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Samstag, 18. August 2018

Antisemitismus-Vorwürfe als Maulkorb und Entwaffnung (4)

Teil 4)




Eine eigene Sicht auf die Zeit des Nationalsozialismus

Dadurch wird auch nicht gesehen, daß sich sowohl die Katholische Kirche als auch die faschistischen (und nationalsozialistischen) Bewegungen in ganz Europa in einem Punkt durchaus trafen, übrigens auch mit den USA: Im Kampf gegen die Gefahr des Kommunismus. Der nun einmal von Juden und ihrer "revolutionären, gegen die Seinsordnung gerichteten Grundhaltung" getragen wurde. Selbst ein Bischof wie Graf von Galen hat dies gesehen - jener "Löwe von Münster", der Hitler ins Angesicht widerstanden und gegen die Deportation von Juden opponiert hat. 

Hitlers Problem, so Jones, war die Reformation. Es war nach der Reformation unmöglich, ein geeintes Deutschland herzustellen. Damit konnte er nicht an die christliche Grundhaltung der Menschen appellieren, denn die spaltete ja das Land! Dazu kam aus der Aufklärung heraus ein gewisser anti-christlicher Impuls. Und es war derselbe Impuls, der auch einen Antisemitismus nährte. Hitler hat genau daran angeknüpft.

Er wußte, daß es in der Bevölkerung eine starke anti-bolschewistische Haltung gab, und es war weitverbreiteter Konsens, daß der Bolschewismus eine jüdische Operation war.  Selbst Eugenio Pacelli, damals Nuntius in Deutschland, schrieb zu den kommunistischen Revolutionsversuchen (wie in Bayern) nach dem Ersten Weltkrieg in einem Bericht an Rom, daß hinter diesen Bewegungen keineswegs Deutsche stünden, sondern russische Juden. (Wofür man ihn später sogar "Antisemit" nannte.) 

Hitler hat sich auf diese Stimmung draufgesetzt - und es aber dann zu weit getrieben. Sein Problem war, daß er ein Land nicht einen konnte, das entlang konfessioneller Bruchlinien gespalten war. Also mußte er hinter diese konfessionellen Linien zurückgehen, und auf eine vorchristliche Form des Religiösen zurückgreifen. Auch diese Strömungen waren längst vorbereitet - in Figuren wie Richard Wagner. Also versuchte er Deutschland auf der Basis des Heidentums neu zu organisieren. Das hat nicht funktioniert, denn einerseits hat in Wirklichkeit niemand mehr an die Wahrheit der alten Mythen und Erzählungen geglaubt, andererseits hat er die moralische Verfaßtheit der Deutschen, die auf dem Christentum basierte, untergraben. Damit verlor die Nazi-Führung, die diese neue Basis vorgab, die moralische Glaubwürdigkeit beim Volk. Damit war das Projekt der Nazis von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Darin liegt auch ein wichtiger Grund für Hitlers feindselige Haltung dem Katholizismus gegenüber. Der eine absolute politische Autorität nicht anerkennen kann und damals wollte. (Weniger als heute, wo sich die Kirche der Politik auf eine Weise unterwirft, die verblüfft und verwirrt.) Wo die Kirche eine Konkurrenz darstellte, verfolgte er sie unbarmherzig. Was man heute gerne vergißt, ist, daß sich in Dachau tausende katholische Priester und Bischöfe im KZ wiederfanden. Und daß tausende Priester auch starben bzw. umgebracht wurden. Nicht einmal (katholische) Pfadfinder waren noch erlaubt, sie wurden durch die Hitlerjugend ersetzt.

Hitler war nur soweit zur katholischen Kirche freundlich, als er sich von ihr Nutzen versprach. Also versuchte er auch die katholische Haltung zum Judentum auszuspielen, versuchte den Antisemitismus als "christliche Haltung" zu erklären. Selbst der gelbe Judenstern war ja eine Erfindung der Kirche im Mittelalter. Ja, eine Erfindung von Heiligen. Denn man war damals zur Auffassung gekommen, daß der einzige Grund, warum ein Jude freundliche Beziehungen mit Nicht-Juden aufnahm den Grund hatte, daß er versuchte, die Moral des anderen zu untergraben. Darum sollten alle Christen gewarnt sein und vorsichtig bleiben. Ohne freilich das Recht zu haben, Juden etwas anzutun! ("Sicut Iudaeus non!" "Auch wenn sie Juden sind, darf man ihnen kein Leid zufügen!") Das führte zu Berührungsvermeidungen. Polen (wo sich viele Juden niedergelassen hatten) wurde sogar von Rom aus mehrfach gewarnt, daß christliche Mädchen nicht in jüdischen Haushalten Anstellung suchen sollten. Denn das Abhängigkeitsverhältnis zum Dienstgeber führte immer zur Korruption der Moral. 

Das führte übrigens zu manchen prominenten Fällen, in denen sich darauf Haß auf die Kirche und eine von ihr geprägte Gesellschaft aus ganz anderen tieferen Gründen formierte, in denen das Argument "Antisemitismus" nur eine Scheinrolle spielte.


Morgen Teil 5)





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