Ach
ja, über dieses gewiß aufsehenerregende Buch wollte der VdZ schon
länger mal berichten. John Perkins, ein "Economic Hitman", hat es
geschrieben, und es heißt "Confessions of an Economic Hitman". Seine Grundlinie erzählt er hier in einem weiteren TED-Vortrag. Fassen wie kurz zusammen:
Perkins
erzählt, wie er im Auftrag von Politik und Konzernen Regierungen
weltweit erpreßt hat. Entweder, ihr spielt unser Spiel und liefert Eure
Länder unseren Interessen aus, oder wir werden Euch und Eure Regierung
wegfegen. Und zwar mit allen Mitteln.
Diese Art des Vorgehens hat eine neue Art des Kapitalismus geschaffen, den Perkins "predatory capitalism" nennt, also "räuberischen Kapitalismus".
Freilich,
fast noch schockierender als seine "Bekenntnisse", Regierungen erpreßt,
Korruption installiert zu haben, ist das Motiv, das Perkins als "Wende"
erzählt, weil ihm bewußt geworden sei: Die Welt ist am Ende, das
Klima kollabiert, die Rohstoffe gehen aus ... Sind dies nicht alles
bloße Rationalisierungen eines in sich unmoralischen Verhaltens, das aus
ganz anderen Gründen schlechtes Gewissen erzeugt? An seinem Beispiel
wird das so deutlich wie noch kaum woanders. Die wirkliche Schuld liegt
ganz woanders, aber dort wird sie nicht bewußt, dorthin gelangt das
Denken nicht. Also greift man zu landläufigen "Motiven", die wenigstens
eines haben: Den Gestus, sich schuldig zu bekennen und "Buße" zu tun.
Um
es ganz simpel, aber etwas begreiflicher zu machen: Jemand stiehlt beim
Greißler ums Eck notorisch jeden Tag einen Kaugummi aus seiner
Verkaufsbudel. Der Greißler geht pleite. Der kleine Dieb aber leidet so
unter seinem Gewissen, daß er fortan sein Leben in den Dienst einer
Hilfeorganisation stellt, die sich dem Schicksal ungerecht in Not
geratener Arbeiter widmet. Es ist wirklich so: Oft kleinste Dinge -
scheinbar kleinste Dinge (denn im Grunde sind alle Dinge in Archetypen
verankert, somit "alle Dinge gleich groß weil im gleichen Prinzip
verankert", und der Mensch handelt nur nach Archetypen, nach
prinzipiellen Matrizen also) - können ganze Leben bestimmen.
Aber
die Details aus seiner Vergangenheit sind doch interessant: Perkins war
für Unternehmen tätig, die eng mit NSA und CIA zusammengearbeitet
haben. Er wurde speziell dafür ausgebildet, "economic hitman" zu sein.
Das heißt, "Geschäfte" anzubahnen. Gefangen hatte man ihn mit den drei
Dingen, die er immer gewollt hatte: Geld, Macht und Sex. Seine Aufgabe
war, Beziehungen in Ländern aufzubauen, die vor allem eines hatten:
Rohstoffe. Wie Öl. Dort versprach er Kredite von der Weltbank (IWF). Das
Geld floß aber nicht an die Länder direkt, sondern an amerikanische
Konzerne, die dafür in diesen Ländern oft riesige Infrastrukturprojekte
(Kraftwerke, Industrieanlagen) verwirklichten. Diese Länder konnten
aber diese Schulden, von denen sie sich Wohlstand im Land versprochen
hatten, der nie so eintrat, nie zurückzahlen.
Ab
diesem Moment wurde der Handel perfekt: Keine Rückzahlungen? Dann eben
werden die Rohstoffe dafür verwendet. Dann müssen eben alle öffentlichen
Einrichtungen und Aufgaben verkauft, "privatisiert" werden. Schulen,
Militär, Polizei ... Der nächste Aufsprung, den dann Konzerne "erfüllen"
konnten und damit Geld verdienten.
Sein
erstes Projekt als junger Mann war Indonesien. Das Land hatte damals
gerade einen blutigen, jahrzehntelangen Bürgerkrieg hinter sich. Er
hatte nun die Regierung zu überzeugen, daß das Land ein extrem teures
Stromnetz benötigte. Das seine Auftraggeber natürlich errichten würden.
Der Sieger aus dem Bürgerkrieg, Suharto, der nun an der Regierung war,
wollte dieses Projekt. Er wollte auch die Sicherheit, die ihm die
Zusammenarbeit mit dem CIA versprach, den Perkins quasi im "Gepäck"
hatte. Eine ganze Reihe von Technikern tauchte auf, die Suharto
anhand von (utopischen) "Berechnungen" bewies, daß er nur dieses
Stromversorgungsnetz aufbauen müßte, und schon würde sich sein
darniederliegendes Land in eine wirtschaftlich blühende Oase verwandeln.
Die Konzerne machten viel Geld in Indonesien. Perkins hatte seinen Job
gut gemacht, und er stieg auf.
Zu
dieser Zeit hatte der CIA im Kalten Krieg ein Projekt ins Leben
gerufen, das er "Condor" nannte. Es sollte die Ausbreitung des
Kommunismus (wie er von Kuba ausging) verhindern. Also wurden alle
"rechten" Regierungen gestützt, alle linken aber waren Feinde. Auch der
Präsident von Ecuador war gegen dieses Programm. Perkins reiste zu ihm,
um ihn zu überzeugen. Aber er biß auf Granit. Kurz danach kam der
Präsident bei einem "Flugzeugabsturz" ums Leben. Das hatte einen
deutlichen Warneffekt auf andere Staatenlenker.
Morgen Teil 2)
*250618*