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Freitag, 31. August 2018

Plastik - Welt - Umwelt sind Fragen des Sinns (1)

Es macht richtig Vergnügen, die erhellenden Videos von Udo Pollmer von Zeit zu Zeit zu Gemüte zu führen. Auch hier räumt er mit einer der vielen Unsinnsaussagen auf, die unsere Medien kolportieren und die keine sachliche Grundlage haben. Sondern nur dem Schüren von Katastrophenstimmungen dienen.

Es geht diesmal ums Plastik. Und die angebliche Verseuchung der Meere mit dessen Mikrobestandteilen. Alles nicht wahr, sagt Pollmer. Und nicht nur er. Sein Video, das Anlaß für die folgenden Gedanken gab, folgt morgen.

Am Beispiel Plastik

Dahinter scheint aber etwas ganz Bestimmtes zu stecken - der Mensch vertraut sich nicht mehr. Und das ist immer sicherstes Zeichen einer anstehenden Revolution, wenn der König seiner selbst unsicher wird. Denn mehr als durch aktives Tun, entstehen Revolutionen durch Zulassung, durch Schwäche. Weshalb eine Revolution immer darauf hinausläuft, daß dieselben - nur deutlich schlimmeren - Zustände an die Macht kommen, die zuvor herrschten, nur die Eliten wurden ausgetauscht, und weil es ihnen an Legitimation fehlt, müssen sie diese durch Gewalt ersetzen.

Der VdZ möchte da eine Geschichte erzählen: Als er vor gut 35 Jahren als Schriftsteller zu leben versuchte, mußte er, um auch etwas zu beißen zu haben, über Jahre als Monteur am Bau arbeiten. Schwer arbeiten, das nebenbei. Aber er erinnert sich, daß er zu Anfang nur mit größter Unsicherheit und weichen Knien die Leitern bestieg, die Dächer erklomm, oder auf schmalen Wänden lief. Er hatte ein ausgeprägtes Gefühl, menschlichem Tun nicht zu trauen. Das hieß nicht, das würde durchbrechen, das würde nicht ausreichend befestigt zu sein. (Ähnlich empfindet er heute bei Brücken oder hohen Bauwerken.) Das hat sich aber mit der Zeit gehörig geändert.

Wodurch? Je öfter er selbst diese Bretter nagelte, diese Balken befestigte, diese Dachvorsprünge montierte, desto sicherer wurde er, und jeder Gedanke an menschliche Unzuverlässigkeit verflog von selbst. Dabei hat er doch den einen oder anderen Unfall erlitten, weil er unvorsichtig wurde, oder weil dann doch etwas zu wenig festmontiert worden war. Aber das hat das Grundgefühl nicht mehr belästigt.

Später, als er zunehmend nur noch am Schreibtisch arbeiten konnte (denn die manuelle Arbeit war ja wirklich schwer gewesen, und ihm fehlte einfach auch das Geschick dafür), kam dieses Gefühl jedoch wieder. Heute würde er nicht mehr auf ein Dach steigen und am First spazieren, nur wenige Zentimeter breite, schwankende Holzlatten unter seinen Füßen. Er vertraut menschlichen Artefakten nicht mehr. Nicht mehr am Bau.

Was will der VdZ damit sagen? Daß der Plastikwahn, der nur ein nächster Wahn in einer langen Reihe von Zuständen ist, die uns seit vielen Jahrzehnten umtreiben (und umtreiben sollen), nur einer der vielen Beispiele dafür ist, daß wir in Bereichen unsicher werden, die vom Menschen ausgedacht, hergestellt, fakturiert werden, deren Entstehungsprozesse uns nicht mehr alltäglich sind. Deren Wirklichkeit (und das hat mit Entstehung zu tun, denn Wirkliches ist immer ein actu, ein Aktuelles, ein "Werden um zu sein") uns somit nur noch als abstrakte Datenlandschaft vor Augen steht.

Deshalb sind die Wahnvorstellungen heute beliebig austauschbar. Mal ist es das Klima, mal ist es Feinstaub, mal ist es Öl, mal ist es Nahrung, mal ist es Plastik. Wer Schafe hält (wie es der VdZ viele Jahre getan hat) kommt gar nicht auf den Gedanken, daß dieses Mäh, das da herumläuft und gehegt und gepflegt werden muß, NICHT eines schönen Herbsttages in ein wunderschönes Rippensteak übergeführt werden könnte.

Sämtliche heute so verbreiteten Vorstellungen von "Gefahren durch ..." tragen auffallend das Merkmal, daß es sich immer um Gefahren "durch menschliche Artefakte" oder menschliches Tun handelt. Und das ist das deutlichste Zeichen, worum es hier überhaupt geht: Solche Vorstellungen entwickeln nämlich Menschen, deren Wirklichkeitserfahrung vom herstellenden, konzipierenden Umgang mit realen Dingen weit weit weg geprägt wurde. Deshalb sind alle diese Ängste, mit denen wir es heute zu tun haben, in allererster Linie Ängste, wie sie in so hochentwickelten Gesellschaftssystemen entstehen wie sie der Westen darstellt.

Die es erlauben, nein, die es mit sich bringen, daß ein exorbitant hoher Prozentsatz der Bevölkerungen mit realen Herstellungs- und Dingprozessen, ja mit Dingen überhaupt, nichts mehr zu tun haben. Außer sie zu konsumieren, zu gebrauchen, mit ihnen zu leben, meist ohne von ihnen zu wissen. (Plastik wird ja in so hohem Maß und überall eingesetzt, daß wir niemals daran dächten, wie oft wir damit zu tun haben - wir sehen es kaum einmal.) Umso mehr stürzen wir uns dann auf jene Bereiche, wo wir es sehen, wenn wir denn wollen.

Alledem liegt natürlich eine tiefe, gewissermaßen ontologische Wahrheit zugrunde. Und wie wir wissen sind ontologische (also in der geistigen Struktur angelegte) Gegebenheiten das, was allem wie eine Matrix untergelegt ist. Die Dinge bewegen sich allesamt wie von "Geisterhand" (Geisteshand) bewegt und gehalten entlang solcher ontologischer Linien. Werden diese aber nicht in die Vernunftstruktur als Ratio, im Verstand also, aufgehoben, eingebettet, so drängen sie im Rationalen auf andere Weise an die Oberfläche. Und eine dieser unerfüllten, ungeborgenen ontologischen Strukturen ist - der Sinn der Welt, der Sinn des Menschen. Zumal im Verstande auch das Reich der Irrtümer beginnt.


Morgen Teil 2) Der Mensch steht wirklich gegen die Natur - 
aber anders, als es heute erzählt wird 





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