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Samstag, 11. August 2018

Eine neue Form - Der räuberische Kapitalismus (2)

Teil 2)



Perkins betont, daß er kein Verschwörungstheoretiker ist. Er glaubt also nicht an eine alles überspannende Verschwörung, die alles bestimmt. Denn diese Vorgänge gibt es real. Wovon er berichtet sind ganz reale Verschwörungsfakten, an denen er selbst beteiligt war. Mittlerweile gibt der CIA auf seiner Homepage zu, daß er 1953 an der Beseitigung von Mossadegh im Iran, von Allende in Chile, von den Präsidenten von Guatemala, Vietnam, Kongo usw. beteiligt war. Pinochet in Chile, der nach Allende ins Amt kam, der stets das Projekt "Condor" lobte, der Zehntausende ermorden ließ, wurde von Kissinger dafür offiziell als "großer Verteidiger des Kapitalismus" gepriesen.

Es geht zu weit, meint der ehemalige Hitman, wenn ein nationaler Sicherheitsdienst meint er habe das Recht, Regierungen anderer Staaten zu beseitigen, weil ihm deren Politik nicht paßt. Das hat mit dem Kapitalismus, der uns so viele Wohltaten verschafft hat, nichts zu tun, es ist eine neue Form von Kapitalismus: Ein räuberischer Kapitalismus. Der ein Feind des wirklichen, des "guten" Kapitalismus ist. Er, Perkins, ist immer von einem Kapitalismus ausgegangen, wie er ihn in der Schule gelernt habe. Wo eine Unternehmensleitung zwar dafür sorge, daß das Unternehmen angemessene Gewinne mache, wo es sich aber auch in sozialer Verantwortung sehe. Für seine Mitarbeiter durch angemessene Löhne und Sozialversicherung, aber auch für den Staat, und zwar durch Steuern. Unternehmen, die auch regional Verantwortung zeigten, die Schulen oder Erholungsangebote unterstützten. Wo also die Firmenleitung sich bemüht, dem Gemeinwohl als Ganzem zu dienen.

Das änderte sich schlagartig 1976 mit Milton Friedman. Ab da war der einzige gültige Leitsatz der, daß es für ein Unternehmen nur eine Aufgabe gebe: Die Profite zu maximieren. Die sozialen Folgen gehen es nichts mehr an. Das ist die Wurzel so vieler Übel, wie wir sie seither erleben.

Perkins erwähnt da auch den Klimawandel. Naja, wollen wir ihm seinen Wissenstand nachsehen, der ihn schließlich zu mancher Schwärmerei angesichts der "übermächtigen Aufgabe" treibt. Wenn er Gegenkonzepte erträumt, und dabei etwa vom Gründungsgedanken der USA erzählt. Wo auch alle gedacht hatten, daß die britische Armee unüberwindlich sei. Das war aber nur der Fall, solange man nach den Regeln der Briten gekämpft hatte. Das sei auch für heute das Konzept: Ändert die Regeln! Kämpft auf andere Art als Eure Gegner, laßt Euch nicht von seinen Regeln unterjochen.

Und so ruft er zu einem neuen Wirtschaftssystem auf, in dem in einer neuen Kooperation von Bürger und Unternehmen neue Arten von Wirtschaftsweisen entstehen. Betriebe, die die Umwelt sanieren, Verschmutzung entfernen, usw. So nebenbei: Wovon dann alle leben sollen, denn das sind alles unproduktive Bereiche, wollen wir lieber nicht fragen. Was alle diese Bewegungen nämlich vergessen, ist, daß es sie nur gibt, weil genau das besteht, was sie zerstören wollen.

Aber gut. Bleibt Perkins Fazit, in dem er sagt, daß die Konzerne die Belange auf der ganzen Welt in ihren Händen haben. Wir sollten nicht vergessen, meint er, daß diese Unternehmen UNS brauchen. Als Mitarbeiter, als Kunden, als Steuerzahler. "We have the power!" Und noch weiter: Wir hätten heute so viel Macht wie noch nie. Man lernt offenbar nie aus.

***

So endet der anfangs noch interessante Bericht in seinem letzten Drittel tragisch. In einer Traumtänzerei, die wir nicht mehr weiter kommentieren wollen. Solche Versuche, im Namen irgendwelcher Utopien zu euphorisieren, sind ja für viele TED-Episoden typisch. Manche halten das für besonders edel. Man könnte auch ganz anders darüber denken. In jedem Fall illustriert sich etwas: Daß es um "Orte" geht, die wir betreten und betreten wollen. Um Strukturen also, um Archetypen. Womit diese dann inhaltlich gefüllt sind, ist oft regelrecht gleichgültig. Und in diese Orte - "Gutheit", nennen wir es mal so - kann man sich auch in einer Art Solipsismus, einer psychogenen Selbsttäuschung als Gefühlssimulation, als Theater vor uns selbst also, hinein imaginieren.

Das zeigt immerhin, wie irreal wir bereits geworden sind. Und wie tragisch. Denn wir sind ja tatsächlich nicht mehr in der Lage, uns eine realistische, wahrheitsgemäße Zukunft auszumalen. Ein Ziel zu fassen, das tatsächlich Sinn hat. Stattdessen verlieren wir uns zunehmend und überall in haltlosen Utopien und rennen allen möglichen Fähnchen nach, die uns ins Nirgendwo führen aber "gut klingen". Sinn aber braucht Wahrheit, Sinn braucht die Fähigkeit, durch alles hindurch das als solches unsichtbare Wirkliche zu erkennen, auf das hin wir dann alles ausrichten, und auf das ausgerichtet es dann auch Sinn hat, weil es Vernunft bedeutet.

Mehr als solche Abschließung vom Wirklichen aber können sich die wahren Innehaber von Macht gar nicht wünschen. An deren Stelle würde sogar der VdZ diese utopischen Bewegungen noch unterstützen. Sie mit "richtigen Fragmenten" füttern. Würde sogar die Erbsen, die drücken aufgreifen, lautstark ins schiefe Eck schieben, gar an den Galgen hängen. Würde ihnen auch gleich noch Schein-Medien geben, wie das Internet, wie Facebook, wie Blog-Seiten, sodaß sie glauben, sie hätten etwas zu sagen. Dann erkennt man nicht nur die (wenigen) wirklich Gefährlichen, sondern dann sind sie allesamt kaltgestellt, und ihre Lebensenergie ist vergeudet.









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