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Freitag, 17. August 2018

Warum dennoch römisch-katholisch

In einem sehr berührenden Artikel auf OnePeterFive erklärt Stefanie Nicholas, warum sie von der orthodoxen zur römisch-Katholischen Kirche konvertiert ist. Dabei ist sie in der Griechischen Orthodoxie aufgewachsen, in dieser Atmosphäre von Heiligen Gesängen, ehrfürchtigen, beeindruckenden Handlungen der Liturgie. Sie ist von der Weihrauch geschwängerten Luft in den Kirchen durch und durch getränkt.

Wir bringen ihre Gedanken in der üblichen Freimütigkeit, in der wir an dieser Stelle stets unmittelbare Bezugstexte ergänzen, wo es zum weiteren Verständnis für die Leser dieser Seiten nützlich scheint. Wer am reinen Originaltext interessiert ist, möge ihn auf den Seiten von OnePeterFive nachlesen. 

Nicholas aber hat etwas erkannt. Sie hat zum einen erkannt, daß es keinen Grund gibt davon auszugehen, daß in der römischen Kirche die Sukzession von Petrus ausgehend nicht mehr bestehen sollte. Trotz aller Wirren, trotz des Morasts, in den alles versunken scheint, ist aber genau das der springende Punkt. 

Ein Punkt, der die Orthodoxie immerhin dazu gebracht hat, die ungebrochen wahre Lehre in zwei bzw. drei Punkten zu ändern. Der erste ist die Haltung zur Ehe, die für Nicholas nur begreifbar wird, wenn man sie als unauflöslich begreift. Die Orthodoxie hat aber aus "pastoralen Erwägungen" diese Lehre geändert und gestattet eine Wiederverheiratung. Gerade dieser Punkt heißt für sie viel, denn sie ist 26 und lebt als Geschiedene alleine mit einem Kind. Für sie heißt das, das sie schon in so jungen Jahren weiß, daß sie nie wieder in ehelicher Gemeinschaft leben wird können.

Der zweite Punkt ist die Haltung zur Empfängnisverhütung, die in der Orthodoxie aus ebensolchen pastoralen Gründen "flexibler" ist. Aber der Umstand, daß Empfängnisverhütung in der römischen Kirche untersagt ist, hat nichts mit kirchlicher Willkür oder Macht zu tun, sondern geht aus der Anthropologie, aus dem Wesen des Menschen hervor. Er liegt deshalb in der Schöpfung selbst begründet, also im Willen Gottes, und kann nicht verändert werden, wenn es "pastoral barmherziger" wäre. Das sind menschliche Maßstäbe! Genau das wirft man der römischen Kirche zum Gegenteil zuletzt vor: Aus pastoralen Gründen ihre Lehre ändern zu wollen, wie es die Orthodoxie gemacht hat.

Und dann ist da das "flexiblere" Kirchenverständnis der Orthodoxie, das sich um die grundlegende Tatsache aber herumschlängelt wie ein Wurm:  Daß die Kirche als Organismus - ob man ihn nun rein pneumatisch denkt oder nicht, wobei auch die Orthodoxie auf eine feste, konkrete, in Ämtern und Personen verankerte, feste Hierarchie nicht auskommt - ohne festes Haupt nicht denkbar, ja eine Denkunmöglichkeit ist. Nicholas kommt zu dem Punkt, daß die Gründe für die Abspaltung der Orthodoxie  letztlich irrational, weil sehr menschlich sind, und so sehr man sich nur wünschen kann, daß diese Klüfte überwunden werden können, so können sie zum einen nur über menschliche Akte überwunden werden, die auf Seiten der Orthodoxie liegen. Zum anderen hat sich die Orthodoxie von der einen, von Jesus gestifteten Kirche dadurch entfernt. Den Papst nur als "Ehrenvorsitzenden" zu sehen wie in der Orthodoxie, ist eine Ausrede, die keine wirkliche gedankliche Substanz hat. Wie sollte Kirche dann überhaupt aber gedacht werden? Daß die Orthodoxie spürt, daß das nicht zusammengeht, läßt sich schon daraus erkennen, daß sie den protestantischen Kirchenbegriff, der genau das in Reinform darstellt, immer abgelehnt hat. Aber er wäre das Ergebnis, sieht man die Kirche wider alle Realität wirklich rein pneumatisch. Auch im Protestantismus gibt es, übrigens, genau dieser Realität wegen disziplinäre Strukturen, ohne sie anders begründen zu können, denn mit sonst leerem, geistig sinnentleertem Pragmatismus.

Das ist ihr umso klarer geworden, als sie begriff, daß die momentane römische Kirche mit all ihren schrecklichen Entwicklungen in der Liturgie, in der Moral, in den furchtbaren Zuständen in der Nachahmung des Sterbens Christi ist. Daß ein Abweichen davon ein Akt des Mißtrauens in die Aussage Christi ist, daß diese eine Heilige Kirche von den Mächten der Unterwelt nicht überwunden werden wird. Daß auf Petrus selbst diese Kirche gegründet ist.

Die ganze Fülle der Wahrheit, das ist Nicholas klar geworden, lebt nur in der römisch-katholischen Kirche. Nur dort findet sie in Theologie und Philosophie eine Ausfaltung, eine Weiterentwicklung im besten Sinn, die der orthodoxen Kirche gewissermaßen fehlt. Nichts in der Orthodoxie, das nicht im römischen Katholizismus ebenfalls enthalten wäre - aber dort ist noch mehr. Gleichwohl von der Orthodoxie zu lernen wäre - wie in der Liturgie, oder in den Formen der Frömmigkeit. 

Es muß dem römischen Katholiken klar sein, daß sich gerade im Aushalten dieser furchtbaren Spannungen und Entstellungen, die man heute erleben muß, das eigentliche Heilsmysterium vollzieht. Das da von uns verlangt, daß wir uns in vollem Vertrauen auf Gott werfen. Der das Heil an diese Kirche gebunden hat. So daß das, was die Kirche vom Innersten her durchformt und trägt Jesus Christus selbst ist, der kraft seiner Verheißung sich nie von ihr trennen wird. Die deshalb nach seinem Ratschluß zu sehen und zu suchen ist, auch wenn wir ihn gerade heute oft nicht verstehen. Die Kirche "funktioniert" aber nicht nach unserer Vorstellung, sondern nach der Gottes.

Wenn man davon läßt, wenn man diese Hoffnung, dieses Vertrauen aufgibt, gibt man letztlich überhaupt die Kirche auf, auch wenn man sich orthodox nennt bzw. der Orthodoxie zugehört. (Die im übrigen ihre Geschichte beileibe auch nicht als Aneinanderreihung von puren Großtaten sehen kann.) Wir müssen das ausleiden, aushalten, was sich heute abspielt. Und fest gerade in diesem Moment bleiben, in dem sich alles scheinbar so zur Nacht verdunkelt hat. 

Aber es ist nicht unser menschliches Überlegen, das die Kirche letztlich ausmacht, und von dem sie abhängt. Es ist die Kraft und die Gnade Gottes selbst, der in ihr unsichtbar-sichtbar anwesend ist. Immer, und auf alle Zeit. Und diese unsichtbare, aber reale Kraft wird durch das Kreuztragen der Getauften wirklich und leibhaftig in die Welt geholt, zu deren Heil, als Zeichen des Heils.







*080818*