Teil 3)
Spätestens jetzt werden die hier schon
mehrfach vorgebrachten Einwände gegen den Evolutionisten Peterson wieder
schlagend, der kein absolutes Bild kennt, ja überhaupt kein Absolutum,
bestenfalls als "Nützlichkeit", sondern alles auf "faktische Leistung"
weil Evolutionsleistung aufbauen will. Peterson in seinem Pragmatismus
hat hier also gefährlich unrecht. Perfektion ist nur ein Ziel innerhalb
einer vorausgehenden Ordnung, die der Perfektionsgrad nicht
konstituiert, sondern lediglich mehr oder weniger erfüllt. Es ist also
weit komplexer, einerseits, einfacher anderseits, als Peterson meint.
Nicht
zufällig bezieht er sich auf Hobbes, der da meinte, daß die Menschen,
weil sie schlecht sind, sich ständig gegenseitig an die Gurgel gehen
("Homo homini lupus"), weshalb es eine obere Macht (Staat) braucht, der
das organisiert. Der damit zum Rechtfertiger des Kapitalismus wurde. Zum
Gegenteil also von Rousseau, der da meinte, die Menschen seien an sich
gut, und nur der Staat bringe das Böse. Derrida und Foucault
verfeinerten das: Sie sahen die Menschen immer in Gruppen, und der Kampf
war nicht der aller gegen alle, sondern der von Gruppen gegeneinander,
die sich um die Macht schlugen. Denn im marxistischen Universum geht es
nur um Macht.
Die
Postmodernisten anerkennen damit nicht, daß es einen Standard gibt, der
außerhalb von Meinungen zu sehen ist, die von Gruppeninteressen
hervorgebracht werden. Denn er anerkennt kein Individuum, das ist ihm
eine Illusion. Da werden dann Wissenschaften lediglich zum Ausfluß
eurozentrischer Patriarchie, die ihre Machtstrukturen dem Rest der Welt
auferlegen möchten. Jede Gruppe kämpft gegen jede, und es gibt keine
allen übergeordnete Ethik. Ein alles umfassendes Narrativ gibt es nicht.
Wenn aber alles relativ ist, wenn es nichts gibt, was besser ist als
das andere - warum soll man am Morgen überhaupt noch aufstehen, warum
dies und nicht jenes tun, wo doch alles gleich ist? Deshalb reduziert
sich alles auf "Macht". Und sie wird zur Universalerklärung. Der Westen
ist also nur deshalb überlegen, weil er den Rest der Welt (und die
Umwelt) vergewaltigt hat.
Wer
aber so lebt und denkt fällt ins Chaos. Entsprechend hat sich keine der
Vorhersagen des Marxismus erfüllt. Wer ihnen aber folgte verlor alles,
buchstäblich, und zuletzt sein Leben. Tatsache ist, daß um die
Jahrhundertwende ein ungeheurer Wohlstand aufplatzte, auch bei den
"Unterdrückten".
Alles löst sich damit auf
Postmodernismus
ist also eine Haltung der Ironie, der Skeptik gegen alles und
jeden. Jedes Narrativ wird abgelehnt, was ein viel größeres Problem ist,
als es aussehen könnte. Denn diese Erzählungen ordnen die kognitive
Struktur, indem es das Denken auf ein Ideal ausrichtet. Deshalb gibt es
auch in jedem Film einen Helden. Niemand ist interessiert an einem Film,
in dem alles zufällig passiert und alle nur herumhängen (obwohl es
heute immer mehr solcher Filme gibt, und der österreichische Film
zeichnet sich da besonders fragwürdig aus). Man will einen Helden
sehen, der die Welt bewältigt, zumindest seinen Antihelden, an dem man
sieht, warum etwas nicht funktioniert (man also "besser weiß", warum
etwas so und so zu laufen hat.)
Er
hat deshalb den klaren Effekt gerade jene Hyper-Erzählungen zu
zerstören, die uns davon abhalten, uns gegenseitig an die Kehle zu
gehen! Die Folgen sind evident, wir befinden uns auf geradem Weg in eine
Situation des Dauerstreß, wo wir jede Minute unseren Stand, unser
Leben neu verhandeln und absichern müssen, um es im nächsten Moment
wieder aufgelöst zu finden und von vorne anzufangen. Das macht nicht
einmal mehr vor dem Geschlecht halt.
Wir
verlieren damit längst den Blick dafür, wie glücklich wir uns schätzen
können, in der westlich geprägten Kultur zu leben, die so viele Dinge
definiert, bewältigt und unser Leben - cum grano salis - befriedet hat.
Bis ins Alltäglichste. Wir gehen heute zu einer Bushaltestelle, weil wir
darauf vertrauen können, daß der Bus auch zur angezeigten Zeit kommt.
Wir müssen nicht fürchten, wenn wir zur Polizei gehen, dort ausgeraubt
und vergewaltigt zu werden. (Wie gesagt: cum grano salis. Aber auch das
können wir ertragen, weil das große Ganze eben stabil steht, weil die
große Erzählung nach wie vor existiert).
Wie
wenig allein Macht eine Hierarchie bestimmen kann, zeigt Peterson aus
einer Beobachtung bei Schimpansen. Selbst wenn dort ein besonders
brutaler Alpha-Schimpanse für eine Zeit ein Terrorregime aufrichtet,
wird er sofort von zwei viel schwächeren Schimpansen zerrissen, sobald
er ein Auge verloren hat, also schwächer wurde. Es geht selbst
Schimpansen nicht um eine pure Machttyrannei, es gibt selbst bei ihnen
eine andere Vorstellung von Ordnung und Hierarchie, die dauerhafte und
stabile soziale Beziehungen ermöglicht. Und ein wesentlicher Anteil
daran wird von einem friedlichen, freundlichen Umfeld getragen.
Und
innerhalb dieser Ordnungen spielt auch die Hierarchie der Kompetenzen
ihre bedeutende Rolle. Es ist eines der sichersten Ergebnisse der
Psychologie, daß man sagen kann, daß die sichersten Voraussetzungen für
Erfolg im Leben Intelligenz und klares Denken sind. Darüber sollten wir
auch froh sein. Denn wer soll denn verantwortungsvolle Aufgaben
übernehmen, wenn nicht die Fähigsten? Die Unfähigsten? Wie soll man aber
die Fähigsten erkennen, wenn die Leistungsmerkmale verwischt werden, um
"sozial gerecht" zu sein und aus vorgeblicher Gutheit "positiv zu
diskriminieren"?
Der
Postmodernismus aber bekämpft genau diese Kompetenz an sich. Ohne die
wir nicht einmal hier am Computer sitzen könnten, weil aus sich alles
zur Auflösung (Entropie) neigt, also alles was wir als unser
Lebensumfeld haben, ständig hohe Kompetenz und individuellen
Leistungswillen benötigt. Es gibt ihm gemäß angeblich keinen "Text
außerhalb des Textes", alles wird nur noch zur subjektiven
Interpretation, wo eine Interpretation neben der anderen
gleichberechtigt steht.
Es sind rationalisierte Pathologien, keine "Ideen"
So daß
man den Postmodernismus als Pathologie bezeichnen muß, der seine
Dämonen ausgeschickt hat, die alles zersetzen sollen. Wie sie Peterson
in der Begriffstrinität Diversifizierung (Vielfalt), Inklusivität (Inklusion), Gleichheit im Ergebnis (was eine schlimme pathologische Idee und außerdem eine Lüge ist) nennt. Und dazu gesellt sich immer häufiger: Privilegien der Weißen, was purer Rassismus ist.
Diversifizierung (Vielfalt)
meint, daß sich eine Person nicht über eine klare Identität äußern
darf, sondern diese Identität ständig bereit sein muß, sich aufzulösen,
Merkmale aufzugeben und zu ersetzen und vor allem auszugleichen. In
Rasse, Geschlecht, sexueller Orientierung und Behinderungen oder
Unfähigkeiten.
Hier
zeigt sich bei Peterson übrigens die Folge des Evolutionismus, der ja
alles relativiert. Er mündet letztlich in Nominalismus, der eine Art
faktische Individualität als einziges Kriterium gelten lassen will.
Peterson sieht nicht, oder kann nicht widerspruchsfrei auflösen (weil er
es da und dort doch auch attestieren muß), daß sich Fähigkeit aus
Identität ergibt, nicht umgekehrt.
Dennoch
zeigt sich hier die Sinnlosigkeit des Postmodernismus. Denn die
kleinste Minderheit ist das Individuum. Wie aber will man festlegen,
welche Eigenschaften "ausgeglichen" werden müssen? Das ist endlos
möglich! Und wozu soll das alles dann nutze sein? Diese Idee hat nur den
einen Zweck, die vorhandenen Strukturen einer Gesellschaft anzugreifen
und als Unterdrückungsmechanismen zu verleumden.
Die Inklusionsidee ist ähnlich sinnlos. Und geht in den Schwachsinn der Gleichheit über.
Der sich von der Gleichberechtigung - also jeder soll eine Chance
haben, eine bestimmte definierte Leistung zu beweisen - strikt
unterscheidet und meint, man müsse dafür sorgen, daß jeder zur selben Leistung gelangen können muß, indem man "seine Nachteile" ausgleicht.
Was zur dritten pathologischen Idee überführt, in der "allen Weißen" ungerechtfertigte Privilegiertheit
unterstellt wird nur, weil sie weiß sind. Was hier als angebliche
Privilegien angeführt wird, ist schlicht und ergreifend das Resultat
einer Kultur, und kein "Rassenprivileg". Und es ist auch völlig egal, in
welche "Rasse" man blickt - es sind überall dieselben Merkmale, wo eine
Gesellschaft eben funktioniert. Überall und in jeder Gesellschaft ist
es so, daß die Menschen, die dazugehören, eben auch gewisse Vorteile
haben, die aus dieser Zugehörigkeit stammen. Stattdessen wird hier
Schuld mit der Zugehörigkeit zu einer Klasse ("Weiße", oder "Kulaken"
oder "Reiche") identifiziert.
Morgen Teil 4)
*210618*