geistesgeschichtliche Wirklichkeiten zum Hintergrund. Die in den absurden liturgischen Entfaltungen des 20. Jahrhunderts gipfelten, die spätestens ab 1970 in eine Quasi-Vergöttlichung selbst der Laien mündeten. Der VdZ ist der Auffassung, daß dies eine Folge des expliziten filioque ist. Ebenso wie die Kunst des Westens, die sich in einer immer rascheren Abfolge von Stilen im Punkt der heutigen Sinnlosigkeit und Ungebrauchtheit wiederfindet. Das filioque war sogar ein, wenn nicht der Grundstein für die Säkularisierung im Westen, dazu gewiß ein andermal mehr.
Das filioque der Franken beziehungsweise des von diesen beherrschten Westens betonte die Heilsökonomie, also die "Fleischlichkeitsdimension", während der Osten seit je die tiefere Grundsatzbetrachtung der Trinität in den Vordergrund stellte, in der man das filioque deshalb ablehnte, weil es den Irrtum zeugen könnte zu meinen, Jesus habe den Hl. Geist (der in Gott gleichberechtigte Person neben Vater und Sohn ist) "geschaffen". Das filioque gehört (so sieht es ja auch das Konzil von Nicäa) für die Orthodoxie kategorial nicht zum eigentlichen Aussagekern über die Dreifaltigkeit. Ontologisch ist nämlich der Vater Ursprung, Sohn und Hl. Geist sind wie sein rechter und linker Arm. Somit war die Welt zuallererst Symbol, Verweis auf das Dahinterstehende, das Ewige, das im Vater beschlossen liegt und Jesus selbst als Urbild dient. Im Gegensatz dazu wurde im Westen die Gleichheit betont, sodaß sich das Jenseitige, das Ewige in Jesus mehr zum Absoluten verfleischlicht: Die Welt selbst wird in gewisser Weise damit zum Ort der Ewigkeit. Eben: Filioque ...
Im filioque passierte nämlich noch mehr: Es wurde die Abhängigkeit, die Bezogenheit der weltlichen Herrschaft, die sich als (innerweltliche) Analogie zu Jesus dem Sohn sah, auf den Vater gelockert. Und der Vater war, als Träger der Ideen, als Sitz der Vorsehung, ident mit dem Papst, mit dem Klerus sohin. Das filioque setzte also die Herrschaft nicht unter die Kirche, sondern neben sie, ja in weltlichen Dingen über sie. Es öffnete der Säkularisierung der westlichen Gesellschaften ihr definitives Startsignal. In abgestufter Form hat es sich aber auch auf die römische Kirche selbst und ähnlich ausgewirkt.
Es kann als direkter Weg zum verkündeten Dogma der Unfehlbarkeit 1871 angesehen werden, auch wenn es die letzthinnige Unfehlbarkeit des Papstes nicht begründet hat - diese wurde seit je geglaubt. Aber es schuf ihr eine neue weltlich bedeutsame Dimension an. Und interessanterweise war das wohl auch die Intention dahinter, denn es kam aus einer Situation der Bedrohung durch die Politik. Es ist eine Entsprechung der fast tausend Jahre zuvor getroffenen Quasi-Vergöttlichung des Wortes des Königs, wie es sich in seiner reinsten Form im Absolutismus eines Ludwig XIV. wiederfinden sollte.
Morgen Teil 3) Es sind mehr als nur Worte
*140318*