Um auch eine historische Perspektive zur Unterlegung der Feststellungen der letzten Tage - die leibliche Abstammung sei nicht die ein Vater(Mutter)-Kind-Verhältnis Begründene, sondern eher zufällige Disposition des Natürlichen, der vom Geist erst zu erringenen, in Besitz zu bringenden Materia, sondern das Wort, der Name, der Geist, und der Wille - zu geben, darf ich nur ein paar historische Tatsachen nachliefern. Die bekannte Tatsache, daß der erste Kaiser Roms, Augustus, ein adoptierter Sohn von Julius Caesar gewesen ist, und dabei (und das ist hier der entscheidende Beleg) völlig selbstvertändlich mit Akzeptanz im Volk (und unter allen politischen Konkurrenten) rechnete, ist eine davon.
Aber aus der zuletzt begonnene Auseinandersetzugn mti dem 100jährigen Krieg Frankreich - England und dem Weg zu diesem dynastischen Streit fällt auf, wie viele der Regenten und Personen des politischen und militärischen (also historisch belegten) Personen adoptiert, an Sohnes statt angenommen waren, ist beeindruckend. Und auch hier, in der Höhe des christlichen Abendlandes, sogar auch von seiten der Kirche, gab es nicht den geringsten Widerstand, nicht das kleinste Befremden.
Dafür zeigt sich bereits, warum diese leibliche Abstammung mit der Zeit so große Bedeutung erhielt, daß sich im 17. und 18. Jahrhundert bereits allgemein die Meinugn durchgesetzt hatte, daß es eben die Leiblichkeit sei, die Zugehörigkeit und Legitimität begründe. William the Conquerer, also Wilhelm der Eroberer, der 1066 bei Hastings mit einer quasi Söldnertruppe (aus Lehensgrafen und Rittern, die nur aus versprochener Beute und winkenden Titeln und Würden in einem dann eroberten, als reich geltenden England die Schiffe nach England bestiegen hatten) die Engländer so entscheidend schlug, daß fortan bis ins 16. Jahrhundert hinein eine französische Herrschaft über und in England aufrecht blieb - dieser Wilhelm also war ebenso "illegitim", also nicht adeliger Herkunft, wie der englische König Edward the Confessor, Eduard der Bekenner, kein Problem damit hatte, IHM anstelle seines leiblichen (aber in seinen Augen weniger geeignet erscheinden) Sohnes Harold die Thronfolge in die Hand zu versprechen. In einer Kirche, und vor zahlreichen Zeugen - ein einem Gotteswort, dem Eid also gleichzusetzendes Wort, das bis an die Grenze zur Neuzeit (in Teilen sogar noch heute) in so hohem Rechtsrang stand, daß einige Jahre später, als Edward 1064 starb, die Tatsache, daß Harold das Wort des Vaters mißachtete, udn sich zum König ausrief, als RECHTSBRUCH gesehen wurde. Das Recht, das wie überall und immer in der Menschheitsgeschichte auch damals in Gottes Wort und Ordnung gründete, sodaß ein Rechtsbruch auch eine Sülnde vor Gott war, war eindeutig auf seiten des Illegitimen Vikingers!
Dessen Onkel Rollo noch als gefürchteter Nordmann und Vikinger die ebenfalls sehr reiche. blühende Normandie (samt der schönen Tochter des Frankenkönigs in Paris) gewissermaßen als Schweigegeld zugesprochen erhalten hatte, um die stänige Bedrohung durch die Vikinger zu beenden. Und die Vikinger waren ja gleichermaßen kriegsmüde geworden, und wollten hier wie in England und Irland (und Ruß-Land ...) die Dänen und Schweden und Norweger nur noch Ruhe, um als Bauern und Gutsherren ein ganz anders Leben führen zu können, als es sich für einige Jahrhunderte eingerissen hatte. Wo wie bei so vielen Völkern, die seit dem 5. Jahrhundert von Zentralasien aus Europa fluteten, war Raub ein ganz legitimes (freilich etwas unschönes) Erwerbszweig, den erst allmählich der Handel ablöste. Und der rasche Mammon aus einem als Sklave geraubten Bauern, egal von wo, hatte ja noch lange, ja manchmal bis heute, seinen Reiz.
Die leibliche Nachfolge hat also ganz andere Gründe, nciht die einer Legitimation VOR GOTT oder gar VON GOTT SO GESETZET. Denn die Aufnahme in die Kirche war ja ebenfalls ein Adoptionsverfahren! Jesus spricht sogar ausdrücklich davon, daß der Gerettete udn Getraufte VON NUN AN in Konflikt mit seinem Vater, Bruder, der Schwester oder Mutter kommen würde. Kind Gottes, im besonderen sogar Sohn Gottes (auch Frauen werden mit der Taufe zu Gottes Söhnen, weil es um die Sohnsschaft geht, und die ist für beide Geschlechter derselbe Vorgang: Über Jesus, den Sohn und Mann) wurde man durch Elektion Gottes, und darin durch den Willen zu einem Leben in Christus und in seinem Namen. Mit leiblicher Abstammugn hat das nichts zu tun.
Die Behauptung, daß das aber doch so sei, ist eine in gewissem praktsichem Wert erkannte Erfindung des Spätmittelalters und der Renaissance. Die noch dazu eionem weiteren Zweck mehr als dienlich - dem, ein fremdes Eigentum zu beanspruchen. Weil es nun Eigentum an das EIGENE Blut band, und Ansprüche herbeizauberte, wo gar nie welche gewesen wären. Das Lehenssystem (siehe dazu als wärmstens empfohlene Grundsatzliteratur zum Einstieg etwa das Buch von Otto Brunner "Land und Herrschaft"; über kam etwa herrscht - und zwar aus GENAU DEN HIER BESCHRIEBENEN GRÜNDEN - so viel Unverständnis und Unkenntis, wie über das Lehenswesen) selbst kennt lange Zeit auch im Mittelalter KEINEN Rechteübergang qua leibliche Nachkommenschaft. Nur in Ausnahmefällen und erst im Spätmittelalter allmählich haben sich solche "Erbschaftsrechte" ausgebreitet, die nur den Sinn hatten, Eigentum mehr und mehr zu verabsolutieren, WEIL von moralischer Verantwortung loszulösen, und zu einem bloßen Bereicherungsmittel zu machen.
Sodaß vor allem durch die Erbenseite, also die Nachkommen selbst, ein immer größerer Druck kam, selbst unter der Drohung sonstiger Unruhestiftung weil Rechtsunsicherheit die Rechtsordnung in Richtugneiner Bevorzugung LEIBLICHER NACHKOMMEN umzubauen.
Vor allem aber kam ab dem 15. Jahrhundert im seit dem 11., 12. Jahdhundert immer stärker werdfenden KAMPF GEGEN DIE KIRCHE ALS POLTISCHER, und das heißt vor allem WIRTSCHAFTLICHER MACHT, die Argumentation der leiblichen Nachkommenschaft als einzig LEGITIMEM ERBRECHT sehr zupaß. Denn das setzte die Kirche und den Klerus auf jeden Fall in einen gealtigne Rechtsnachteil, und eröffnete den Weg, der sich dann bis ins 19. Jahrhundert in einem wahren Enteignungsrausch steigerte, der nichts anders war als ein Raubzug gegen die Kirche. Was in Wahrheit nichts anders hieß und heißt als der Übergang von ÖFFENTLICHEM GUT in ein rein privaten Rechten unterstelltes Gut und nun mehr durch die gesamte staatliche Rechtsordnung mit militärischer Kraft verstärkte absolute Eigentumsrecht.
Dieses Recht wurde im 19 Jhd. dermaßen stark und allen weiteren Rechten übergeordnet, daß im Falle der sogenannten "Potatoe Famine" in Irland in den Jahren 1840ff. eine aus derunfaßbaren Not gebotene Hilfe durch staatlich verhängste Ausfuhrverbote von Lebensmitteln aus Irland unter Bezug auf den VORRANG DES PRIVATEIGENTUMS VOR DEM GEMEINWOHL (sic!) im Londoner Parlament verweigert wurde.
Die Folge waren fünf (von zehn) Millionen Tote. Die noch heute durch gezielte Fehlinformation als der "Kartoffelbleiche" zugeschrieben wird, die sich die Iren selbst zuzuschreiben hätten, weil sie (was für Zynimsus!) nur noch Kartoffeln angebaut hätten. Was notwenig war, weil sie sonst keien anderen Möglichkeiten mehr hatten, sich über Wasser zu halten, und weil außerdem (auch) die Kartoffel als Monokultur VON DEN LANDBESITZERN angebaut und monopolisiert wurde, um daraus Schnaps zu brennen, wofür sich wesentlich höhere Gewinner lukrieren ließen. Außerdem waren die (fast ausschließlich englischen) Landherren so schwer überschuldet, daß sie praktisch immer die Ernten "am Halm" verkauft bzw. verpfändet hatten, also gar keine Wahl mehr hatten, was mit der Ernte nun geschehen solle.
Was sich dann IM WESTEN im 19. Jahrhundert endgültig und ausschließlich durchgesetzt hat: Eigentum als allen übrigen Rechten vorgereihtes, vom Staat mit allen Mitteln zu verteidigendes absolutes Recht zu stellen.
Wozu es nur eine historische Korrelation gibt, der man Ursache-Wirkugs-Zusammenhänge zuschreiben muß. Es handelt sich um die Zusammenhänge mit dem aufsteigenden protestantischen Moralismus und dem gegen jede irdische Manifestation gerichteten bzw. wie in England direkt mißbrauchten, ja etablierten Puritanismus.
Morgen Teil 2) Der Eigennutz, die Skrupellosigkeit, die Gier und der Neid erfanden (und erfinden immer wieder neu, aber in stets wechselnden Kostümen) die Mär von der Relevanz leiblicher Nachkommenschaft für Besitz, Stand und Macht zur Utopie und Ideologie
Erstellung 1. Mai 2022 - Ein Beitrag zur