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Freitag, 13. Mai 2022

Wie im Himmel so auf Erden (1)

Wir haben nicht die Bosheit entdeckt, die frühere Zeitalter nichts wußten. Wir gehen nur anders damit um. Dabei sind es gar nicht die Menschen, die sich hier verändert haben, die "Massen", sondern nur die Art, wie wir sie sehen. 
 
Die Masse - Auch die "Masse", auf die man so verächtlich herabblickt, ist ja so ein dummstolzer Begriff der Neuzeit. Der eigentlich nur verleumden, nichts erhellen soll, weil er die natürliche hierarchische Verfaßtheit der Menschheit und des Menschseins attackiert, schlecht redet, ohne ein haltbares Konzept dagegensetzen zu können. 

Vielmehr soll die pauschale Verteufelung der Gruppe als Teil jedes individuellen Daseins, als Element der Identität, ausgelöscht werden. Deshalb wird auch klar, worum und um wen es in diesem Spiel der Verteufelung "der Masse" oder des "Massenmensche" überhaupt geht" Es geht um die revolutionäre Ausschaltung der traditionellen Institutionen, die diese "Massen" bergen, ordnen, und im besten Sinn durch eine hierarchische Struktur "lenken". 

Lenken, wie jeder Mensch Lenkung braucht und auch hat, ob er es will oder nicht. Weil jeder Mensch an einem - seinem - Ort steht, und dieser Ort auf der großen, (wirklich) unendlich großen Landkarte des Seins irgendwo liegt, sagen wir: In der Mittre, acht Zentimeter unter der Faltkante, etwas links. Und dort ist unser Platz. Und der Raum, der uns umgibt, wird nur dort konkret, also "erkennbar", wißbar, wo wir durch unsere konkreten Beziehungen hinreichen. 

Dann geht es um Beziehungen und Räume, in die wir über Allgemeineres und schließlich ganz Allgemeines (Universales) eingebunden sind, wie "Schlesier", oder "Familie Grunzhofer" oder "Holzarbeitergewerkschaft", oder "Mystiker" (ja, auch das gibt es.) Alles das, wo wir hingestellt und hineingestellt sind, ein immens dichtes und verwobenes Geflecht von Bezhiehungen, ist dann unser Raum, und wir sehen nur, was sich darin befindet, und was auf uns Bezug, also Beziehung und relevante Qualität hat. Alles andere sehen wir gar nicht. 

Davon kündigen uns aber andere, die über oder weiter drüben oder höher oder was such imerm ind ieser Seinstrutur stehen. Sie erzählen uns davon, oder auch nicht, sie repräsentieren in jedem Fall diese andere, uns nur auf abgeleitetere oder abstraktere Wiese berührenden Beziehungsknoten und -fäden. Und durch ihr So- udn Dasein teilen sie und derne ualität mit. Der Offizier befiehlt dem Rekruten, und er weiß, warum, weil er auch mehr weiß als dieser. (Dafür kann er wahrscheinlich keine Maus melken, wie der Rekrut.) 

Die Entscheidung über den Sinn einer Operation einer ganzen Division würde niemand dem Rekruten überlassen, nicht einmal das Urteil darüber wird die entscheidende Relevanz haben. Was gewänne der Rekrut also wenn er entdeckte, daß die Operationsentscheidung des Feldmarschalls bei acht Gläsern Aquavit, ausgezogenne socken und stinkendem Achselschweiß gefallen wäre? Was gewänne er, wenn er erführe, daß der Oberst gerade seine Cousine vergewaltigt und deren Sohn gedemütigt hätte?

Und was nähme es dem Rekrutren an Würde, würd eman ihn nur als Material und amorphe Masse sehen? Die er niemals ist, nie! Sein Leben hat Zieselierungen der feinste Art, Konkretionen, Details unendlich an Zahl - er ist Bauernsohn, er ist Metzger, er ist Vater von drei schlauen Kindern (die das Rechnen freilich nie lernen werden), und er weiß, wie man einen Ford V8-Motor auch bei minus 30 Grad mit einer simplen Brotrinde (vorher weichgekaut) zum Laufen bringt. Er weiß aber nicht, warum Wellington in San Jose aufmarschieren sollte, und er wird es auch nie begreifen können.

Was also ür Schinluer mit dem Gered evon der "Masse". Mit dem das Menschsein auf jenen Reduktionismus bescnitten wird,  wie wir ihn Descartes verdanken (auch wenn seine Gedankengänge noch weit weit tiefer waren, das nur dazu, man tut ihm in gewisser Weise also durchaus auch Unrecht), und nur auf "Bewußtheit" bezogen sein. Während doch die Identität des Menschen ein ununterscheidbares Gemengelage von unbewußten und bewußten Entitäten ist. Jeder Mensch ist somit ein Geheimnis, und keine simpel rationalisierbare und auf Mechaniken zurückführbare "Psyche". 

Die Psyche - Und dieses Geheimnisvolle ujm den Menschen offenbart sich am vorzüglichsten natürlich dort, wo wir es mit einem Mann und seinem Werk zu tun haben. Wo die Theorien, wie man zu welochem Werk und warum gelange zu einem dieser Kotbatzen wird, den man an den Schuhen hat, und di eman schleunigst abstreifen sollte. Sie sind zu nichts anderem nutze, als das Wohnzhimmerdekor zu beschädigen. 

Die Unfähigen und Überforderten - Nehmen wir nur die erstaunliche Geschichte rund um OnePeterFive her. Einer jener "superkatholischen" Plattformen, die es seit je, ijn Zeiten des Internet aber in noch aufdringlicherer und schrecklicherer Form gibt.  Früher blieben solche Identitätszirkel auf verschwiegene Treffen in irgendwelchen Bauernhäusern und Küchenkellern beschränkt, und an Texten kursierten irgendwo in Belgien oder NOrddeutschland gedruckte, oft dicke und überformatige Buntblätter, in denen die Geheimnisse, die wahren vorgänge um Teufel udn Gott offengelegt wurden, wie sie gerade wieder einer Seherin aus dem tiefsten Burgung eingesagt worden waren. Heute gibt es Plttformen wie OnePeterFive, auch wenn sich das Blatt natürlich höchst seriös und theologisch wie philosophisch "vom Feinsten" präsentiert. Ist da wirklich ein Unterschied zwischen Pius X- (oder, nur wenig anders, Petrusbruderschafts-)Gruppen und diesen obskurantesten Sondereinheiten des Kirchenkampfes?

Das wird mir umso mehr fraglich, als ich Steve Skojec seit je merh als andere beobachte. Sodaß mich auch seinen Rückzug aus der Herausgeberschaftf udn Redaktion von OnePeterFive nicht überrascht hat, denn ich hatte ihn gleich nach seiner Gründung vor sieben, acht oder zehn Jahren persönlich gewarnt. Und war dafür natürlich arrogant abgewiesen worden, er wisse besser als ich, woran es der Kirch emangele. 

Bis es ihn zerrissen hat. Sein gesamtes privates Leben schien einzustürzen, und der Herausgeberschaft war Skojec aus persönlichen Gründen immer weniger gewachsen, das merkte man auch der Plattform an, die seine persönlichen Probleme immer deutlicher wiederspiegelte. Bis sie ihm jemand aus der Hand nahm, ihm auch die Last offenbar angehäufter beträchtlicher Schulden von den Schultern nahm, und ihn in die freie Wildbahn zurückführte. 

Dort begann Skojec, nach einem nächsten gewaltigen Umpflanzaktion von einem Ende der USA in das andere zog, sich als "Schriftsteller" (cit. Skojec) neu zu orientieren neu zu sammeln. Und was sich dann zeigte war für mich trotz allem, was ich von Anfang an richtig eingeschätzt hatte, ziemlich verblüffend. Denn nun, reduziert "auf sich" und sein höchst persönliches Wollen und Gebahren, zeigte sich ein Mann und Vater von acht Kindern, der auch weder intellektuell noch geistig seiner vormaligen Aufgabe gewachsen hat sein können. Ohne wirklich erkennbares Bildungsfundament, muß der gebürtige Kroate einen Hut in der Gegen herumgeschwnkt haben, der ihm um Dimensionen zu groß war.  Nun zeigt sich ein nahezu pubertärer Vormaturant, der gerade begonnen hat zu entdecken, daß es nicht nur eine Kirchenszene voller Grausigkeiten und Verzweiflungstätern, sondern auch eine ganz normale und gar nicht so kleine Welt drum herum gab. 

Spätestens jetzt habe ich seine Hervorbringungen abbestellt, weil es langweilig ist jemanden dabei zu verfoglen, der draufkommt, daß es Ringelspiele und Kinos gibt, die etwas mit Mensch und Kultur und Religion zu tun haben. Der draufkommt, daß es "Psychologie" gibt, und querbeet nun Psychologen entdeckt, die interessante Ideen vertreten. Un der - so nebenbei, und ich erwähne es, weil es so typisch ist - sich für den Ukrainischen Helden begeistert, der seine Waffe aus dem Schrank holt, um seine Familie zu verteidigen, und also gegen die große dunkle Welt des Bösen zu kämpfen beginnt, weil er nur dabei Mann und Krieger sein kann. Der davon träumt, ob er nicht - früher - auch seinen Rucksack gepackt und losgeizogen sei, sich deem Freiheitskampf der Wahren Welt anzuschließen.

Brauchen wir so etwas wirklich? Reicht es für den Erweis, Schriftsteller zu sein, sich für so interessant zu halten, daß alles, was über die Leber kräucht, auch genug Format hat, Welt - und zwar DIE Welt - zu sein? Sodaß Skojec nur in einem einzigen Punkt meine Zustimmung finden konnte, ehe ich seine Zusendungen (wie so manche andere) auf den Filter "Sofort in den Papierkorb" stellte: Daß er sonst gar nicht wütße, wozu er auf der Welt sei. Sodaß das Schreiben Notgriff ist, um seiner Selbstmordgedanken Herr zu werden. Mit Qualitätsansprüchen oder Sendungsarroganz hat die Existenz des Künstlers nämlich nichts zu tun, es ist eine ultimo ratio, so zu leben, nicht mehr. 

So nebenbei, um das abzurunden: Die neuen Herausgeber von OnePeterFive sind wohl aus nicht weniger Dummheit un Hochmut (diesem Januskopf, der gleichzeitig in beide Richtungen blickt) an die Sache herangegangen, die Kirche und die Welt zu retten. Zu welcher Simulation eines Weltgefühls sich die Echokammer Internet so hervorragend eignet. Denn nun kämpfen sie nicht nur mit Skojec' alten Schulden, sondern mit dessen absurdem Spendenziel, das - wie allerorten nun feestgestellt wird- ain der Dumpfwolke "crowd funding" hochgerubbelt, in Wahrheit eine Phantasie ist. Und halten sich - nach einem halben Jahr! wie "überlegt" und "vernünftig" also war das alles überhaupt? - nur deshalb noch über Wasser, weil sie mehrere Medien betreiben, und querfinanzieren. 

Inhaltlich hat die Plattform zwar einige von Skojec Impulsivem und Subjektivistischen, in der er es nie verstand, die Sache von sich zu trennen, abgeschliffen,. Aber es ist die Grundidee. Denn die selbst ist unsinnig udn beruht auf der bekannten, völligen Verkennung der sogenannten "Neuen Medien". Gerade von der Grundidee aber sind sie alle nach wie vor überzeugt! Und warum? Weil sie von Medien keine Ahnung haben, sondern genau so wie der Zeitgeist, den sie kritisieren, innerhalb seiner Ablauf-Richtigkeits-Rationalismen "denken".

Morgen: Das Größte im Kleinsten