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Freitag, 20. Mai 2022

Da stürzen Welten/schwanken Berge/brüllen Riesen/gröhlen Zwerge (1)

Die erste Phase des Verschwimmens hat an die zweihundert Jahre gedauert. Aus der Evolutionslehre heraus, aus der Vorannahme einer materialistischen Welt - eine Vorstellung, die tausende Jahre alt ist, aber immer wieder vom Tisch gefegt worden ist, weil sie rational einfach nicht haltbar ist - ist allmählich und in parabolischer Linie (also nicht linear, sondern progressiv sich steigernd, sich also zu einer Potenz der Zeit in der Ausgestaltung der Höhe verhaltend) die Sicht ausgewachsen, daß es zwischen Mensch und Tier keinen Unterschied gäbe.

Auch wenn sich viele noch mit Händen und Füßen gegen dieses Fazit sträuben, das doch schon mit dem Beginn der Verkündigung dieser Theorien (die in Wahrheit Ideologien sind, also Weltbilder, keine "wissenschaftlich objektiv gewachsenen Erkenntnisse") festgelegt worden ist (weil es ja immer nur darum ging, weil das ja das Ziel gewesen ist: Die Erniedrigung, die Entwertung des Menschseins, indem man ihn von der Superposition in der Schöpfung entfernen wollte) mit pikierter Geste abzuwehren.

Aber neeiiin, aber gääähhh, das ist schon ein bissel übertrieben, weil natürlich ist der Mensch schon noch mehr als ein Viech, also ... ich zumindest, hühü ... aber man muß halt schon die Wissenschaft auch ein bissel, höhö ... - als vergäbe man höfliche Komplimente in ehrenwerter Salonrunde, bei Tee und Plunderkekschen nach dem Rezept der Uroma aus Czesko Vlahovice, damals noch Klein Färsendorf.

Mensch und Tier sind aber ununterscheidbar, diese Weichen führen zu jenen Schienen, jene Scheinen zu jenen Abstellgleisen! Ja sie sind nicht einmal mehr vom Prozeß der Säureatzung am Kalkstein zu distinguieren, so lautet zumindest diese Thesenkonstruktion, die - noch einmal, ich wiederhole die Einschaltung - vom Ziel ausgegangen ist, nicht umgekehrt, sich durch den "Druck der Wissenschaft", korrupt und speichelleckerisch, wie sie es immer gewesen ist, gar zu einem Weltbild bekehren mußte, mußte, ich betone, das halt mit den herkömmlichen oder "traditionellen" (naja, der Papa ist halt ein bissel altmodisch, das haben Papas so an sich) Sichtweisen so gar nicht mehr vereinbar sind.

wie froh können wir da doch sein, daß uns Immanuel 
Kant die Moral gerettet hat. Denn mit dem "kategorischen Imperativ", also da kann doch wirklich jeder: "Handle jederzeit so, daß die Maxime deines Handelns zur allgemeinen Maxime werden könnte." Oder: Was du nicht willst daß man dir tut, das füg auch keinem anderen zu. 
(Ein eigenes Thema: Die Bedeutung der Sprichwörter und Redensarten für das Rechtsleben eines Volkes. Ein Volk ohen Sprichwörter und Redensarten HAT GAR KEIN RECHTSSYSTEM MEHR, sage ich dazu kurz und knüppig. 

Was dann die Frage noch seltsamer, die Gedanken noch flügelschwerer macht: Ist Ihnen, werter Leser, nicht auch aufgefallen, daß aus dem alltäglichen Gespräch so gut wie alle Sprichwörter und Redensarten verschwunden sind? Ist Ihnen aufgefallen, was mir aufgefallen ist, erst dieser Tage und zufällig, daß in den Gesprächen vor vierzhig Jahren noch ständig, wirklich ständig Sprichwörter zhitiert worden sind, was heute aber völlig aus dem Gebrauch gekommen scheint?
Ja, doch, ja doch, schreiben Sie mir, werter Leser, fühlen Sie sich diesmal ausnahmsweise "aufgefordert" dazu, und schreiben Sie mir, ob Ihnen das auch auffällt: Daß im Alltag, verglichen mit vor plus/minus vierzig Jahren, kaum noch genujin deutsche oder "althergebrachte" Sprichworte und Redensarten eine Rolle spielen. Mit denen Lutz/Röhrig noch vor fünfzig Jahren ein fünfbändiges, im übrigen wirklich empfehlenswertes Lexikon füllen konnten. 
Oder ob das deshalb nicht so ist wie gefühlt, weil es vielleicht nur ein subjektiver, gar dem Wohnort Ungarn zuzuschreibender Eindruck ist, oder womöglich sowieso nur mit seiner notorischen Schwarzsicht zusammenhängt ... oder womit auch immer.)
Und könnte das auch zu einem guten Teil damit zu tun haben, daß wir uns durch die neuen Medien nicht nur ständig in mehreren Sprachen bewegen, sondern daß unsere eigene Sprche, das Deutsche, wie man es einmal genannt hat, zu einer eigentümlichen Zusammenklitterung von aus dem Englischen vor allem übersetzten Feststellungen geworden ist? Sodaß wir gar nimmer deutsch sprechen,sondern ein seltsames "eingedeutschtes" Amerikanisch? (Das nur als Anregung zum Nachdenken.)

Wie ich das meine? Ganz einfach: Ich habe in der letzen Zeit eine interessante Beobachtung gemacht, eigentlich ist es eine Erfahrung. Weil ich erstmals fremdsprachibe Korrespondenzpartner habe, die sich bemühen, mir auf deutsch zu antworten, fällt mir etwas auf, das mir noch nie so aufgefallen ist. Daß nämlich dieses formal, "grammatikalisch" scheinbar "sehr gute, ja perfekte" Deutsch vom Ausdruck her völlig unbrauchbar ist. 

Nur mit viel gutem Willen läßt sich also selbst bei klugen, intelligenten, bestens "geschulten" Sprechern ableiten, was vermutlich gesagt hätte werden sollen. Mehr als (umgekehrt, als Sprecher) unterschwellig zu sagen "Sieh, ich bemühe mich aus Höflichkeit, aus dem guten Willen, daß wir uns über dies und jenes Schwierige austauschen!" bleibt dem solcherart in einer Fremdsprache Sprechenden nicht. Nur ganz ganz wenige schaffen wirklich einen Umstieg auf eine Nicht-Muttersprache.

E. MIchael Jones etwa legt aber sogar großen Wert darauf, das Englische als neues Latein, als globale lingua franca, als weltweite Dialogbasis zu verkünden, um seiner Idee vom "logos is rising" (ohne apokalyptische Idee einer Neuen Welt tut es KEIN Amerikaner, wirklich: KEINER) Futter einer angeblich bereits anbrechenden gemeinschaftlichen Lebensrealität (Ergebnis einer List Gottes, quasi, der Hegelschen "List der Vernunft" als zu-sich-Kommen Gottes in der Welt) zu liefern.

Während ich immer gesagt habe: Unmöglich. Die englische Grammatik, der englische Wortschatz ist für echte Philosophie und gar Metaphysik völlig ungenügend, viel zu wenig distinkt, viel zu wenig subtil. Aber wer bin ich denn schon.

Morgen Zu einem Sprachraum der Analphabeten geworden



Erstellung 4. Mai 2022 - Ein Beitrag zur