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Freitag, 6. April 2018

Charakteristik der Beziehung des Westens zu Rußland (1)

Natürlich gäbe der Ansatz zu denken, der da meint, die Russische Orthodoxie (als innerster Motor des russischen Volkes) hasse den katholischen Westen. Weshalb davon auszugehen sei, daß Rußland selbst seit je einen anti-west-europäischen Impuls trage, und zwar bis in die Gegenwart hinein. Erst und nur so sei Putin zu verstehen, und so müsse man ihn auch als Feind des Westens bezeichnen.

Nun stimmt sicher, daß die Orthodoxie einen anti-römischen Affekt in sich trägt. Wenn man aber die Historie betrachtet so will dem VdZ scheinen, als wäre dieser verschiedentlich sicher nicht zu bestreitende Affekt die Folge einer großen Wunde und Verletzung, die Rom Byzanz zugefügt hat. Die also zu jenem großen Schisma führte, in dem man späterhin von "römisch-katholisch" und "orthodox" als Gestalten der Kirche spricht. Der Konflikt hat sich zunehmend als Unterscheidungs- und Identitätsmerkmal verhärtet, wiewohl man auch heute noch trefflich darüber streiten könnte, ob die Position der Byzantiner nicht vorteilhafter gewesen wäre. Denn diese Festlegung des römischen Westens hatte ganz reale Folgen, wir gehen in einem untenstehenden Exkurs etwas darauf ein.

Dennoch ließe sich daraus niemals - historisch! - ein Ausgreifenwollen des Ostens auf den Westen ableiten. Es gibt nicht einen einzigen Versuch Rußlands, der aus sich heraus erfolgt wäre, der als ein Versuch, den Westen zu übernehmen oder zu bestimmen ausgelegt werden könnte. Ja man muß sogar sagen, daß Rußland der Hauptgegner der europäischen Feinde war - die Mongolen ebenso wie die muslimischen Türken. Viel mehr noch dazu lassen sich die geschichtlichen Tatsachen als eine große Tragödie dahingehend einordnen, daß es der Westen war, der Rußland wieder und wieder zu instrumentalisieren und zu mißbrauchen verstand. Selbst die berühmte "Oktoberrevolution", diesen Putsch mit seinen furchtbaren Folgen, muß man dem Westen zuschreiben, wie unter anderem Solschenizyn zeigt. Dazu ein andermal noch mehr.

Selbst der Erste UND der Zweite Weltkrieg müssen so gesehen werden. Beide Male wurde Rußland in einen verheerenden Krieg getrieben und beide Male vom Westen (Frankreich, England, USA) instrumentalisiert. Beide Male zahlte es einen horrenden Preis. Und die Geschichte nach 1945 zeigt ebenso, daß selbst zu Zeiten der Gestalt als Sowjetunion Rußland erstaunlich leicht und unproblematisch fremde Völker aus seinem Herrschaftsbereich freigab, wie die Geschichte nach der "Wende" (1990ff). 

Eine per se aggressive Haltung dem Westen gegenüber läßt sich also historisch nicht nachweisen, im Gegenteil: Rußland hat immer mit Bewunderung auf den Westen geblickt und sich nie als Gegenspieler geriert, sondern immer eine Form von Partnerschaft gesucht, in der es halt gerne (und das könnte man auch heute so sehen) "gleichberechtigt" gesehen würde. Das zieht sich auch durch die russische Geschichte des 19. Jahrhunderts, wo der Zar Teil des "Drei-Kaiser-Pakts" war und sich dazu mißbrauchen ließ (was ihm in der Folge bei den Völkern von Ost-Mitteleuropa zum bösen Buben stempelte), die Throne des Westens abzusichern. Und wieder und wieder war es der Westen, der Rußland vor den Kopf stieß.

Und diese Charakteristik ist tatsächlich kennzeichnend für das Verhältnis Westeuropas (und Roms) zu den Glaubensbrüdern im Osten. Wir werden das anhand von historischen Tatsachen zeigen. Denn sie gründen in der Religion, die auf für spätere Zeiten symptomatische Weise vom Westen mißbraucht wurde.


Morgen Teil 2) Exkurs: Die Hintergründe der Spaltung der Kirche waren politisch







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