Der Tanz um ein Zentrum, das als und durch das erkennbar wird, was ausgelassen ist, und dem ganzen Bilde fehlt - Sie sehen, werter Leser, wie drehen uns hier ein wenig um ein Zentrum herum. Das aber im Film, wie gesagt (und er hat insgesamt viele Teile, wir bringen hier aber nur einen der ersten, die anderen sind bei Youtube leicht selber abzuholen, und das empfehlen wir sogar) nicht nur hinlänglich dargestellt wird, sondern auch einen so warmen Eindruck einer glücklichen Epoche bietet, den wir hier ein wenig in einen deutlich weiteren Horizont einbetten wollten.
Dieses Zentrum wird nämlich von den engelischen Filmemachern ganz erstaunlich objektiv und richtig dargestellt. Denn der Wohlstand der Epoche der Tudors, die die Engländer die Zeit von etwa 1460 bis 1530 nennen, war vor allem durch die Kirche so lebenswert gewesen. Denn wenn man genau zuhört (und das macht diese Serie eigentlich so bemerkenswert!) dann bekommt man die Aussagen herrlich duftend serviert. So duftend, daß zumindest ich mehere male eine regelrecht Sehnsucht nach einem Leben aufsteigen fühlte, das sich genau so abwickelt.
Es war ein Leben, das von den Kreisen her am äußersten ansetzte, nämlich der Religion, die damals noch überall in England selbstverständlich katholisch war. und das Leben in einen äußersten kosmischen Kreislauf eingebettet sah, der bei den Jahreszeiten anfing, und dem Dauer der Tage endete.
Denn die Erfindung der mechanischen Uhr war zwar bereits 200 Jahre zuvor geschehen, aber das Verständnis der Zeit war noch völlig anders. Natürlicher! Warum? Zeit wurde nicht "gemessen", das müßte man dazu sagen, das wird im Film nicht ausreichend präzisiert, ja sogar durcheinandergemischt.
Nichts regulierte das Leben als das, was einem täglich begegnete, das ist der Kern einer Antwort, wie ein zufriedenes, glückliches Leben, das prall gefüllt mit Leben ist, denn zu führen sei. Die Jahreszeiten selbst fanden wiederum in einem religiösen Jahreskreis seine Entsprechung und Überhöhung, der jeden Engländer in eine Atmosphäre des Glaubens einbettete, in der er mit jedem Atemzut Religion ein- und ausatmete. Immerhin war doch sein Leben Mächten ausgeliefert, die nicht in seine Verfügbarkeit standen!
Ob das Getreide wuchs, ob das Bier gärte, ob das Brot gelang - alles unterliegt nämlich, betrachtet man es (auch heute) genau, Prozessen, die nicht machbar sind. Die Wissenschaft mag herausgefunden haben, welche physikalischen oder chemischen Vorgänge man NOCH feststellen kann, schaut man den Geschehnisen in immere kleineren Einheiten zu. Aber WAS das ist? Das weiß auch der heutige Harvard-Absolvent nicht, das kann er nur hinnehmen: Es ist so.
Ein Leben mit Gott aber geht von der Frage nach dem Warum aus, nach dem Sinn. Das kann keine materialistische Wissenschaft. Und nur dieses Warum ist für das reale Leben von Bedeutung, denn die Techniken sind viel leichter verfügbar. Auch die haben übrigen die Klöster gespeichert, und das Wissen um die Handwerkskünste und die richtigen Wege zu einem möglichst sachgerechten Landbau sind auch in ihren Büchern seit Jahrhunderten und Jahrtausenden gespeichert und über alle geschichtlichen Wirren gerettet. Um dann wieder aktiviert zu werden, also die Lebensvollzüge zu "(in)-formieren".
Das Leben aber, das ist ein Geschenk, das man nur dankbar umfassen und begrüßen, vor allem aber erhoffen und erbitten kann. Es sind aber alles Dinge, die nicht in unserer Hand liegen, die unser Leben satt und inhaltsschwer machen, und die uns Freude und Glück vermitteln. Auch Leid und Tod, natürlich, denn so ist es eben, das Leben auf dieser Erde. Das ja noch beileibe nicht alles ist. Aber wer wollte sich nicht nach getaner Arbeit, deren Maß als Tagewerk vom Tag, dem Sonnenstand, den Sternenstand angezeigt wird. Sie sagen, welche Phasen des Lebens nun herrschten, und welche bevorstünden, und wie wir deshalb darauf zu antworten hätten,
Wie bemerkenswert im Film die Erklärung der Sommer-Sonnenwende vom 21. Juni, iich dachte ich höre nicht recht. Nicht dieses Gefasel von heidnischen Bräuchen, nirgendwo das hier als ideologische Pflichtleistung, als Opfer an den Gott des Nihil pausenlos dazugelieferte Gejammere von der bösen Kirche, die sich überall um der Macht willen draufgesetzt hat.
Stattdessen eine Erklärung, die wert ist, herausgehoben zu werden, sie hat auch mich inspiriert: An diesem längsten Tag ist auch durch die Sterne die Welt zu ihrer höchsten Realität gekommen. Die Welt blüht und wächst, alles ist getan, nun kann nur noch zugewartet, eine gute Ernte erhofft werden, und auch ein günstiges Wetter, auf daßo nichts vernichtet würde. Denn mit dieser Erfüllung der höchsten Voraussetzung einer blühenden, schönen, genußschaffenden Welt sind auch die bösen Geister zu ihrer höchsten Fülle gelangt, weil die Erde ihren größte Raum bietet, in den sie nun ausschwärmen können.
Und so sind an einem Zeitpunkt, der nur Freude verdient hätte, auch die Bedrohungen am massivsten zu erfahren. Das Land ist ungeschützt weil zu Feldern geworden. Es kann also leicht ein Feind einbrechen, alles verwüsten, und die schweißgetränkte Arbeit vernichten. Unwetter können alles erfrieren, Trockenheiten alles verdorren, Wasser alles verfaulen lassen, Tiere Seuchen zum Opfer fallen, und der Mensch ist ohnehin immer durch Typhus gefährdet. Den die Läuse verbreiten, durch die Pest, die aus den Fäulnissen ersteht, durch Malaria die von den Mücken der Sümpfe stammt, oder durch Unfälle.
Nur ein Schlag des Augenlids, und aus dem größten Glück einer wunderbar warmen, lebensvollen Jahreszeit wird das Unglück furchtbarster Not, von Tod und Elend. Wie fragil ist doch alles, und wie sehr kommt alles darauf an, mit Gott in einem lebendigen Dialog zu stehen, und seinen Willen zu tun, so gut man das vermag, auf daß sein Segen als sanftes Hingeleiten zur Erfüllung des Guten walte.
Und das heißt auf jeden Fall, dem Außen zu begegnen, und in diesem Außen Gott zu erkennen. Das beginnt beim Morgengrauen, wo die Sonne auf den Plan tritt, und der Mensch sich erhebt, um sein Tagewerk zu beginnen, geht über in die Mittagszeit, in der jede Mahlzeit die Ordnung unter den Menschen begründet und befestig. Wo sich alle an der Tafel versammeln, jeder an seinem Platz, und der Herr des Hauses selbstverständlich auch die besten Speisen erhält, an denen die übrigen partizipieren können.
Der auch ganz bewußt davon abgibt, und das keineswegs wahl- und unterschiedslos, sondern ordnend, Ordnung schaffend. Weil er sich genau überlegt, wen er vor allen auszuzeichnen hat - weil das Gelingen des Ganzen vom Blick auf das Obere abhängt, das nach unten hin formt, Form weitergibt - indem er ihm ein Stück von (seinem!) Braten zuteilt.
Sodaß der Beschenkte dann auch in seiner sozialen Stellung gebessert oder bestärkt ist. Immerhin hat ja jeder Hausherr ein mehr oder weniger zahlreiches Gesinde, das aus Alleinstehenden besteht, oder gar aus Glücklosen und Geschlagenen, die aber alle hier eine Heimat und ein Auskommen haben, ein soziales Gefüge, wo jeder seinen Platz und seine Identitä hat, und niemand das Nichts fürchten muß.
Selbstverständlich ist, die Schweine in die Wälder zu führen, wo sie sich ihre Eicheln und Buchecker selber suchen, um dann zu den Festzeiten ihre würzigen Schinken zu spenden. Selbstverständlich steht die Frau des Hauses (oder die Köchin) fünf Stunden am Spieß, geht es um das langsame Sieren einer Lammkeule, die unter geringer Hitze und ständigem Nachwürzen mit selbstgefertigten Kräutermischungen den Braten für den Herrn des Hauses bereitet.
Selbstverständlich wird das Brot unter Anwendung aller Kunst und Kenntnis für alle gebacken, selbstverständlich gebührt dem Abt das Weißbrot, das dem einfachen Bürger nicht zusteht, weil das besonders aufwendig gemahlene, feine und mehrfach gesiebte Weißmehl für den banalen Alltag zu teuer ist. Natürlich wird das Bier zentral im Hause gebraut, von dem damals täglich jeder durchschnittlich vier, fünf Liter trinkt. Tagsüber natürlich lediglich das leichtgebraute, das mit wenig Alkohol, während das für den Abend, das mit mehr Alkohol, bereits zu Anfang des Brauens, das jedes Haus täglich vornimmt, gleich zu Beginn abgeschöpft und zur Seite gestellt wird, damit diese Crema noch ein wenig länger gäre und die Herzen am Abend erhebe.
Notwendig auch, weil so die Gefahren des normalen Quell- und Brunnenwassers vermieden werden. Bier war da wesentlich gesünder. Denn daß die schlimmen Seuten und Krankheiten etwas mit Verunreinigung zu tun hatten, das war allen klar gewesen. Beim Brauen hat man im Abkochen die unerwünschten mikrobiotischen Gäste abgetötet, und der Alkohol hat dann auch späterhin schädliche Bakterien oder Viren verhindert. So ist auch die Lebenserwartung wieder deutlich gestiegen.