Es
macht richtig Vergnügen, die erhellenden Videos von Udo Pollmer von
Zeit zu Zeit zu Gemüte zu führen. Auch hier räumt er mit einer der vielen
Unsinnsaussagen auf, die unsere Medien kolportieren und die keine sachliche
Grundlage haben. Sondern nur dem Schüren von Katastrophenstimmungen
dienen.
Es
geht diesmal ums Plastik. Und die angebliche Verseuchung der Meere mit dessen
Mikrobestandteilen. Alles nicht wahr, sagt Pollmer. Und nicht nur er. Sein Video, das Anlaß für die folgenden Gedanken gab, folgt morgen.
Am Beispiel Plastik
Dahinter
scheint aber etwas ganz Bestimmtes zu stecken - der Mensch vertraut
sich nicht mehr. Und das ist immer sicherstes Zeichen einer anstehenden
Revolution, wenn der König seiner selbst unsicher wird. Denn mehr als
durch aktives Tun, entstehen Revolutionen durch Zulassung, durch
Schwäche. Weshalb eine Revolution immer darauf hinausläuft, daß
dieselben - nur deutlich schlimmeren - Zustände an die Macht kommen, die
zuvor herrschten, nur die Eliten wurden ausgetauscht, und weil es ihnen
an Legitimation fehlt, müssen sie diese durch Gewalt ersetzen.
Der
VdZ möchte da eine Geschichte erzählen: Als er vor gut 35 Jahren als
Schriftsteller zu leben versuchte, mußte er, um auch etwas zu beißen zu
haben, über Jahre als Monteur am Bau arbeiten. Schwer arbeiten, das
nebenbei. Aber er erinnert sich, daß er zu Anfang nur mit größter
Unsicherheit und weichen Knien die Leitern bestieg, die Dächer erklomm,
oder auf schmalen Wänden lief. Er hatte ein ausgeprägtes Gefühl,
menschlichem Tun nicht zu trauen. Das hieß nicht, das würde
durchbrechen, das würde nicht ausreichend befestigt zu sein. (Ähnlich
empfindet er heute bei Brücken oder hohen Bauwerken.) Das hat sich aber
mit der Zeit gehörig geändert.
Wodurch? Je öfter er
selbst diese Bretter nagelte, diese Balken befestigte, diese
Dachvorsprünge montierte, desto sicherer wurde er, und jeder Gedanke an
menschliche Unzuverlässigkeit verflog von selbst. Dabei hat er doch den
einen oder anderen Unfall erlitten, weil er unvorsichtig wurde, oder
weil dann doch etwas zu wenig festmontiert worden war. Aber das hat
das Grundgefühl nicht mehr belästigt.
Später, als er
zunehmend nur noch am Schreibtisch arbeiten konnte (denn die manuelle
Arbeit war ja wirklich schwer gewesen, und ihm fehlte einfach auch das
Geschick dafür), kam dieses Gefühl jedoch wieder. Heute würde er nicht mehr auf ein Dach steigen und am First spazieren, nur wenige Zentimeter breite, schwankende Holzlatten unter seinen Füßen. Er vertraut menschlichen Artefakten nicht mehr. Nicht mehr am Bau.
Was
will der VdZ damit sagen? Daß der Plastikwahn, der nur ein nächster Wahn in einer langen Reihe von Zuständen ist, die uns seit vielen Jahrzehnten umtreiben (und umtreiben sollen), nur einer der vielen
Beispiele dafür ist, daß wir in Bereichen unsicher werden, die vom
Menschen ausgedacht, hergestellt, fakturiert werden, deren
Entstehungsprozesse uns nicht mehr alltäglich sind. Deren Wirklichkeit
(und das hat mit Entstehung zu tun, denn Wirkliches ist immer ein actu,
ein Aktuelles, ein "Werden um zu sein") uns somit nur noch als abstrakte
Datenlandschaft vor Augen steht.
Deshalb sind die
Wahnvorstellungen heute beliebig austauschbar. Mal ist es das Klima, mal
ist es Feinstaub, mal ist es Öl, mal ist es Nahrung, mal ist es
Plastik. Wer Schafe hält (wie es der VdZ viele Jahre getan hat) kommt
gar nicht auf den Gedanken, daß dieses Mäh, das da herumläuft und gehegt
und gepflegt werden muß, NICHT eines schönen Herbsttages in ein wunderschönes
Rippensteak übergeführt werden könnte.
Sämtliche heute so
verbreiteten Vorstellungen von "Gefahren durch ..." tragen auffallend
das Merkmal, daß es sich immer um Gefahren "durch menschliche Artefakte"
oder menschliches Tun handelt. Und das ist das deutlichste Zeichen,
worum es hier überhaupt geht: Solche Vorstellungen entwickeln nämlich
Menschen, deren Wirklichkeitserfahrung vom herstellenden, konzipierenden
Umgang mit realen Dingen weit weit weg geprägt wurde. Deshalb sind alle
diese Ängste, mit denen wir es heute zu tun haben, in allererster Linie
Ängste, wie sie in so hochentwickelten Gesellschaftssystemen entstehen
wie sie der Westen darstellt.
Die es erlauben, nein,
die es mit sich bringen, daß ein exorbitant hoher Prozentsatz der
Bevölkerungen mit realen Herstellungs- und Dingprozessen, ja mit Dingen
überhaupt, nichts mehr zu tun haben. Außer sie zu konsumieren, zu
gebrauchen, mit ihnen zu leben, meist ohne von ihnen zu wissen. (Plastik
wird ja in so hohem Maß und überall eingesetzt, daß wir niemals daran
dächten, wie oft wir damit zu tun haben - wir sehen es kaum einmal.)
Umso mehr stürzen wir uns dann auf jene Bereiche, wo wir es sehen, wenn
wir denn wollen.
Alledem liegt natürlich eine tiefe,
gewissermaßen ontologische Wahrheit zugrunde. Und wie wir wissen sind
ontologische (also in der geistigen Struktur angelegte) Gegebenheiten
das, was allem wie eine Matrix untergelegt ist. Die Dinge bewegen sich
allesamt wie von "Geisterhand" (Geisteshand) bewegt und gehalten entlang
solcher ontologischer Linien. Werden diese aber nicht in die
Vernunftstruktur als Ratio, im Verstand also, aufgehoben, eingebettet,
so drängen sie im Rationalen auf andere Weise an die Oberfläche. Und
eine dieser unerfüllten, ungeborgenen ontologischen Strukturen ist - der
Sinn der Welt, der Sinn des Menschen. Zumal im Verstande auch das Reich
der Irrtümer beginnt.
Morgen Teil 2) Der Mensch steht wirklich gegen die Natur -
aber anders, als es heute erzählt wird
*300818*