Sie waren schon einige Jahrhunderte gut darin, und offenbar können sie es immer noch - die Engländer sind spätestens seit Chaucer und Peppy die Meister der Geschichtsschreibung, und die Liste ihrer hervorragenden Männer auf diesem Gebiet ist lang. Nur deshalb haben sich nicht einzelne Namen so sehr in den Vordergrund gedrängt. Weil es so viele gab, die getragen von einem bewundernswerten Sinn für Objektivität, aber auch einem Weitblick, der vom Horizont stammt, den jeder Brite qua Geburt erhält, denn kein Punkt der Insel ist mehr als einige dutzend Kilometer vom Meer entfernt, wo nichts als der Himmle und nachts die Sterne den Blick begrenzt.
Und einer der Vorteile, den sie dem großen Handels- und später Kolonialreich verdanken, das sie als gemeinsamen Wirtschaftsraum auffaßten, von dem sich viele allgemeinen Wohlstand erwarteten. Auch wenn das natürlich dieselbe Lüge war, die an der Wiege der Montanunion stand, und das Baby mit Fluch beschenkte.
Aber durch zufällige Weiterschaltung auf Youtube habe ich diese mehrteilige Serie des englischen Fernsehens entdeckt, in der einzelne Epochen von vielerlei Blickwinkeln aus belcuetet werden. Neben dem Viktorianischen Zeitalter, wie ich es bereits am Horizont ausgemacht habe, stand hier die vielleicht goldenste Zeit der Engländer im Mittelpunkt, und das war die Zeit der Tudors unter Heinrich VII., also zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Das bei uns bald mit Luther aus allen Fugen geraten sollte, und dessen von ihm (erneut) in den Vordergrund geschobenes, religiöses Motiv bei us noch skrupelloser als auf der Insel als Startsignal benutzt wurde, um die Reichtümer des Landes zu plündern.
Denn das England jener Zeit war reich, aber im besten Sinn: Als Gemeinwohl aufgefaßt, hatte es über die Gesamtheit der damals rund 2,5 Millionen Briten, auf die die Bevölkerung nach dem 100jährigen Krieg und der Pest des späten 13., frühen 14. Jahrhunderts zusammengeschrumpft war. Was in ganz Europa erst einmal einen kräftigen Inflationsschub ausgelöst hatte, weil Arbeitskraft mit einem mal gefragte Ware war, und nun die Löhne stiegen und stiegen.
Um die Preissteigerung zu bekämpfen, um vor allem diesen Machtzuwachs der unteren Schichten zu unterbinden, der nicht zufällig den Beginn der Protestationsbewegen gelegen ist (deren bekannteste die Hussitenbewegung rund 100 Jahre vor Luther gewesen war), um vor allem die Lohnforderungen in den Griff zu bekommen, die mit einem mal ein Element der Mobilität in die Bevölkerung gebracht hatte, das die Strukturen der Völker und Länder aufzulösen begann, wurde auch die Bindung an die Scholle immer straffer durchgeführt. Nur durch eine starke Bindung an Land und soziales Umfeld konnte vermieden werden, daß sich die Leute auf den Weg machten, und sich dort niederließen, wo sie sich am schnellsten den meisten Wohlstand versprachen. Und da waren die Städte unbeingt im Vorteil, denn Geld - also "das Geld" wie wir es heute kennen - gab es nur, wo auch Handel stattfand. Und auch nicht irgendeier, sondern der Wirtschaftsverkehr mit fernen Orten und Ländern.
Und hier waren natürlich die Länder, in denen die Länge und Art der Küste in einem möglichst vorteilhaften Verhältnis zu Fläche, Straßenanbindung mit dem Hinterland, und möglichst hoher Bevölkerugnsdichte am meisten im Vorteil. Venedig mit der Lombardei und die Rheinmündung mit Flandern, jeweils mit Kanälen und Flüssen verkehrstechnisch bestens aufgeshclossen, sind dafür die Musterbeispiele eines Europa, in dem sich Reichtum und Macht exakt nach diesen Schemata schon seit dem 11. und 12. Jahrhundert zu bilden begonnen hatte. Im 15 Jahrhundert folgte England, das nicht zuletzt von der Kapitalkraft der niederländischen Küstenstädte profitierte, die nicht nur schon seit den Vikingern (diesen ersten nahezu global vernetzten Fernhändlern des Mittelalters) Geld hatten, sondern auch durch die von Spanien und aus dem Oberlauf des Rheins zuugewanderten reichen Juden (den Sepharden; vor allem reiche, unverwurzelte Juden konnten sich ja das Auswandern leisten, daran hat sich nie etwas geändert, die anderen "konvertierten", assimlierten sich also) eine extrem "dynamische" Wirtschaftsentwicklung durch das Kreditwesen anfeuern konnten.
Morgen Zweiter Teil der Vorarbeiten zum großen Finale
Erstellung 2. Mai 2022 - Ein Beitrag zur