Nun kann man zwar sage, daß auf eine Weise das Nicht-sein in einem Ding enthalten ist, aber nicht auf die Weise, daß man das Nicht-sein als SUBSTANZ auffaßt. Das Nicht-sein "ist" also nicht auf die Weise des Seins, sondern nur als Dazugedachtes. Es "gibt es nicht", sozusagen, nciht als reales Ding, oder als positive weil reale Eigenschaft.
Es ist aber das, weshalb (nicht: wodurch!) wir ein Ding erkennen. Denn durch sein Sein erkennen wir es nicht, das Sein übersteigt uns immer. Wir erkennen auf die Weise des Verstandes bei keinem Ding direkt, "was" es ist. Wieweit etwas am Sein teilhat, auf welche Weise, das erschließt sich nun aber durch das, was es nicht ist.
Keine Hyäne käme auf die Idee, eine Giraffe zu sein. Und würde sie das behaupten, dann unterliegt sie entweder einen Irrtum, oder sie lügt. Niemals aber kann eine Hyäne dadurch definiiert und im Verstande erkannt werden als man sagt, sie sei alles Sein, das nicht-nicht ist. Dieses wäre völlig unerkennbar und unbegrenzbar. Es fällt also auch nicht "zusammen", als wäre das Nicht-sein "eine wirkliche, wirkende Weise des Seins."
Und es wäre auch genau so falsch verstanden, als würde die Substnaz eines Dinges als "nur in der Beziehung seiend", und sonst "nicht"! Vielmehr ist die Beziehung eine Bedingung, unter der ein Ding "seiner Art nach" sein (und deshalb überhaupt real sein) KANN (aber nicht einmal muß, wie beim Menschen, der das sogar bewußt verweigern kann.) Seine Substanz hat ein Ding immer, es ist die Ursache seines Daseins (als Anteilhabe am absoluten Sein), das immer ein Dasein "als Etwas" ist, das wir als "für Etwas, das nicht es selbst ist" erkennen.
Insofern ist die Beziehung, in der jedes Ding steht, eine Aufforderung zum Seiend-sein, und eine Aufforderung auf seine (bestimmte) Weise zu sein, weil er seinen Platz in der Ordnund des Wissens Gottes hat. Der Frosch hüpft nicht über die Wiese, um die Blüten des Marillenbaumes zu bestäuben, und er wird es auch nie "lernen" oder verlegenheitshalber übernehmen, weil die Bienen gerade Lohnstreik haben. Das kommt nurin den Märchen des Ambrosius vor, liebe Kinder.
Insoweit also trägt zwar alles seine Definitionsmöglichkeit, seine Erkenntbarkeit für uns Menschen (die sich zuweilen als Ausgerichtetheit oder sogar Erwartung in den Dingen, speziell in Lebewesen, ausdrückt, deren geistige, ontische Grammatik der Mensch in seinem Denken nachbildet, WENN ER DIE WAHRHEIT LIEBT) dadurch in sich, als es seine Beschränkung in sich trägt - sein Sein reicht nur soweit, als sein Nicht-sein anfängt - aber dieses Nicht-sein ist unbegrenzbar und ht in sich keine Substanz, ist also nur ein Erkenntis- oder Gedankending.
Also muß man aber auch davon ausgehen, daß jedes Ding eine Substanz hat. Diese Substanz ist ein Vermögen, das wir erst dadurch kennenlernen (und wie weit, wissen wir gar nicht), als es sich entfaltet, also in der Beziehung zu seiner Umgebung (der Welt) tätig ist, agiert oder re-agiert. Darin, in dieser Substanz, dieser Selbst-Trägerschaft also, hat es aber das absolute Sein nicht in sich, sondern nimmt an diesem nur teil, und zwar durch sei Selbst-tätigsein, durch sein Tätigsein SEINER ART NACH.
Wieweit etwas durch diese Teilhabe am Sein nun auch Gott nahe ist, also ihn "vollkommen" darstellt, entzieht sich uns. Kraft der Möglichkeit aber, daß wir verfallen können (in dem wir uns von uns entfernen, also nicht tätig sind, wie es unsere Art ist), können wir aus dem Selbststand darauf schließen. Und der ist am höchsten dem Menschen gegeben, gewiß, aber auch hier ist er absolut gesehen deutlich - wie weit, wissen wir nicht, aber es muß unendlich sein! - vom Sein selbst (=Gott) entfernt.
Dennoch ergibt sich eine (schon gar aus der Inkarnation Gottes, der sich immerhin ALS MENSCH zeigte, und auch in der Hl. Schrift ja davon sprach, daß der Mensch SEINEM ABBILDE NACH geschaffen war) Nähe z Gott, die die aller übrigen Dinge und Lebewesen sehr weit übersteigt. Nie jedoch reicht sie so weit, daß sich ein Mensch sein Sein selbst geben könnte.
Und auch stimmt nicht zu sagen, daß "alles Gott sei". Das würde sagen, daß alle Dinge EINE SUBSTANZ haben, also letztlich "ununterscheidbar" wären, oder (wie manche indische Philosphien behaupten) alles nur Schein und Täuschung wäre. Sie werden zu Einzeldingen, und zwar durch das ihnen jeweils (s. o.) beigebebene Nicht-sein (das aber selbst kein Sein hat, sondern etwa wie eine Bedingung des Geschaffenen zu denken ist: Als "ins Nichts ragend", ohne daß das Nichts deshalb als ein Etwas vorgestellt werden dürfte.)
Aber alle Dinge haben ihre Substanz nur der Möglichkeit nach, als Möglichkeit am Sein teilzuhaben DURCH das Eigentätigsein. Und in dieser Substanz subsistit" (also IST), das absolute Sein - auf die Weise der Selbstäußerung, nicht aber im absoluten Sinn: Die Dinge bleiben nicht einfach, sodern sie vergehen! Und sie geben sich ihr Sein nicht aus sich heraus, sondern empfangen es. Es unterliegt nicht einmal ihrer Verfügung, sie können es nur mit dem Nicht-sein "vertauschen", indem sie etwas tun, das nicht ihrem Wesen entspricht, und dann fallen, oder vergehen.
Ich schreibe das deshalb an dieser Stelle nieder, und vermutlich nicht zum ersten mal, zum ersten mal nur in dieser Form, weil diese Vorstellung von Substanz, die Spinoza ausformuliert hat, heute sehr populär scheint. Ja, sie scheint sogar zur allgemeinen Auffassung gekommen zu sein, ohne daß den meisten natürlich bewußt ist, was sich in ihrem Tun und Denken als dessen tiefste Verfaßtheit ud Grammatik niederschlägt.
Nicht zuletzt ist das Evolutionsdenken daraus entstanden, dem nicht zuletzt die (für sich stehende, "nicht-das-andere-sein")-Substanz der Dinge fehlt, das es (als notwendiger logische Schritt) zu denken verweigert. Stattdessen versinkt "die Natur" zu einer Analogie des Mutterseins als ungeformte, amorphe Materia unbeschränkter Möglichkeiten AUS SICH: Und das noch dazu als "sich selbst treibende" Kraft, also als Pan(en)theismus: Sein als Aktivum, das SICH SELBST nur partiiert, "abspaltet", ohne je "eniger" zu sein - also auch keine Seinshierarchie kennt.
Die Gegenwart hat sich in den letzten Jahrhunderten in kleinen und minimalen Schritten zu einem Zeitalter des Pantheismus entwickelt, der uns heute in einer allumfassenden Art entgegentritt. Der nicht nur die Unterschiede in den Dingen nicht mehr erkennen WILL - also VERLEUGNET und VERLEUMDET - sondern meint zu einem "Wisse" gekommen zu sein, in dem sich alles sein Sein SELBST GEGEBEN hätte: Indem "es sich aus dem Nichts entwickelt" hätte.
Damit wird auch das Sein - Gott - zu einem amorphen, alles "seienden" Sein, weil ja Mögliches sich nur dann entwickeln kann, wenn es auch Herr über das Sein ist, also Sein annehmen kann. Während es das Nicht-sein zu einer substantiellen Eigenschaft der Dinge macht, das also zu wirken vermöchte und spezifizierbre, konkrete, erkennbare Eigenschaften hat.
Also leugtet diese Haltung überhaupt das eigentlich Schöpferische des Seins, das nur ein "ex nihilo" sei kann, ein "aus dem Nichts". Das also auch kein zuvor schon "Mögliches" gewesen ist. Ein Nicht-sein kann aber auch kein Mögliches sein! Die Hyäne sagt nicht, WEIL ich keine Giraffe bin, KANN ICH SIE AUCH WERDEN. Vielmehr ist es o, daß die Hyäne in dem Augenblick, wo sie nicht mehr tätig wäere, wie ein Hyäne tätig ist (also z. B. ins Wasser springt, um unter Wasser weiterzuleben), ins Nichts (des Todes) fiele, also nicht mehr weiter am Sein Anteil hätte.
Wo eine nächste Hyäne nun aufträte, wären diese beiden aber auch nicht DIE SELBEN, sondern von einander durch ihr jeweiliges Nicht-sein unterschieden, das sich aber innerhalb derselben Seinsstufe abspielt: Als Hyäne. Und nur als Hyäne haben sie am Sein Anteil. Weil die Hyäne im Wissen Gottes steht, also in seine Vorsehung eingeplant ist.
Damit ist auch klar, daß das Böse nicht IN DEN DINGEN ist: der Böse hat "als Böser" somit keine Substanz, sondern er hat nur Substanz, soweit er als Idee vorkommt, also Seinsaspekt in Gottes Wissen ist. Das Nicht-sein ist lediglich eine Form der Beziehung zum absoluten Sein, und nicht eine Substanz für sich, kein "Ding an sich".
Auch in der Beziehug zu den Dingen kann kein "neues" Sein entstehen, sondern jeweils nur eine Möglichkeit "freigeschält" weil nun aktiv, zu einer Realität werden. Aber so eine Entwicklung durch bzw. in einer Beziehung ist keine automatische Entwicklung ZUM HÖHEREN, also zu einem höhren Anteil am Sein, sondern kann auch ins Negative, in eine Seins-teilhabe-Reduktion abgleiten.
Und das ist ja auch bekannt, es gibt Degeneration bei den Dingen der Schöpfugn. Der Grottenolm hat nicht deshalb "keine Augen", weil er eine neue "Grottenolm-Art ohne Augen" wurde, die nun besondere Fähigkeiten hätte, die der Grottenolm MIT Augen nicht hätte, diesen aber nun überträfe. Sondern er hat seine Augen rückentwickelt (die aber, wie Speman zeigen konnte, wieder auftreten, die Zellen dieses Teiles der Olms haben die Potenz, zur Augenbildugn angeregt zu werden) weil er sie nicht tätig sein lassen mußte. Wer seinen Arm nie gebraucht, der wird seine Verkümmerung erreichen (und umgekehrt, wie jeder Sportler zeigt, kann er ihn zu besonderes kräftigem Dasein ausbilden.)
Wie überhaupt die meisten sogenannten "Mutationen" Degenerativerscheinungen sind, keine positiven Entfaltungen von Möglichkeiten (auf die der Rest der "Mutationen" entfällt.) Dient die Mutation aber nicht dem Bestand des im Ding enthaltenen Möglichen, so behindet sie, oder führt gar zum Vergehen des Dings.
Erstellung 22. Mai 2022 - Ein Beitrag zur