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Mittwoch, 18. Mai 2022

Gegenwart festnageln, um zu sein (1)

Die der Hautgrenze schon bedenklich nahe Verdichung der Technik, mit der iwr unseren einfachsten Alltag bereits umgebenhben, zwingt uns in einen fortwährenden Strom von Erledigungen und Tuens-Momenten, die das Leben selbst zu einem fortwährenden Strom machen. In dem wir aber keinen Ort weil keinen Halt mehr finden, somit nichts und niemand mehr sind, weil keine Identität mehr besitzen. Identität aber heißt, aus einem Chaos des ständigen HIntergrundrauschens, als einem unabgrenzbaren und unerkennbaren Ganzen, in Erkennbarkeit uns Selbst-Bewußtheit aufzutauchen.

Ob nicht diese Photographiersucht, in der das Photo von einem ständig bereitgehaltenen SmartPhone (etc.) das "richtige Erleben" ersetzt, auch so zu begreifen ist. Das in dieser Form ja bereits nur die Verlängerung eines sich seit Jahrzehznten bzeichnenden Photographierwahns bedeutet, denn schon in den 1970ern haben sich jene Existenzen erkennbar gemacht, die pausenlos ihre neuen Instandkameras und Kleinbildformate gezückt hatten, um alles und jedes auf Bild zu banenn, noch ehe es überhaupt "erlebt" war.

Das inflatiionierte Bild ist also eine Reaktion auf ein MÖGLICHERWEISE ZU ERLEBENDES, GEAHNTES; von uns aber mangels Identität und Selbstbewußtheit nicht mehr teilbares Amorphes der "Welt" Erlebensfeld - "Landschaft" - zusammenzufassendes, also "Etwas", also überhaupt erst "Erlebtes". Es soll vorbeuge, es soll ein ARchiv anlegen, damit eines Tages aus diesem Hintergrundgeräusch doch noch ein Ich herausgelöst werden kann. Dazu soll also nichts "verloren gehen", weil alles Bedeutung haben KÖNNTE, wir nur zu unsicher sind, ob wir diese Bedeutung überrhaupt noch (gegenwärtig) feststellen können. Also photogrpahieren wir auf Vorrat, weil auch unserem ganzen übrigen Leben jede Bestimmung fehlt, die als Zielpunkt die Beurteilung des Gegenwärtigen und Begegnenden in seiner Bedeutung festlegen ließe. Wo keine Identität, da kein Werturteil.

Und keine Interpretation, in der erst ein Erlebtes möglichst wahrheitsgetreu, zu einer Art Kunstwerk somit gemacht würde. Auch die Erinnerung an die eigenen Verangenheit hat somit ihren Charakter verändert. Sie ist heute ein Interpretieren von Noch-nicht-Interpretiertem, das Ordnen von Stoff, nciht das Erinnern an ein Etwas,also einem beriets geordneten Stoff.

Die Tatsche, daß die eigene Erfahrung, bestätigt von entsprechenden Untersuchungen (auch der Wahn, alles und jedes zu untersuchen, kommt aus diesem verzweifelten weil unrerfüllten Ordnungssehnen; deshalb "glauben" wir auch Utnersuchungen mehr als der eigenen Erfahrung, oder der von Gewährsleuten, von denen wir kaum noch welche haben) zeigt, daß zwar immer mehr Photos gemacht werden, aber die Lust, sie jemals wieder anzusehen, praktisch verschwunden ist. Im Grunde könnte man allesAufgenommene sofort wieder löschen.

In alledem beachte man das "Selfie", das das eigene Ich zu einem Etwas machen soll, indem es verortet wird, in einen Hintergrund und damit Deutungszusammenhang gestellt wird, denn erst der läßt ja Identität entstehen.

So können wir eine noch größere, zusammenfassende Line entdecken, in der sich die nun zur pausenlos-instantanen Photomanie mutierte Abbildewut als logisches Stadium der sozialen, kulturellen, künstleirschen Entwicklungen der letzten fünf Jahrhunderte eingebettet erkennbar werden. Auf ihrer jeweiligen Ebene, sich gegenseitig befeuernd wie befruchtend, ist die Renaissance als der erste Schritt feststellbar, in der sich der Mensch überhaupt selbst abbildete (bzw. abbilden ließ, denn ein anderes Medium gab es ja nicht.) Parallel dazu wurde die Landschaft abgebildet, an welchem Begriff sich bereits das Auflösen des menschlichen Empfindens aus der Geborgenheit in einer (ihrem Wesen nch grenzenlosen) Natur erkennbar macht. Nun braucht es definierte, bewußt werdende Elemente es Selbst, es braucth somit auch eine fragmentierte, in Einzelbilder auseinanderfallende Natur - als die Umgebung der Landschaften, die das Individuum einerseits berge, anderseits dann definieren weil mit einer höheren Deutung umgeben.

Und in dieser Linie hat sich dann die Technik des Visuellen entwickelt. Von einem Selbstbewußten Aussagen "das BIN ich", wandelte sich die Abbildetechnik zu einem Archivieren, zu einem Sammeln von Eindrücken, die in immer kürzeren Abständen geschossen, ihrer Auswertung immer mehr harren mußten. Zugleich stieg das Bedürfnis nach technischer "Identität", weil eine fehlende Interpretaton auch gleichbedeutugn mit fehlener Wirklichkeit ist. Also wächst die Anhgst, durch Velrust eines technisch feststellbaren "Details" ("Tiefenschärfe", Anzahl der Pixel, Tele- und Weitwinkel-Objektive, Rundumschüsse "Panorame" und so weiter, überall läßt sich dieser Aspekt herauslesen) Gleichzeitig kam die "Stellungnahme" abhanden, wurden die Bilder immer weniger Kusntwerke sondern bloße 1:1-Ablichtungen, schließlich nur noch Umsetzungen in technische Impulse wie beim digitalen Bild, das überhaupt keinen natürlichen Faktor des Abgebildeten mehr trägt.

Während sich im analogen Bild wenigstens noch der wahrhaftige natürliche und reflektierte Lichtstrahl zeigt, fehlt das im Digitalen bereits völlig, und ein unbeteiligter Programmierer lenkt die Kameratechnik so, daß sie zu einem Bildschirmergebnis kommt, das "in den Augen des Programmierers ungefähr dem erwarteten Interpretieren eines Bildmoments entspricht". Immerhin ist ja alles Gesehenhe nur sichtbar durch Reflexion, sodaß das Reflektierende das Reflektierte, also den zurückgesandten Lichtstrahl, verändert, mit einer Charakteristik des sichtbaren Gegenstandes selbst versieht. 

In der digitalen Photographie ist also die eigentliche Aufnahmesituation ausgeschaltet, dem reflektierten Licht der Weg abgeschnitten. Das abgebildete Objekt ist somit aus dem Abbild verschwunden. Was sich am Bildschirm des digitalen Aufnahmegeräts zeigt, ist somit bereits ein eigenes Bild! Und er Operateur entscheidet, wieweit diese Interpretation bereits seiner entspricht, oder läßt sich überhaupt die Interpretation aus der Hand nehmen, weil ihm vielleicht die Technik zu kompliziert ist, die er nun bedienen müßte.

In diesem Auseinanderfall verbirgt sich aber eine andere, nächste, weitere Stufe, die wir ebenfalls mit der Zeit des endenden Mittelalters - ja, das WAR das Ende das Mittelalters: Das Ding löste sich von der Bedeutung, Sinn und Gegenstand sind seither auseinandergefallen - die Beschriftung begann, in der der Sinn vom Gesehenen imme rmehr abgewichen ist. Wen wundert nun noch, daß just zu diesem Zeitpunkt der glaube an die Transsubstantiation, also die reale Verwandlung von Brot und Christus in der Heiligen Wandlung, zu wanken begann, und in der Reformation dann auseinadnerfiel. Während heute der Glaube an die Realpräsenz Gottes in der Heiligen Kommunion wohl so gut wie verschwunden sein dürfte.

Dieses zentralste reiligiöse Geheimnis dieser abendländischen Kultur ist in seiner Bedeutung deshalb für uns gar nicht mehr nachvollziehbar. Aber die gesamte Kultur wurde auf dieser realen Gegenwart Gottes aufgebaut, und hat sich buchstblich vom Zentrum der Welt selbst aus entwickelt. Denn keineswegs ist ja die Religion das, was den religiösen Menschen ZUERST bestimmt, sondern es ist das, was die Religiosität gewisermaßen auffängt und in Gestalt bringt. Mit der beginnenden Rationalisierung aber, die somit selbst bereits ein persönlicher Schritt der jeweiligen Proponenten ist, und deshalb auf Veränderungen in der Liturgie und der Reaktion auf Gott selbst zurückgehen muß, begann der Glaube an die Einheit von Sinn und Welt zu schwanken. Der heute praktisch aufgelöst ist.

Wir haben es also noch mit viel mehr zu tun: Wir haben es mit einem völligen Verlust der Sakramentalität zu tun. Die Reformation zeigt also genau, in welche Richtung es fortan laufen würde. Mit dem Verlust des Eides, in dem Sprache und Verbindlichkeit auseinanderfielen, hat sich auch das Sakrament aufgelst. Dem die Auflösung des Ritus einhergeht, in dem jede menschliche Handlung uninterpretiert und uninterpretierbar weil unverbindlich wird. Und es ist ja auch so zu beobachten: Weder Ritus noch Sakrament spielen im realen Leben der Menschen heute noch eine keine Rolle.

Hier schließt sich der Kreis zur Photographie durch den Gebraucht der Handys und Kleinaufnahmegeräte wieder. Was in der Überwachungskamera seinen noch deutlichere, vermutlich schon ultimativen Ausdruck findet, ist der völlige Verlust des Vertrauens auf die Welt, die Dinge, die Menschen, um sie einer möglichen Interpretatoin immer offenzuhalten. Denn im Verfall des Vertrauens ist auch das Vertrauen ins eigene Urteil verdunstet. Damit hat die Welt ihre Sicherheit verloren, und ist unbewohnbar geworden, es sei denn, man umgibt sie mit hohen Mauern und Checkpoints zum Eintritt. Die nun zeitigt, was wir gerade Erleben: Denn wir erleben gerade, daß die reinen Aufnahmedaten gleichermaßen jedes Vertrauen verlieren.

Morgen Teil 2) Generelle Blindheit heißt: Auf allen Gebieten