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Freitag, 10. August 2018

Griechenland kann man nicht schönreden

Warum alle Medien es nachgebetet haben, ohne auch nur etwas zu recherchieren, bleibt ein Mysterium. Denn da hieß es landauf landab in Schlagzeilen, Deutschland habe an der Griechenlandhilfe bisher über zwei Milliarden Euro an Zinsen verdient. Das Motiv für so eine Schlagzeile ist freilich kein Mysterium, da soll der Boden aufbereitet werden, der Leser möge selber seinen Reim darauf machen, wofür. 

Die Wahrheit sieht nämlich ganz anders aus. Und der Deutschlandfunk bringt sie in einem Interview mit dem CDU-Haushaltsexperten Klaus-Peter Willsch. Mitnichten und -neffen hat Deutschland auch nur einen müden Cent damit verdient. Da könnten lediglich die Grünen im Berliner Bundestag keine Budgetzahlen lesen, die das verbreitet haben. Selbst die Zinsen aus den Anleihen, auf die sie sich bezogen, mit denen die Griechenlandhilfen technisch durchgeführt wurden, wurden rückgeführt, obwohl denen weit höhere Kosten und vor allem Risiken gegenüberstehen. Stattdessen hat die Griechenlandhilfe so viele Milliarden gekostet - und wird noch viel mehr kosten - daß einem der Kopf vor so vielen und so hohen Zahlen schwirren könnte. Die Staatsverschuldung ist dennoch weiter gestiegen, von 160 auf 180 Prozent des BIP, das ist das Dreifache der offiziellen Euro-Kriterien.

Und ein Effekt ist mehr als fraglich, nüchtern betrachtet gar nicht vorhanden. Denn wenn es auch gerne einmal heißt, daß es mit Griechenland langsam wieder bergauf gehe - Willsch sieht das überhaupt nicht so. Gar nichts hat sich geändert, meint er. Es blieb in Athen bei Beteuerungen und Ankündigungen, Maßnahmen gab es so gut wie keine. Lediglich den Rentnern geht es schlecht wie noch nie. Die Mentalität am Hellespont aber hat sich nicht nur nicht geändert, sie ist sogar angesichts eines winkenden weiteren "Bail-out" (also eines Rauskaufs aus den Schulden durch andere Länder) noch weiter in die Verantwortungslosigkeit gewandert. Niemand denkt mehr darüber nach, was denn im eigenen Land schieflaufen könnte, denn die Hilfsgelder decken ohnehin alles zu. Die EU tut hier etwas, das sie von Anfang an offiziell ausschloß: Sie beträgt sich als solidarische Haftungsanstalt. Und das darf niemals eintreten, so der CDU-Haushaltsexperte.

Damit Griechenland wieder auf die Füße kommt, gibt es eben nur ein Rezept: Ausstieg aus dem Euro, und ein Schuldenschnitt nach einem Staatsbankrott. Solange das nicht geschieht, befindet sich das Land in einem Dauerkollaps.





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