Der Reaktionär ist pessimistisch, was die Veränderbarkeit des Menschen anbelangt. Auch er lehnt die Gegenwart als Verirrung ab, doch ist für ihn eine bessere Zukunft immer eine mehr oder weniger vollkommene Restauration eines idealen Anfangszustandes, keine Neueinführung. Dabei ist sein Bild von der Vergangenheit nicht verklärt - wie beim Radikalen nämlich, auch er referiert auf einen "Urzustand", der historisch verbogen wurde - sondern kritisch. Sein Ziel ist deshalb ein Idealbild, auf das sich die Geschichte immer bezieht, aber immer wieder verfehlt, das aber auch für die Zukunft Referenzbild sein muß.
Beiden steht der Konservative gegenüber, der die Gegenwart erhalten (oder eine Vergangenheit wieder errichten) will, und eine Veränderung - also die Zukunft - ablehnt. Seine Zukunft ist eine Rekonstruktion. Mit einer interessanten Logik: Jene, die die Gegenwart (e.a.) bewahren wollen, der Konservative also, der Zufriedene, ist in der Regel am wenigsten bereit, sein Leben hinzugeben. Denn der Mensch opfert sich für das, was man nicht hat - nicht aber für das, was man hat, ja: eher stirbt man, ehe man von etwas läßt, das man noch nicht hat.
Hoffer weist übrigens auf die Nähe des Radikalen zum Reaktionär hin. Besonders, wo es um nationale Belange - Ausdruck und Ort des Schaffens einer neuen Welt - geht, überlagern sich beide beträchtlich. Jüngstes historisches Beispiel ist Israel, oder Indien, wo diese beiden Kräfte Hand in Hand gearbeitet haben.
***