Zweiter Teil der Vorarbeiten zum großen Finale - In England war die Entwicklung des Wohlstands, der das Land im 15. Jahrhundert europaweit (ähnlich wie Böhmen) in den Ruf eines halben Paradieses gebracht hatte, eimal mehr der Kirche zu verdanken. Denn die Könige waren notorisch finanzschwach, waren bereits füh in den Teufelskreis geraten, der sich in Detuschland etwa erst zwei Jahrhunderte später in Gang bringen wollte, wo dem König ein ungeeintes, in Streit und Hader zerklüftetes Land gegenüberstand, in dem die einzelnen Landherren regional große Macht hatten, und eine Zentralmacht immer ablehnten, die ihre Befugnisse beschränken hätte können. Also waren die Könige genötigt, viele Rechte und Privilegien zu vergeben, um die Loyalität und den kriegerischen Beistand einzelner Fürsten und Freien auf sich zu vereinen.
Eine Entwicklung, die aus bestimmten Gründen nur in Frankreich anders verlaufen war, wo der König seit je ein starkes Herz des Landes bildete, und eine Verbindung mit dem Volk - bei gleichzeitiger Schwächung des um die Macht konkurrierenden Adels - aufbauen konnte, die ohne Beispiel in Europa war.
Aber ein König, der noch dazu traditionell auch so etwas wie der Herr der Kirche bzw. der Religion war, denn das oberste Priestertum ist in der Menschheitsgeschichte nur eine der Facetten des Königtums - brauchte Macht, auch wenn man es wohlwollend auslegt. Denn er mußte ja in Subsidiarität Aufgaben erledigen (wollen), die von den einzelnen Herren und Gemeinden eben icht erledigt werden konnten.
Man kann deshalb auch schauen wohin man will: Im selben Ausmaß, in dem sich Zentralaufgaben gestellt haben, die einen ganzen Kulturraum oder ein ganzes Volk (das sich als solches verstanden hat, soweit es also einen Organismus als Netz zwischenmenschlich selbstverständlich und bereitwillig eingegangener Verbindlichkeiten gegeben hat, in dem sich ein "Wir-"gefühl (das im Gegensatz zu "den anderen" stand, gebildet hatte) betroffen haben, hat sich auch eine Zentralmacht herausgebildet.
Das nach wie vor illustrativste Beispiel ist die (allerdings etwas strittige) Studie von Karl Wittfogel, wir haben sie schon öfter hier erwähnt. Der nachzuweisen versucht hat, daß sich deshalb der extreme Zentralismus des Orients, in dem der Herrscher sogar gottähnlichen Status hatte, durch die Generalaufgabe der Bewässerung als überlebensentscheidendes Gesamtvorhaben herausgebildet hat.
Oder - ein Beispiel, das für die europäische Geschichte so entscheidend werden sollte - man nehme Spanien,. Das (anders als Portugal, das sich ähnlichen Aufgaben stellte, die es aber schon von der Größe her gar nicht bewältigen konnte) auch die Menge an Menschen verfügte die nötig war, um sich nach der nur durch Zentralismus zu organisierenden Kollektivanstrengung von den Muslimen befreite (spätes 15. Jhd.) - die Heirat von Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon war DAS entscheidende weil Spanien endlich einende Ereignis dazu - und dann (und lange vor England) sein Weltreich aufbaute. Das den Kulturraum des Abendlandes durch die Eingliederung von Amerika vervielfachte. und zumindest für einhundertfüntzig Jahre in seiner Verbindung mit den (auch diese: schwacher Hausmacht ausgestattete) Habsburgern (durch den Sohn Isabellas mit einer Habsburgertochter) sogar global die Zentralmacht selbst war. Selbst die Araber des Orients haben den Habsburger Karl V. als den ersten Herrscher der Welt anerkannt, und nicht wenige Juden sahen in ihm sogar das Ende der Zeiten angebrochen, weil es in ihm erstmals einen "König der Welt" gab.
Somit hat das englische Königtum schon sehr früh durch die "Magna Charta (Libertatorum)" seine Hausmacht geschwächt. In der er dem Adel so viele Rechte einräumte, daß der englische König fortan fast zum Grüßaugust mutiert ist. Der jeden bedeutenderen Schritt von einem Parlament absegnen lassen mußte, was dann imübrigen (um diesen Bogen zum Zielpunkt zu führen) zur Gründung der Englischen Zentralbank 1678 führte, in der die Finanzgebahrugn des Königreichs in die Hände von Privaten gelegt wurde, wofür diese dem König gerne weitere Millionen Kredit einräumte, damit der seine Kriege fhren konnte.
Ich spreche also vom Adel, später dem Großgrudnbesitz, und nicht vom einfachen Bürger. An seioner Situation in der Gesellschaft hat sich durch diese Magna Charta nicht nur nichts geändert, sondern sie wurde sogar nachhaltig geschwächt. Denn der Grundsatz gilt nach wie vor: Die wahre Macht des Königs ist ein Kind der Ehe mit dem Bürger, und dem Joch für den Adel.
Da herrscht oft das Mißverständnis, als wäre dieses Zugeständnis von König Johann "Ohneland" die Vorstufe zur Demokratie gewesen. Nichts ist weniger wahr. Vielmehr wurden sogar schon in diesem Jahr 1215 in England in diesem ersten richtigen Verusch, die Macht der Franzosen (Normannen) zurückzudrängen, England also selbständig zu machen, die Weichen zur später so extrem verlaufenden Herausbildung einer in langen Zentralisationsprozessen herausbildenden Oligarchie, einer Schichte der (eigentliuch muß man es so sagen) Geldkräftigen. Die Rede ist vom Kapitalismus, der sich in England auf so barbarische Weise entwickelt hat. Was aber gar nicht so sehr möglich war, weil der König schwach war, sondern weil der König einen strategisch entscheidenden Fehler gemacht hatte - anders, übrigens, als in Spanien.
Es wurde Abend, es wurde Morgen, nächster Tag: Wie es dazu gekommen ist. Wozu? Zu allem
Erstellung 2. Mai 2022 - Ein Beitrag zur