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Dienstag, 7. August 2018

Da staunt man denn doch (2)

Teil 2) Alle brauchten Filme




Denn die deutsche Filmproduktion war aus der 1933 noch angeschlagenen Ufa heraus nicht nur in der Perfektion schwächer**, sie produzierte nur einen Bruchteil dessen, was in den über 5.500 deutschen Filmtheatern - die nie verstaatlicht wurden - gebraucht wurde. Dabei lag der Anteil an echten Propagandafilmen tatsächlich kaum über 14 Prozent.  Selbst der Anteil von Musikfilmen war da mit 16 Prozent noch höher.

Aber der Bedarf war gigantisch, und überstieg das Angebot durch die in den zwölf Jahren von 1933 bis 1945 hergestellten gut 1.200 deutschen Filme (also Hundert pro Jahr) beträchtlich. 1939 wurden in Deutschland 625 Millionen Kinokarten*** verkauft, das heißt, daß DURCHSCHNITTLICH jeder Deutsche im erwerbsfähigen Alter pro Woche einmal ins Kino ging. 1944 waren es sogar kaum zu fassende 1,1 Milliarden verkaufte Kinokarten.

Und alle bekamen Hollywood

Wobei, werter Leser, selbst die Ufa, dieser damals bei weitem größte, bald über Eingliederung aller übrigen alleinige Filmproduzent in Deutschland, wurde noch von 1925 und bis 1933 von ... jüdischen Hollywoodproduzenten gesteuert (Paramount und Metro Goldwyn Mayer). Die sich damit eine gefährliche Konkurrenz vom Hals geschafft hatte, denn die hiesigen Spielfilme waren beachtlich geworden. ("Metropolis" oder "Die Nibelungen" hatten Dimensionen, die Hollywood sogar erschreckten. Aber auch die Ufa wäre daran fast erstickt, und sofort griff Hollywood zu.) So daß 1933 die finanziell schwer angeschlagene Ufa von Goebbels sofort verstaatlicht wurde.

Und im nächsten Augenblick das Starsystem von Hollywood übernahm - und damit ähnlichen Erfolg hatte. Das Zeitalter der "Ufa-Stars" begann, des "deutschen Systems Hollywood". Zwar hat sich Goebbels immer wieder direkt sogar in die Besetzungslisten eingemischt, aber dennoch bestätigen viele Tatsachen, daß die deutsche Filmindustrie ganz erstaunliche Freiheiten bewahren konnte. Niemand hat einen Theo Lingen oder einen Willy Forst - Stars - je bedrängt, in einem Propagandafilm mitzuwirken, das hätten die nämlich verweigert.

Daß die Fox Tönende Wochenschau, dieser wichtige Informations- und Propagandaträger, von Hollywood produziert wurde, hat sich noch nicht einmal mit Kriegsbeginn geändert. Der Rückzug begann erst 1940, und endgültig, als auch die USA offiziell in den 2. Weltkrieg eintraten. Ab da schwenkte Hollywood total um, und bot sich dem US-Verteidigungsministerium zur Produktion von Propaganda-, Kriegs- und Heldenfilmen an. Das griff sofort zu.

Und hatte gleich eine große Propaganda-Aufgabe: Hollywood mußte die ethnischen Identitäten, das Amerika bis dahin gewesen ist, zu "Amerikanern" umformen. Ganz so, könnte man sagen, wie es zuvor "Deutsche gemacht" hatte. Vor allem die Schwarzen, die bis dahin in den USA allen "Sklavenbefreiungen" zum Trotz eine extrem untergeordnete, verachtete Stellung in der Gesellschaft hatten. Aber dann galt es gleich die katholischen Ethnien zu knacken, denn die hatten eine besonders starke eigene Identität. Die Iren, die Italiener, die Deutschen, die Polen, die Litauer. Alle mußten zu völlig gleichgestellten, gleichgesinnten, solidarischen "Amerikanischen Patrioten" gemacht werden, die jederzeit ihr Leben für ihr Land gaben und den Offizieren gehorchten. Während die Deutschen und Japaner zu den Bösewichtern wurden, die sie bis heute in diesem Genre geblieben sind.









**Hitler hielt in seiner Privatsammlung, aus der er sich und anderen immer wieder Filmvorführungen bot, eine große Anzahl von Filmen aus Hollywood. Besonders gern sah er übrigens Filme von "Charles Chaplin".

***Noch dazu waren viele Großen im deutschen und österreichischen Film in die USA ausgewandert, denn in Hollywood meinten sie einmal besser produzieren zu können, aber sie gingen auch, weil sie Juden waren. Alleine aus Wien sind da an Regisseuren Fritz Lang, Billy Wilder, Otto Preminger, Fred Zinnemann etc. zu nennen. Sie trugen damit beträchtliches Know How nach Hollywood, und wurden dort bald zu den führenden Gestalten.





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