Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 30. August 2018

Sind wir total mitschuldig?

Natürlich gibt es jetzt nur noch eine Lösung: Dieser Papst MUSZ zurücktreten. Wenn er noch einen allerletzten Funken Anstand hat. Die letzten, dicht belegten Vorwürfe, daß er nicht nur Mißbrauchs-Kardinäle (und damit längst bekannte Homosexuellen-Netzwerke) gedeckt, sondern sogar noch protegiert, zu absurder Machtfülle (McCarrick galt unter Franziskus als "Königsmacher" amerikanischer Bischofsweihen, der Leser möge die Fünferfrage beantworten, WELCHE es da wurden ...) geführt hat, machen das Maß endgültig voll.

Aber es ist zu befürchten, daß nicht einmal das der Fall ist. Denn schon längst hat er begonnen, nächste Fluchtwege zu suchen und lügt dermaßen entfesselt, daß es jedem Katholiken mit diesem Rest von Anstand nur noch schlecht über diese unfaßbare, lächerliche, sittenlose und bis in die Zehennägel verlogene Figur werden muß. Die schon so viele mit in den Abgrund gezogen hat, deren Festungen nicht hundertprozentig wasserdicht sind.

Er wird aber nicht zurücktreten, darauf kann man wetten. Er wird auch das auszusitzen wissen und die Medien werden ihn erneut dabei unterstützen, seine Lügen zu stärken, und sie beginnen schon damit. (Etwa mit der Lüge, es handele sich um ein allgemeines Pädophilie-Problem der Kirche bzw. des Klerus. Nein. Es ist und war immer ein Problem der Homosexualität, die unter Franziskus regelrecht explodiert ist weil auch letzte Schranken der Scham verloren hat.)

Der Schaden wird damit unermeßlich werden. Und schon scharren sie in ihren Startlöchern, die Herren von der Oligarchie, denen immer noch die Kirche widerstanden hat und zumindest ihrer Doktrin nach widersteht, um eben dieser Katholischen Kirche den letzten Rest von Fell über die Ohren zu ziehen. (Die Wiener Kronen Zeitung zum Beispiel spricht - was illustriert das Gesagte besser? - von "Nach Mißbrauchsskandal - Böse Intrige gegen den Papst".)

Die Hirten sind Wölfe geworden, keine Frage. Und das alles ist Fakt. Aber ... 

ABER

Wir sollen, nein, wir können nicht so tun, als sei das nur eine Angelegenheit des Klerus. Haben wir denn vergessen, wir von Protestantismus und Aufklärung und Nominalismus völlig verblödete Schafe, daß es Hirte und Herde nur im Gesamtpaket gibt? Von wem sollten wir denn bitte, die wir nun das Maul aufreißen, den Glauben erhalten? Aus den trüben Wässerchen der Teiche, die wir am Weg noch finden? Von "neuen Hirten", die mit neuen Heilslehren - seht, die alte hat versagt! - daherkommen? Oder glauben wir im Ernst, wir könnten uns unseren Glauben aus der Regenrinne auftunken und selbst zusammenschustern?

Und dort beginnt, was Ianto Watt in einem berührenden, erschütternden Artikel (wie schon öfter auf dem Blog von William M. Briggs) darzustellen versucht. Dort beginnt, daß wir normalen Schafe die Priester, die Hierarchie brauchen. Nicht weil wir depperte Nachläufer sind, wie es die Aufklärung uns verleumderisch nachgesagt hat, sondern weil wir darum wissen, daß es Wahrheit nicht ohne konkrete Offenbarung und Offenbarung als Wahrheit nur in personaler Tradition gibt. Sondern weil wir eben Schafe sind, die die Hirten brauchen. Notwendig, nicht weil wir es grad mal chique finden. Hirte - Herde = Kirche. Beide Seiten sind unverzichtbar.

Was alle diese abscheulichen Zustände in der Kirche anbelangt aber - das nächste aber - können wir sofort aufhören, "den Klerus" alleine dafür verantwortlich zu machen. Nein, schreibt Watts, WIR sind es, die schuldig, zumindest gleichermaßen mitschuldig sind. Nein, nicht nur der Klerus hat versagt. Sondern vor allem auch wir Schafe. Warum?

WARUM

Weil wir Zivile, wir aufgeklärte Volltrottel mit unseren ausgetrockneten Gehirnen jenen Druck aufgebaut haben, dem dieser Klerus prompt erlegen ist. Wir waren es, wir sind es, die von der Normalität der Homosexualität gefaselt haben und nach wie vor faseln. Wir waren es, wir sind es, die nämlich damit einen stinkenden Kuhhandel betrieben haben: Gebt uns, werte Kleriker, unsere sexuelle Freiheit, unsere Sterilität der Sexualität, deren Selbstbezogenheit und Perversion, dafür lassen wir Euch auch alle sterilen Perversionen.

Laßt uns in Ruhe, dann lassen wir Euch auch in Ruhe. Laßt uns abtreiben, verhüten, dann lassen wir Euch ... lassen wir das. Alleine was für Heuchelei mit der ach so populären Forderung "Laßt sie doch heiraten!", also der Aufhebung des Zölibats verbunden ist. Wie offensichtlich ist doch, daß dahinter die Häme von Menschen steht, die selbst schon lange nicht (mehr) in der Lage sind, ihre Begierde auch nur irgendwie zu bemeistern und wie von ihrem Penis, ihrer Vagina gesteuert - unfrei - durch die Welt stolpern. Da wird jeder, der Freiheit noch kennt, wenigstens irgendwie, zum Haßobjekt.

90 Prozent der Katholiken befürworten heute die Verhütung, 80 Prozent finden Homosexualität "normal", 70 Prozent der Katholiken finden Abtreibung zumindest eine "vernünftige Notlösung", 60 Prozent finden außereheliches Zusammenleben in "Beziehungen" völlig in Ordnung, nicht einmal mehr jeder zweite Katholik heiratet, in Wien taufen nicht einmal mehr 50 Prozent der sogenannten Katholiken ihre Kinder, sofern sie überhaupt noch welche kriegen. Die Liste der Perversionen, die sich als "katholisch" bereits etabliert haben, ist sehr sehr lang. Unerträglich lang. Viel zu lang. Der Klerus hat darauf reagiert.

Und wir tragen daran unsere Mitschuld, keine Frage. Wir haben nur erhalten, was wir verlangt haben. Und erhalten nun, was wir verdienen - eine bis in die Grundfesten erschütterte Kirche. Denn wir sind der political correctness in den Arsch gekrochen, nicht weniger als alle anderen, ja noch mehr als diese.

Es braucht eine Kur an der Wurzel. Allen Ankündigungen zum Trotz hat die seit dem Aufplatzen so einiger Eiterbeulen nie stattgefunden, ist nur leeres Wort geblieben. Die Hauptbeulen aber sind weitergeschwiert. Nun brechen erste Kanäle auf, aus denen mehr Eiter strömt als wir uns vorstellen konnten.

Aber wir, wir normalen Schafe, brauchen nicht glauben, daß das mit uns nichts zu tun hätte. Daß wir uns nur im Schaukelstuhl zurücklehnen können um zu warten, ob nun alles superpippifein wird, denn sonst, sonst suchen wir uns eben andere Hirten. Nein. Wir sind auf diese Hirten angewiesen. Buchstäblich.

Nachtrag 1) Natürlich hat Watt recht, zumindest so irgendwie. Dennoch stimmt der VdZ ihm nicht ganz zu. Denn in seiner hoch zu schätzenden, vielfach (auch für uns, auch für den VdZ) vollkommen wahren Selbstbezichtigung schwingt doch auch ein seltsam auf den Kopf gestelltes Modell von Organismus mit. Das ein wenig zu demokratistisch geprägt ist, denn es scheint zu vergessen, daß ontologisch gesehen die Idee, also der Kopf VORAUS geht, und damit auch das Telos ist, auf das sich der Leib zubewegt. 

Soll heißen: Der Pulsschlag der Gesellschaft, der Kirche - von uns also - wird vom Kopf vorgegeben. Das Volk kann nur rezipieren, was der Kopf ihm vorkaut. Dem entspricht der recht alte, aber in vielen Erfahrungen bewährte Grundsatz des VdZ: EIN ORGANISMUS KANN NIE VON UNTEN HER REFORMIERT WERDEN. DAS GEHT NUR VON OBEN. Anders würde es seinem Wesen widersprechen, und nichts kann "gut" werden, kein Organismus heil werden, wenn er das Maß nicht vom Kopf bezieht. Ja, Heilwerden heißt überhaupt, das Maß vom Kopf her wieder zu realisieren! 

Hier scheint Watt selbst doch ein wenig zu sehr von der Aufklärung - kein Wunder, er ist Amerikaner ... - durchdrungen zu sein. Erst ab da aber wäre Heilung möglich, erst insofern tatsächlich immer Selbstheilung. Und es ist eine der Perfidien des Klerus - ja, so ist es! - die Verantwortung auf den Laien, von den Hirten also auf die Schafe, abzuwälzen. Und diese braven Jünger des Stockholm-Syndroms übernehmen das auch noch.

Nachtrag 2) Watts zeigt übrigens auch auf, daß eng mit unserer Verrohung auch zusammenhängt, daß wir in unseren Universitäten wahre Brutstätten der Perversion und Verdummung aufgebaut haben. Gerade in den Eliteuniversitäten der USA - Harvard, Yale, Princeton - tritt uns nämlich eine Einrichtung der Aufklärung gegenüber, der reinste Puritanismus. Denn diesem waren diese Universitäten alle seit Gründung verpflichtet. Ja, so gut wie alle heute angeblich relevanten Universitätsgründungen in den USA waren als "Colonial Colleges" zumindest protestantisch-aufklärerisch, meist direkt puritanisch und sektoid wie beim Baptismus. 

Aber es waren auch hier wir selbst, die diesen Brutstätten der Geistesverwirrung, die sie heute sind wie noch nie, diese stinkenden Misthaufen der political correctness, solche Autorität zusprachen, daß sie die kirchliche Autorität spätestens im 20. Jahrhundert mit Leichtigkeit aus dem Feld schlugen. Die Folge davon war, daß es nunmehr diese Institutionen waren, die unsere Gewissen "bildeten", unsere Autoritäten waren, die dann auch die Rechtsprechung informierten. Denn diese kann sich ja nur an dem ausrichten, was an geistigen Werten ebenso wie an Wissen "vorhanden" ist.




*280818*