Es ist ja durchaus interessant sich anzusehen, wie man davon spricht - von dem, was zu haben heute von so großer Bedeutung zu sein behauptet wird, als läge das Menschsein nur noch daran, und seine "freie Äußerung" zu einem oder gar zum Kriterium einer guten, menschengerechten, erwünschten Gesellschaft überhaupt gemacht wird - DIE MEINUNG.
Dabei scheint es durchaus so zu sein (und ich glaube Walter Porzig in diesem Punkt) daß es noch vor 150 Jahren eine Schande, eine abzulehnende Haltung war, eine EIGENE Meinung zu haben. Anders wäre es auch zu gare keiner rechte Sprchbildung gekommen, meint er, denn die Sprache lebt ja von Nachahmung, und vom Allgemeingebraucht, also gerade NICHT vom Subjektiven. Sie lebt vom Allgemeinen, das auch von allen gleich und gerne aufgegriffen wird, sodaß man sich zukünftig auch darüber austauschen kann.
Aber auch wenn ich mir kaum vornehme, zukünftig bei meinen Lektüren darauf zu achten (und zugleich aufgebe, weil ich sicher bin, daß ich darauf vergessen werde) spricht der Umstand dafür, daß es sich so verhalten haben könnte, daß Meinugn und Wahrheit durchaus zweierlei Gebrauchsweisen haben. Und man WAHRHEIT durchaus so verwendet, daß es KEINE MEINUNG ist - sondern eben eine allgemeine Übereinstimmugn von Sache und Gedanke, wie es immer definiert worden ist.
Sogar dieselben, die heute auf die Bedeutung der MEINUNG pochen, habe ich schon dabei beobachtet, daß sie die Autorität einer Aussage dadurch BEKRÄFTIGEN, daß sie sich im Spredfhe noch einmal zurückgewende und betont haben, daß es sich bei dem und dem, das ihnen so wichtig ist, eben "nicht um eione eigene Meinung", sondern um "die Wahrheit" handelt.
Es scheint ihnen selbst also auch nicht so unbedingt ein positiver Wert zu sein, eine eigene Meinung zu haben, statt das zu sagen, was WAHR und damit ALLGEMEIN ist. Also NICHT von einem selbst ERFUNDEN wurde, sondern ursprünglich sogar übernommen, im Gebrauch erkundet, und dann definitiv ins Gebraucthsarsenal gesteckt worden ist.
Ob es sich hier nicht um eines der Beispiele davon handelt, daß wir uns in Diskussionen verlieren, in Dispute, die so inhaltsleer sind, daß wir es nicht einmal der Mühe wert finden zu überlegen, ob wir das Geäußerte wirklich so sehen? Sich also unsere Meinung zu einer Größe erhebt, die das Gegenteil von dem ist, was uns angeblich so wichtig ist auf Erden: SELBST wichtig zu sein. Und uns NICHT selbst zu überschreiten, und das Wahre zu wollen, nicht das beliebige Subjektive. Von dem keiner sagen kann, ob es überhaupt einen Wert hat, weil es ja NUR VON UNS ist, und nicht der objektiven Welt entnommen ist.
Sodaß es bei den Medien KEINESFALLS darauf ankommt, eine EIGENE MEINUNG äußern zu können. Weil es uns viel lieber ist, etwas ist WAHR als EINE EIGENE MEINUNG, egal von wem.
Aber noch einen Schluß können wir ziehen. Nämlich den, daß wir zwar ein gutes Stück den Unsinn der Sprachverzerrung im Namen der political correctness verwenden, an einem gewissen Punkt - an dem es auf etwas ankommt! - doch zu einer Sprachsicherheit zurückkehren, die nur die ALTE, die Muttersprache, die frühere und allgemeine Sprache enthält.
In der die Wahrheit der höchste Wert war, nicht die Meinung. Die mögen anderen haben, aber wir? Wir wollen daß unser Reden nicht uns, sondern der Wahrheit entspricht. Und die steht nicht in, sondern über und außerhalb von uns.
Denn noch mehr als das, ist es auch in anderen Hinsichten und Situationen so, daß die eigene Meinung in der Weltbedeutung den letzten Stellenwert einnimmt, denn in allem geht es nur um die Wahrheit! Die eben NIEMNADES MEINUNG ist, sondern - eben WAHR, also allgemein, und ÜBER ALLEM INDIVIDUELLEN. Sodaß wir uns selbst dann noch wohler weil autoritativ gefestigter fühlen, wenn wir sagen können: Nein, das ist nicht nur meine Meinung, sondern es ist die Meinugn von Doktor Böbbele aus Kienzelhofen!
Woraufhin der andere sagt: Oh, vom Doktor Böbbele, na da schau her ... na dann muß es ja wahr sein, weil der wäiss alless.
Während wir sogar so weit gehen zu meinen, daß es doch tatsächlich einen Menschen gibt, bei dem wir davon ausgehen, daß seine Meinung gar nie seine Meinung, sondern die Wahrheit ist - und das ist ganz sicher kein anderer Mensch, also auch nicht wir, sondern das ist der Papst.
Wenn diese weit verbreitete Meinung auch falsch ist und andere Zusammenhänge hat. Auch andere als die, wo behauptet wird, daß das nur dann zuträfe, wenn es auch "ex cathedra" gesprochen sei. Die göttliche Garantie bezieht sich aber auch nicht darauf. Sondern sie bezieht sich auf die "Sprache hinter der Sprache", sie bezieht sich auf das Bedeutsamste der Wahrheit, aufdie Allgemeinheit. Die so bedeutend ist, daß sie den wahren Hintergrund DER GESAMTEN SCHÖPFUNG bildet.
Sodaß im Heiligen Geist (und auf den bezieht sich die "Wahrheitsgarantie" Gottes) aus allem, was die Kirche, immer präsent im Papst als deren Haupt, "sagt", dann, wenn der einzelne Papst IM NAMEN CHRISTI - also nicht in der eigenen Meinung - sprechen will, die Welt auch so bewegt wird, daß sie letztlich IMMER auf die Vorsehung Gottes hinausläuft. Und so wirkt, wie NUR DIE WAHRHEIT WIRKEN KANN, und in der Welt wirkt, weil letztlich in der nur das DA ist, wirken kann, das auch in Übereinstummung mit der Wahrheit ist. Weil dann der Heilige Geist aus ihr spricht. Und der, na der muß es ja nun wirkich wissen.
Sodaß sich jeder darauf verlassen kann, daß dann, wenn er der Kirche IM GEHORSAM eingegliedert ist, auch an diese Wirklichkeit TEILHABEN kann. Sodaß er dann IM NAMEN CHRISTI zu sprechen versucht. Sehr ähnlich der Ehe, ist es dann ziemlich belanglos, ob ich etwas äußere, das rein inhaltlich nicht gerade richtig ist, aber das tue, weil es mir aufgetragen ist. Weil die Wirklichkeit der Wahrheit, der Heilige Geist, IM GEHORSAM auch über mein Dasein in der Welt wirkt. Und sei es, daß er dialektisch oder im Paradoxon wirkt, und auf krummen Zeilen gerade schreibt.
Erstellung 28. April 2022 - Ein Beitrag zur