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Sonntag, 12. August 2018

Vom Brett im Meer (1)

Nehmen wir einmal an, jemand wirft eine Holzplanke - ein Brett, Fichte, 0,30 mal 8 Meter, 3 cm dick - in einen See. Oder ins Meer. Diese Planke ist dem Meer ein Fremdkörper. Sie wird immer als Ganzes dem Meer gegenüberstehen, und sich nie in das Wesen des Meeres, das ein hochkomplexes Fließen und Aufeinanderwirken ist, das im Grunde gar keine Grenze kennt, auch nicht die von Molekülen (die ja selbst wiederum aus anderen Zuständlichkeiten gesteuert sind), integrieren wird. Wenn es auch das Meer versuchen wird, es wird auf Dauer die Holzplanke zersetzen, eine gewisse Interaktion findet also statt. Immer, und das sind die "Randbereiche" von Dingen. 

Jedes Ding ist ein Ganzes. Dazu muß man sich von der Vorstellung von Dingen in gewisser Hinsicht lösen, denn es gibt unendlich viele Dinge, horizontal und vertikal, also innerhalb seiner Art wie auch über alle Arten durchgreifend. Jedes Ding ist aber an seinen Rändern "weich", also fließend. Dort, wo es mit seiner Umgebung, also mit anderen Dingen, allesamt hochkomplex, interagiert. Das heißt, daß also jedes Ding einen gewissen Toleranzspielraum hat, bis zu dem es noch es selbst bleibt. Wird der überschritten, stehen sich die Dinge als Ganzes gegenüber, und die stärkere Dingheit wird die schwächere überwältigen. Zerfallsprozesse zum Beispiel schreiten nicht einfach linear voran, sie verlaufen progressiv, sogar sprungprogressiv. Ist die Holzplanke einmal völlig mit Wasser durchtränkt, verläuft der Verfallsprozeß mit einem Mal schneller. Sind die Fasern selbst aufgeweicht, werden auch sie sich rasch zersetzen (Entropie.)

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Deshalb verhalten sich die Dinge der Welt zueinander nur als Ganzheiten. Jeweils eine Dingheit steht einer anderen gegenüber. Wie auch immer - es ist immer eine Dingheit, auch wenn die Ebene, auf der sie steht (Holzfaser - Planke - Baum - Wald; daran sieht man auch, was gemeint ist mit "horizontal und vertikal": beide sind nie trennbar, und beide Durchformungsrichtungen berühren jeweils andere Dingheiten) sich verändert - bleibt egal welches Ding ein Ganzes, und bleibt systemtheoretisch komplex. 

Was bedeutet "komplex"? Es besteht aus zahllosen kleineren Dingheiten, die alle in Wechselwirkungen stehen. Jedes Ding wirkt auf das andere, zumindest auf das angrenzende, aber auch auf das Ganze. Komplexe Systeme sind nun zwar nicht unlogisch, sie stehen also immer in Ursache-Wirkungsbeziehungen, aber es ist nicht vorhersagbar, wann und wie die Dingheit als Ganzes reagiert.
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Nun sind die Dinge der Welt nicht einfach materielle Aktions-Reaktionsklötze. Die Welt und die Dinge sind nicht "materialistisch-reduziert", sie sind nicht mechanistisch, eine Summe von physikalischen Formeln. Sie sind als Ganzes jeder physikalischen, einfachen Formel unendlich überlegen. Diese Formeln ("Mechanik") funktionieren nur, wenn man einen Teil eines Ganzen nimmt, aus seinem Gefüge herausnimmt, und gewissermaßen in einen kontrollierten, abgeschlossenen Raum stellt. Dort kann dann diese "Maschine" - zu der dieser Teil dann geworden ist - ganz bestimmte Zwecke, Nutzen erfüllen. Nur unter solchen kontrollierten Bedingungen kann eine Maschine funktionieren. Einfaches Beispiel: Eine Dreschmaschine muß unters Dach einer abgeschotteten Scheune, denn im Freien wird sie bald kaputt sein. Eine extrem feinmechanische Labormaschine muß sogar unter staubfreien Bedingungen abgeschottet werden, sonst würde sie gar nicht funktionieren, jedes Haar der Labormitarbeiter würde sie unbrauchbar machen, weshalb diese Hauben und Handschuhe und Ganzkörperanzüge aus Plastik tragen.

Mit dieser Maschine haben wir nun der Ganzheit einen Teil entnommen, so könnte man es formulieren. Wir haben das komplexe System verlassen - Sonderbedingungen siehe oben - und damit einen Teil der Welt "linearisiert". Das geht. Unsere Technik ist zu allergrößten Teilen eine solche Linearisierung von Weltteilen, wenn das auch nie ganz stattfinden kann.


Morgen Teil 2)





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