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Freitag, 10. August 2018

Eine neue Form - Der räuberische Kapitalismus (1)

Ach ja, über dieses gewiß aufsehenerregende Buch wollte der VdZ schon länger mal berichten. John Perkins, ein "Economic Hitman", hat es geschrieben, und es heißt "Confessions of an Economic Hitman". Seine Grundlinie erzählt er hier in einem weiteren TED-Vortrag. Fassen wie kurz zusammen:

Perkins erzählt, wie er im Auftrag von Politik und Konzernen Regierungen weltweit erpreßt hat. Entweder, ihr spielt unser Spiel und liefert Eure Länder unseren Interessen aus, oder wir werden Euch und Eure Regierung wegfegen.  Und zwar mit allen Mitteln.   

Diese Art des Vorgehens hat eine neue Art des Kapitalismus geschaffen, den Perkins "predatory capitalism" nennt, also "räuberischen Kapitalismus". 

Freilich, fast noch schockierender als seine "Bekenntnisse", Regierungen erpreßt, Korruption installiert zu haben, ist das Motiv, das Perkins als "Wende" erzählt, weil ihm bewußt geworden sei: Die Welt ist am Ende, das Klima kollabiert, die Rohstoffe gehen aus ... Sind dies nicht alles bloße Rationalisierungen eines in sich unmoralischen Verhaltens, das aus ganz anderen Gründen schlechtes Gewissen erzeugt? An seinem Beispiel wird das so deutlich wie noch kaum woanders. Die wirkliche Schuld liegt ganz woanders, aber dort wird sie nicht bewußt, dorthin gelangt das Denken nicht. Also greift man zu landläufigen "Motiven", die wenigstens eines haben: Den Gestus, sich schuldig zu bekennen und "Buße" zu tun. 

Um es ganz simpel, aber etwas begreiflicher zu machen: Jemand stiehlt beim Greißler ums Eck notorisch jeden Tag einen Kaugummi aus seiner Verkaufsbudel. Der Greißler geht pleite. Der kleine Dieb aber leidet so unter seinem Gewissen, daß er fortan sein Leben in den Dienst einer Hilfeorganisation stellt, die sich dem Schicksal ungerecht in Not geratener Arbeiter widmet. Es ist wirklich so: Oft kleinste Dinge - scheinbar kleinste Dinge (denn im Grunde sind alle Dinge in Archetypen verankert, somit "alle Dinge gleich groß weil im gleichen Prinzip verankert", und der Mensch handelt nur nach Archetypen, nach prinzipiellen Matrizen also) - können ganze Leben bestimmen.

Aber die Details aus seiner Vergangenheit sind doch interessant: Perkins war für Unternehmen tätig, die eng mit NSA und CIA zusammengearbeitet haben. Er wurde speziell dafür ausgebildet, "economic hitman" zu sein. Das heißt, "Geschäfte" anzubahnen. Gefangen hatte man ihn mit den drei Dingen, die er immer gewollt hatte: Geld, Macht und Sex. Seine Aufgabe war, Beziehungen in Ländern aufzubauen, die vor allem eines hatten: Rohstoffe. Wie Öl. Dort versprach er Kredite von der Weltbank (IWF). Das Geld floß aber nicht an die Länder direkt, sondern an amerikanische Konzerne, die dafür in diesen Ländern oft riesige Infrastrukturprojekte (Kraftwerke, Industrieanlagen) verwirklichten.  Diese Länder konnten aber diese Schulden, von denen sie sich Wohlstand im Land versprochen hatten, der nie so eintrat, nie zurückzahlen. 

Ab diesem Moment wurde der Handel perfekt: Keine Rückzahlungen? Dann eben werden die Rohstoffe dafür verwendet. Dann müssen eben alle öffentlichen Einrichtungen und Aufgaben verkauft, "privatisiert" werden. Schulen, Militär, Polizei ... Der nächste Aufsprung, den dann Konzerne "erfüllen" konnten und damit Geld verdienten.

Sein erstes Projekt als junger Mann war Indonesien. Das Land hatte damals gerade einen blutigen, jahrzehntelangen Bürgerkrieg hinter sich. Er hatte nun die Regierung zu überzeugen, daß das Land ein extrem teures Stromnetz benötigte. Das seine Auftraggeber natürlich errichten würden. Der Sieger aus dem Bürgerkrieg, Suharto, der nun an der Regierung war, wollte dieses Projekt. Er wollte auch die Sicherheit, die ihm die Zusammenarbeit mit dem CIA versprach, den Perkins quasi im "Gepäck" hatte. Eine ganze Reihe von Technikern tauchte auf, die Suharto anhand von (utopischen) "Berechnungen" bewies, daß er nur dieses Stromversorgungsnetz aufbauen müßte, und schon würde sich sein darniederliegendes Land in eine wirtschaftlich blühende Oase verwandeln. Die Konzerne machten viel Geld in Indonesien. Perkins hatte seinen Job gut gemacht, und er stieg auf.  

Zu dieser Zeit hatte der CIA im Kalten Krieg ein Projekt ins Leben gerufen, das er "Condor" nannte. Es sollte die Ausbreitung des Kommunismus (wie er von Kuba ausging) verhindern. Also wurden alle "rechten" Regierungen gestützt, alle linken aber waren Feinde. Auch der Präsident von Ecuador war gegen dieses Programm. Perkins reiste zu ihm, um ihn zu überzeugen. Aber er biß auf Granit. Kurz danach kam der Präsident bei einem "Flugzeugabsturz" ums Leben. Das hatte einen deutlichen Warneffekt auf andere Staatenlenker.

Morgen Teil 2)





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